Prozess hat begonnen Witterschlicker rastete immer wieder aus

Alfter-Witterschlick · Ein 36-Jähriger aus Witterschlick muss sich wegen zehn verbundener Strafbefehle und Anklagen vor dem Bonner Landgericht verantworten.

 Dem Gericht musste sich ein 36-jähriger Mann aus Witterschlick stellen.

Dem Gericht musste sich ein 36-jähriger Mann aus Witterschlick stellen.

Foto: dpa/Arne Dedert

„Ich bin seit Jahren immer wieder wegen meiner Epilepsie und meines Tourette-Syndroms im ganzen Dorf gemobbt worden.“ Mit diesen Worten versuchte ein 36-jähriger Mann aus Witterschlick dem Gericht zu erläutern, warum er sich derzeit wegen  unzähliger Beleidigungs-, Bedrohungs- und Körperverletzungsdelikte verantworten muss. Vor der 3. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat ein Verfahren begonnen, für das insgesamt zehn Strafbefehle und Anklagen verbunden wurden, die für sich genommen bis auf eine Ausnahme normalerweise vor einem Amtsrichter verhandelt würden.

Ob die erwähnte Eigendiagnose tatsächlich zutreffend ist, bleibt allerdings fraglich. Dem Angeklagten könnte aber statt einer Haftstrafe die dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung drohen. Ausschlaggebend dürfte hier das Gutachten eines unabhängigen Sachverständigen werden.

Schläge auch gegen die Mutter

Der Schwerpunkt der Taten lag in den Jahren 2019 und 2020: Immer wieder beleidigte, bedrohte und schlug der Angeklagte Nachbarn, Bekannte, seine damalige Freundin und sogar seine Mutter. Im Großen und Ganzen räumte er die meisten Vorwürfe auch ein.

Nur die Attacke auf das Auto einer angeblichen weiteren Ex-Freundin, bei dem er am 9. Dezember 2020 sogar einen Baseballschläger zum Einsatz gebracht haben soll, wies er weit von sich: Weder sei er mit der Besitzerin des Wagens liiert gewesen, noch habe er das Fahrzeug beschädigt. Da seien sicher Trittbrettfahrer am Werk gewesen, die seinen schlechten Ruf nutzen wollten, um den Verdacht von sich selber abzulenken.

Eigentlich ein netter Kerl

Zentral scheint das Verhältnis zu seiner ehemaligen Freundin zu sein, mit der er auch ein gemeinsames Kind hat. Die 46-Jährige war als erste Zeugin in dem Verfahren geladen: Das mitunter angespannte Verhältnis habe eine große Rolle für die beiden „schlechten Jahre“ seines Mandanten gespielt, sagte dessen Anwalt. Die langjährige Partnerin wisse genau „welche Knöpfe“ sie drücken müsse, um den Angeklagten zum Ausrasten zu bringen. So versuchte er auch nach Kräften zu verhindern, dass sich das frühere Paar vor Gericht wiedersah.

Die Kammer versprach sich allerdings gerade von dem Aufeinandertreffen weitere Erkenntnisse. Schließlich war der unter anderem wegen Drogendelikten vorbestrafte Angeklagte bereits rechtskräftig zu einer Geldstrafe verurteilt worden, nachdem er die Frau zu Boden geschubst hatte. Er sei eigentlich ein netter Kerl, man habe nur niemals über seine persönlichen Probleme mit ihm sprechen dürfen. Wegen der häufigen Streitereien habe man daher eine „On-off-Beziehung“ geführt. Den derzeitigen Status beschrieb sie mit „eher off“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort