Verein „Togo-Kinder Zukunftschance“ in Alfter Schnitzen, zeichnen, Stoffe färben

Alfter-Oedekoven · Der Verein „Togo-Kinder Zukunftschance“ hat mit der „Ma-Helga-Kunstschule“ ein neues Projekt initiiert. Der Verein fördert begabte Mädchen und Jungen aus armen Verhältnissen.

„Die Kinder wollten jeden Tag nur Kunst machen. Sie haben wirklich ihre Kreativität und Fantasie in die Realität gebracht. Sie haben mitgemacht, mitgedacht, manchmal vor- und nachgedacht“, schreibt Hyacinthe Kolou aus Novissi im westafrikanischen Togo an Roswitha Weber aus Oedekoven. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende von „Togo-Kinder Zukunftschance“ und war bis 2009 Leiterin der Georg-von-Boeselager-Sekundarschule in Heimerzheim.

Der Verein fördert zum einen begabte Kinder aus armen Verhältnissen direkt durch Patenschaften und unterstützt zum anderen die Eltern der Kinder beim Aufbau einer nachhaltigen Existenzmöglichkeit mit Hilfe von Landwirtschaft.

In der E-Mail berichtet der Vereinslehrer Kolou von dem neuen Projekt der „Ma-Helga-Kunstschule“ für die 106 Kinder der Begabtenförderung in den Dörfern Kusuntu und Novissi. „Mit großer Freude und Zufriedenheit teile ich dir mit, dass das Projekt ein großer Erfolg war. Die Lehrer waren auch sehr zufrieden, mit den Kindern gearbeitet zu haben. Jeder wollte mitmachen, jeder wollte lernen.“

An die auf Deutsch verfasste Nachricht hat er Bilder angehängt. Sie zeigen Kinder zwischen neun und 15 Jahren beim Schnitzen, Malen, Korbflechten und Batiken, beim Tanzen und Essen. Viele tragen die T-Shirts des Vereins, nicht weil sie müssen, schließlich sind Ferien, sondern weil sie es wollen.

Fünf Tage lang haben sie sich von 8 bis 15 Uhr auf den Schulhöfen in Kusuntu und Novissi unter den Mangobäumen getroffen, um mit Künstlern aus der Region zu arbeiten. Diese malen und zeichnen mit ihnen, lehren aber auch das traditionelle Kunsthandwerk wie Korbflechten, Schnitzen und Stoffe färben.

Gefördert werden begabte Mädchen und Jungen aus armen Verhältnissen

Das Projekt hat mehr als 1300 Euro gekostet und wurde durch eine Spende der Bonnerin Helga Domscheit finanziert. Sie hat selbst ein Patenkind und stellte dem Verein 1500 Euro zur Verfügung, mit denen die Lehrer bezahlt, Materialien gekauft und für Verpflegung gesorgt werden konnte. Denn auch das Essen „ist besonders wichtig“, sagt Roswitha Weber. „Sie hatten jeden Tag Huhn, Fisch oder Fleisch und Gemüse. Die Kinder dort bekommen so etwas sonst nur einmal im Jahr. Für sie ist es ein Festessen. Diese Woche soll für sie unvergesslich sein. Sie sollten Spaß haben und ihr Kreativpotenzial entwickeln.“

Die Materialien und Lehrer stammen aus Togo, gesprochen wird die Amtssprache Französisch, damit die vielen Stammesdialekte kein Kommunikationshindernis darstellen. Der Verein will aber nicht, dass man nur nach europäischen Methoden und Vorbildern arbeitet. Laut Roswitha Weber geht es bei dem Projekt und dem Engagement des Vereins immer auch darum, „eine kulturelle Identität zu fördern. Ich bin überzeugt, dass Kinder, die eine positive kulturelle Identität entwickeln, auch motiviert sind, für ein gerechtes Umfeld in ihrer Heimat zu arbeiten.“

Die präsidiale Republik Togo ist zwar kaum von gewaltsamen Konflikten betroffen, Amnesty International klagt aber über eingeschränkte Meinungsäußerungsrechte und Kinderhandel. Viele Menschen leben in Armut.

Die Mitglieder von „Togo-Kinder Zukunftschance“ wollen durch Bildung bessere Perspektiven für die Patenkinder und ihre Familien erreichen, die ihnen im Erwachsenenalter auch unabhängig von Hilfsorganisationen erhalten bleiben. Dazu kann ebenso die Kunst beitragen, findet Roswitha Weber. „Die Förderung der Kreativität kann entwicklungspolitischen Nutzen haben. In anderen Ländern ist zum Beispiel das Kunsthandwerk ein Wirtschaftsfaktor.“

Die Ergebnisse der Kunstwoche werden in den Klassenräumen ausgestellt. Von den Grußkarten, die jedes Kind gezeichnet hat, wählten sie mit einer Jury per Abstimmung an jedem Standort die zehn besten Exemplare aus. Weber: „Ich versuche immer, kleine demokratische Prozesse einzubinden. Die Karten bekommt Helga Domscheit. Als Dankeschön.“

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