Interview mit Jan Peter Meier Schulleiter spricht über das Konzept und die Zukunft der Waldschule

Seit 30 Jahren fördert die Waldschule in Alfter-Witterschlick Mädchen und Jungen, die Probleme in ihrer emotionalen oder sozialen Entwicklung haben - als einzige Schule im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. An diesem Samstag feiern Lehrer, Eltern, Schüler und Gäste das Jubiläum mit einem großen Schulfest.

 Jan Peter Meier leitet die Waldschule seit gut vier Jahren.

Jan Peter Meier leitet die Waldschule seit gut vier Jahren.

Foto: Hannah Schmitt

Die Waldschule in Witterschlick besteht seit 30 Jahren. Hat es in der Zeit viele Veränderungen gegeben?
Jan Peter Meier: Es gibt einen wesentlichen Unterschied zu früher. Inzwischen sind wir eine Angebotsschule. Das heißt, die Eltern entscheiden bei entsprechend festgestelltem Förderbedarf, ob sie ihre Kinder zu uns oder in eine Regelschule schicken. Und zum anderen ist im vergangenen Jahrzehnt das Spektrum an Problembereichen größer geworden. Diese reichen von Kindern, die sich schlecht konzentrieren können und eine hohe innere Unruhe haben, bis hin zu Kindern mit diagnostizierten psychiatrischen Störungsbildern.

Welche Kinder besuchen denn die Waldschule?
Meier: Wir fördern Schüler der Klassenstufen eins bis sechs, die verunsichert, aggressiv oder frustriert sind, die Beziehungen mit anderen nur eingeschränkt aufnehmen können. Hierzu gehört auch ein größer werdender Anteil an Kindern mit Autismus. Viele der Schüler, die zu uns kommen, sind in ihren bisherigen Schulen aufgrund ihrer Verhaltensweisen immer wieder angeeckt. Häufig standen sie unter einem negativen Fokus. Ihnen und auch ihren Eltern ist dann bei einem Wechsel an unsere Schule eine deutliche Entspannung anzumerken.

In Bornheim sorgen sich die Menschen aufgrund der geplanten Schulgesetzänderung um die Verbundschule. Haben Sie auch Sorge, dass es die Waldschule bald nicht mehr geben könnte?

Meier: Es ist die Frage, wie das Gesetz nachher ausgestaltet wird. Ich bin der Meinung, der Elternwille sollte für eine Entscheidung über den schulischen Förderort maßgeblich sein. Dann habe ich keine Sorge um den Erhalt unserer Schule. Es gibt aber immer unterschiedliche Strömungen in der Politik, so dass es sein könnte, dass unsere Schule im Bestand durch die Verordnungen gefährdet wäre. Meiner Ansicht nach darf es aber dazu nicht kommen. Die an dieser Schule konzentrierte sonderpädagogische Kompetenz verteilt sich sonst zu sehr auf die Breite, wenn nur noch wenige Sonderpädagogen an vielen Regelschulen tätig sind.

Dann sehen Sie die Inklusion in Regelschulen als einzige Variante eher skeptisch?
Meier: Die Erfahrung zeigt mir, dass es Schüler gibt, die im Regelschulsystem mit sehr hohem finanziellen und personellen Aufwand betreut werden können. Ein Großteil unserer Schüler allerdings würde auch dann noch dort untergehen. Es gibt Schüler, die in einem zu großen Schulsystem nicht zurechtkommen. Da ist meine Sorge, dass sie eher den Weg komplett aus der Schule finden, und das wäre ein großer Verlust.

Wie lange bleiben die Kinder in der Regel an der Waldschule?
Meier: Das ist unterschiedlich. Wir sind als Grundidee aber eine Durchgangsschule, die die Kinder wieder in die Regelschule zurückführt. Dieser Prozess wird langfristig unter Beteiligung der Eltern, Schüler und Lehrer der aufnehmenden Schule vorbereitet. Außerdem geben wir die Möglichkeit, vor dem Schulwechsel ein Praktikum in der Regelschule zu machen.

Wie viele Kinder führen Sie zurück in Regelschulen?
Meier: Von den Schülern, die die Schule verlassen, gehen 80 Prozent zurück in die Regelschule. Die anderen werden auf weiterführenden Förderschulen weiter gefördert.

Wenn Sie auf die Schule schauen, worauf sind Sie besonders stolz?
Meier: Auf unsere Gemeinschaft in der Schule, die von allen mitgetragen wird. Sowohl allen, die in der Schule arbeiten, als auch den Schülern und Eltern. Da bin ich stolz drauf, denn das ist der Schlüssel dazu, dass die Schüler gerne kommen.

Und was wünschen Sie sich für die nächsten 30 Jahre?
Meier: Dass wir als Förderschule mit unserer sonderpädagogischen Kompetenz weiter bestehen und diese Kompetenz auch beratend weitergeben können.

Zur Person

Jan Peter Meier ist 44 Jahre alt und lebt in Königswinter. Seit viereinhalb Jahren leitet er die Waldschule Alfter mit Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Im Schuldienst ist er seit 14 Jahren. An der Förderschule werden derzeit 67 Mädchen und Jungen von elf Sonderpädagogen unterrichtet.

Schulfest

Mit einem großen Schulfest an diesem Samstag, 25. Mai, begeht die Waldschule Alfter, Förderschule des Rhein-Sieg-Kreises für emotionale und soziale Entwicklung, Witterschlicker Allee 6, in Alfter-Witterschlick ihr 30-jähriges Bestehen. Das Fest beginnt um 12 Uhr. Geplant sind musikalische Aufführungen, Grillen und auch Spielstationen. Außerdem wird die dritte Gruppe der Fördernden-Offenen-Ganztags-Schule (FOGS) eingeweiht. Mit dabei sind Landrat Frithjof Kühn und Kreisschuldezernent Thomas Wagner. Gäste sind willkommen.

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