Schulgründung SPD will neues Gymnasium in Alfter nach jungem NS-Opfer benennen

Alfter · Zum Schuljahr 2023/24 soll ein dreizügiges Gymnasium in Alfter an den Start gehen. Doch wie soll die Schule heißen? Die SPD schlägt die Benennung nach einem Opfer der Nationalsozialisten mit Alfter-Bezug vor.

 Im früheren Hauptschulgebäude in Oedekoven soll das neue Gymnasium unterkommen.

Im früheren Hauptschulgebäude in Oedekoven soll das neue Gymnasium unterkommen.

Foto: Christoph Meurer

Die Alfterer SPD möchte das Gymnasium, das in der Vorgebirgsgemeinde gegründet werden soll, nach Viktoria Tschupwina benennen. Dazu hat die Fraktion einen Antrag zur Sitzung des Gemeinderats am 29. September gestellt, der dem General-Anzeiger vorliegt. Wie berichtet, soll in Alfter zum Schuljahr 2023/24 ein dreizügiges Gymnasium an den Start gehen, sofern die 84 notwendigen Anmeldungen zusammen kommen. Einen Namen hat die Schule noch nicht.

Bei Viktoria Tschupwina handelt es sich um eines von mindestens 19 Kindern, die im Dritten Reich in einer sogenannten Ausländerkinder-Pflegestätte zu Tode gekommen sind, die sich an der Straße Landgraben befunden hatte. Während des Zweiten Weltkriegs schufteten auf dem heutigen Gebiet der Gemeinde Alfter etwa 530 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, vor allem in der Landwirtschaft und der Tonindustrie.

Zum Teil sind nicht einmal die Namen der Kinder bekannt

In der Ausländerkinder-Pflegestätte wurden Kinder von Zwangsarbeiterinnen so lange vernachlässigt, bis sie starben. Von einigen ist nicht einmal der Name bekannt. Die Gemeinde Alfter hat das Geschehene, soweit es die Quellenlage bislang zulässt, in einer Dokumentation aufgearbeitet.

Von Viktoria Tschupwina ist bekannt, dass sie am 30. Mai 1944 geboren wurde und am 20. Oktober 1944 an Organ- und Gewebeverkümmerung starb. Ein Grab besitzt sie nicht. Gemeindearchivar Jens Löffler legt in der Dokumentation dar, dass der Leichnam „zu klinischen Zwecken verwandt“ wurde.

Die Benennung des Gymnasiums nach Tschupwina wäre nach Ansicht der SPD eine Chance, dem Leben des Kindes entgegen dem Handeln der Täter von damals zu einer Bedeutung zu verhelfen. „Ihr Name soll stellvertretend für alle im Pflegeheim umgekommenen Kinder die Erinnerung an die schrecklichen Taten wachhalten und mit dazu beitragen, dass wir solche Zeiten nie wieder zulassen“, heißt es in dem Antrag der SPD weiter.

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