Konferenz an der Alanus Hochschule Studenten diskutieren in Alfter über „Generation Y“

Alfter · Alanus-Studenten setzen sich in Alfter bei einer Konferenz mit dem Thema „Wie wir miteinander leben wollen“ und der Haltung der „Generation Y“ auseinander. Dazu gehören Vorträge, Diskussionen und Workshops.

 Auf dem Podium: Der Schweizer Unternehmer Daniel Häni (links) mit Ex- Piratin Marina Weisband und Moderator Börries Hornemann.

Auf dem Podium: Der Schweizer Unternehmer Daniel Häni (links) mit Ex- Piratin Marina Weisband und Moderator Börries Hornemann.

Foto: Stefan Hermes

„Wie wollen wir zukünftig miteinander leben?“: Diese Frage stellten sich sieben Studierende aus den Fachbereichen Wirtschaft neu denken, Ästhetische Bildung, Architektur und Kunst der Alanus Hochschule im vergangenen Oktober mit Blick auf die diesjährige Bundestagswahl, den erstarkenden Populismus und die damit verbundene Suche nach einer Haltung der „Generation Y“ gegenüber den Herausforderungen der Zeit.

So viel zur Theorie. Daraus entstand schließlich die Idee, den Kreis der Diskutanten zu erweitern. „Konkret angefangen haben wir dann erst im März“, sagt Isabella Escobedo, umgeben von etwa 170 Teilnehmern, die sich nun zwei Monate später auf der Konferenz „Wo lang? – Wie kommt das Neue in die Welt?“ in Alfter eingefunden haben.

Der Betriebsamkeit auf dem Campus II an der Villestraße nach zu urteilen, bewegt die Frage nach dem wo’s langgehen könnte, viele Menschen. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops, in einer Kunstausstellung und Filmen sowie bei einem „Markt der Initiativen“ standen von Freitag bis Sonntag Themen und Gesprächsangebote zur direkten Demokratie, zum bedingungslosen Grundeinkommen und zivilem Ungehorsam im Mittelpunkt.

Flankiert wurden sie von gesellschaftspolitischen und sozialen Fragestellungen, die sich von der Digitalisierung über die „Möglichkeiten einer anderen Welt“ bis hin zur Aktionskunst auffächerten. Kaum jemand, der es scheute, sich trotz Hitze an der langen Reihe von Ständen lokaler Projekte oder Aktionsgruppen zu informieren.

Es geht um direkte Demokratie und zivilen Ungehorsam

Der Verein „FreiRaum Alfter“, der sich seit den 80er Jahren für günstigen Wohnraum und neue Formen des gemeinsamen Wohnens und Wirtschaftens einsetzt, konnte Interessierte von seinem Programm ebenso überzeugen wie die Initiative „Foodsharing“, die sich für die Rettung von Lebensmitteln einsetzt. Das junge Start-up „Wertewandel“ aus Bonn stellte ein Modell vor, Bonuspunkte für fair gehandelte Produkte zu vergeben, um sie dann bei nachhaltigen Produkten wieder einzusetzen. Vertreten war auch die Initiative „Bonn im Wandel“, ein Projekt- und Ideenlabor.

Impulsvorträge zum Komplex bedingungsloses Grundeinkommen lieferten der Frankfurter Soziologe und Philosoph Sascha Liebermann sowie der Basler Wirtschaftsprofessor Philip Kovce. Darüber hinaus wurde aber auch der Satz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ von Joseph Beuys in einem Workshop mit Brigitte Krenkers vertieft, die schon mit Beuys und seinem Meisterschüler Johannes Stüttgen an der Düsseldorfer Kunstakademie über direkte Demokratie diskutierte und Mitbegründerin der Initiative Volksentscheid gegen Atomanlagen (1986) war.

Volksabstimmung wird kontrovers diskutiert

Der 72-jährige Künstler Stüttgen hielt das vielbeachtete Referat „Wie kommt das Neue in die Welt?“. Für Isabella Escobedo war es wichtig, von Stüttgen zu hören, dass es bereits die Ideen sind, die wir in uns tragen, die unser Handeln beeinflussen und dadurch wirksam werden können. „Er gab das Beispiel ‚Mir schwant etwas‘, das er von dem Schwan ableitete, der etwas ausbrütet. Das fand ich sehr schön“, sagte Escobedo und beeilte sich, die Diskussion zwischen Marina Weisband und Daniel Häni nicht zu verpassen.

Die Ex-Geschäftsführerin der Piratenpartei und der schon seit 26 Jahren für das bedingungslose Grundeinkommen eintretende Schweizer Unternehmer Häni erläuterten, auf welche Weise unser Zusammenleben digital oder unmittelbar weiterentwickelt werden kann. Wobei Häni auf die Unterschiede der Demokratien in Deutschland und der Schweiz hinwies.

„Bei uns sind die Politiker Angestellte des Volkes. In Deutschland habe ich den Eindruck, dass es die Chefs sind“, sagte er. Kontrovers diskutierten beide das Thema der Volksabstimmung, waren sich jedoch einig darin, dass es für eine Demokratie wichtig sei zu wissen, wie sich die Meinung unter den Menschen verteilt. „Viele Inhalte haben in der Konferenz keinen Platz mehr gefunden“, sagte Escobedo. Doch: „Nach der Konferenz ist vor der Konferenz.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort