Grenzbaum im Kottenforst Süßes aus dem Kamelleboom

Alfter/SWISTTAL · Die Heimatfreunde Roisdorf wollen den alten Grenzbaum im Kottenforst zwischen Alfter, Bornheim und Heimerzheim erhalten. Besonders, weil der bisherige Eigentümer das Grundstück, auf dem er steht, verkaufen will.

 Er zeigt, wie's geht: Ernst Gierlich, Vorsitzender der Heimatfreunde Roisdorf, bestückt den Kamelleboom mit Bonbons, die durch die untere Öffnung wieder herausfallen.

Er zeigt, wie's geht: Ernst Gierlich, Vorsitzender der Heimatfreunde Roisdorf, bestückt den Kamelleboom mit Bonbons, die durch die untere Öffnung wieder herausfallen.

Foto: Axel Vogel

Er ist ein beliebter Treffpunkt, viele Wanderer und Radfahrer rasten hier: der Kamelleboom im Kottenforst. Im Spätmittelalter markierte er die Grenze zwischen den „Herrlichkeiten“ Alfter, Bornheim und Heimerzheim, sagt Ernst Gierlich, Vorsitzender und Gründer der 1991 ins Leben gerufenen Heimatfreunde Roisdorf. Herrlichkeiten waren lokale Verwaltungseinheiten der kurfürstlichen Zeit.

Eigentlich gibt es heute zwei Exemplare des Kamellebooms: Vom ursprünglichen Baum besteht noch der hohle Stamm, den die Heimatfreunde mit Beton haben ausgießen lassen, damit er weiter aufrecht steht. An seinen alten Platz haben die Heimatvereine eine Linde gepflanzt. „Kamelleboom“ steht auf einem Stein davor. „Alte Grenzeiche 1477-1977, neu gepflanzt 1978, Heimatvereine Alfter und Bornheim“.

Familien nutzen den alten Kamelleboom oft noch in seiner ursprünglichen Funktion: Wenn ein Kind seinen Kopf unten in die Höhlung des Stamms hineinsteckt, kommen ihm Kamelle entgegen. Der Legende nach gehe der Brauch auf „Duebeusche“, Bauersfrauen aus den Dörfern an der Swist, zurück, erzählt der promovierte Historiker Gierlich. Sie gingen zu Fuß durch den Wald, um ihre Waren zur Roisdorfer Station der 1844 eröffneten Bonn-Cölner Eisenbahn zu bringen.

1977 wurde der Baum umgestoßen

In Köln verkauften sie auf dem Markt Obst und Gemüse. Abends liefen ihnen auf dem Heimweg von der Bahnstation ihre Kinder entgegen, die darauf warteten, mit aus der Stadt mitgebrachten Süßigkeiten beschenkt zu werden. Dazu warfen ihre Mütter die „Kamelle“ oben in den hohlen Stamm des Kamellebooms. Grenzbäume waren oft verwachsene Bäume, weiß Gierlich. „Man ließ sie bewusst schief wachsen oder stellte zwei Bäume so nah aneinander, dass sie ineinander verwuchsen“, sagt der 63-Jährige. Denn so waren sie als Bauholz nicht interessant und wurden nicht abgeholzt.

Ob der alte Kamelleboom nun tatsächlich mehr als 500 Jahre lang auf der Wegekreuzung stand, ist nicht exakt zu ermitteln. Klar ist jedoch, dass er im Jahr 1977 von einem schweren Waldfahrzeug umgestoßen wurde. Sein Alter wurde aus den Jahresringen geschätzt, so Gierlich. „Man munkelte damals, dass der Baum nicht infolge eines Unfalls umfiel, er vielmehr absichtlich zu Fall gebracht wurde, um den knorrigen Stamm zu bearbeiten und als Vorgartenzierde zu nutzen“, schreiben die Heimatfreunde auf ihrer Internetseite.

„Kamelleboomömkippmaschin“

Traditionsbewussten Waldarbeitern sei es zu verdanken, dass er heute noch im Kottenforst stehe: Sie holten ihn zurück und betonierten ihn unweit des alten Standorts ein. Legendär ist in Alfter die monströse „Kamelleboomömkippmaschin“, die der Alfterer Jakob Reuter (1927-1980) für den Karnevalsumzug konstruierte und dort vorführte. Reuter, der sich sozial stark engagierte und nach dem mittlerweile eine Straße in Alfter-Ort benannt ist, nutzte den Veilchendienstagszug stets, um auf Missstände und politische Verfehlungen hinzuweisen. Wenig später wurde denn auch der neue Kamelleboom gepflanzt, der heute bereits recht stattlich wirkt.

Wichtig ist es den Heimatfreunden, den Baum zu erhalten. Auch, wenn der bisherige Eigentümer das Grundstück, auf dem er steht, verkaufen will. Deshalb haben die Heimatfreunde einen Interessenten für das Land gesucht und gefunden, der mit ihnen eine vertragliche Vereinbarung trifft. Darin will sich der Verein verpflichten, den Baum zu befestigen und für die nächsten Jahre zu erhalten.

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