Entsorgung im Rhein-Sieg-Kreis Unterwegs mit den Mülldetektiven

Alfter · Gerd Schmitz und Daniel Wicharz sind im Rhein-Sieg-Kreis falsch befüllten Unratbehältern auf der Spur. In Alfter werden sie nur einmal fündig.

Diese Detektive denken überhaupt nicht daran, möglichst unauffällig – im Schutz der Dunkelheit etwa – durch Alfter zu streifen, um ihren Auftrag zu erledigen. Reflektierende Jacken in Neongelb und Orange streifen Gerd Schmitz und Daniel Wicharz über, auf denen gut lesbar vier Buchstaben prangen: RSAG. Die beiden Mitarbeiter der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) sind als Mülldetektive im Einsatz. Zu Fuß machen sie sich schon am frühen Morgen auf den Weg, um die Biomülltonnen der Vorgebirgsgemeinde unter die Lupe zu nehmen. Ihr Auftrag: All das aufspüren, was in die braunen Sammelbehälter nicht hineingehört. Denn: Was in der Biotonne nicht-biologischen Ursprungs ist, bereitet den Abfallwirtschaftern massive Probleme.

„Wir finden kreisweit in den Biotonnen immer mehr Fremdstoffe wie Metall, Steine und sogar Glas “, berichtet Joachim Schölzel, Pressesprecher der RSAG, im Gespräch mit dem General-Anzeiger. „Da muss einen schon der Verstand verlassen“, meint Schölzel.

Immer mehr Fremdstoffe im Biomüll

Eklatant sei, dass der Verschmutzungsgrad dessen, was zwischen Wormersdorf und Windeck in die braune Tonne gelangt, „in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen“ hat. Folge: Diese Fremdstoffe müssen raus, da sie nicht verrotten können – meist maschinell, wenn nötig per Hand. „Das bindet sehr viel Personal.“ Diesen Aufwand muss die RSAG aber betreiben, um die gleichbleibend gute Qualität der Komposte zu gewährleisten, die aus den kompostierbaren Abfällen entstehen. Strenge Vorgaben der Bundesgütegemeinschaft sind einzuhalten.

Der rheinische Grundgesetzparagraf „Wat fott es, es fott“ gilt für den Inhalt der Biobehälter nämlich nicht. Bei Abfallanalysen der RSAG machen Fachleute auf den extremen Anstieg an Fremdstoffen aufmerksam. „Wir haben die braune Tonne 1995 flächendeckend im Kreis eingeführt“, erinnert sich der RSAG-Pressesprecher. Die Qualitätsverschlechterung des eigentlich verrottbaren Mülls sei signifikant. Ein zunehmendes Problem bereiten in jüngster Zeit auch die „angeblich kompostierbaren Biotüten“, wie Schölzel sie nennt, die in diversen Supermärkten feilgeboten werden.

Diese seien aber nicht geeignet, die gewohnte Rottezeit von 30 bis 40 Tagen einzuhalten. So lange nämlich braucht der gesammelte Biounrat, um zu qualitativ hochwertigem Kompost zu werden. Es gebe keine sogenannte Biotüte, die diese Zeiten einhalten würde. Falsch sei es auch, Biounrat in Plastiktüten zu sammeln. Viel zu oft landeten diese nämlich auch in der Biotonne. Um die Fremdstoffe aufzuspüren, sind Schmitz und Wicharz nun schon den ganzen Vormittag unterwegs. Die Ausrüstung der Mülldetektive ist überschaubar: ein Kuli, ein Klemmbrett und Aufkleber, mit denen sich falsch befüllte Müllbehälter zukleben lassen, führen sie mit sich. Mit der Spitze des Kugelschreibers lüftet Gerd Schmitz den Deckel einer Tonne auf der Chateauneufstraße, unweit des Alfterer Rathauses. Der kurze, prüfende Blick erkennt sofort: „Alles korrekt“, sagt er und versieht die Hausnummer auf seiner Liste mit einem schwungvollen Haken.

Kreisweite Kontrollen als Nachhilfe in Mülltrennung

In Alfter ist das Duo, eines von drei Mülldetektivteams kreisweit, nicht, weil die Anwohner besondere Nachhilfe benötigen, was Mülltrennung angeht – im Gegenteil. „Probleme gibt eher in städtischen Sammelbezirken und an Großwohnanlagen“, weiß Schölzel. Dennoch kontrollieren die Mülldetektive kreisweit – in ländlichen wie städtischen Bezirken.

„Das haben wir noch nie gehabt“, sagt Gerd Schmitz, seit 31 Jahren bei der RSAG. Denn bislang sind alle Tonnen ohne Befund. „Alfter ist vorbildlich.“ Empfehlenswert sei, die Küchen- und Gartenabfälle in Zeitungspapier einzuwickeln oder Papiertüten zu verwenden. Auch ein Pappkarton mit verrottbarem Inhalt ist möglich. Für größere Mengen Biomüll bietet die RSAG Jutesäcke oder Papiertüten an. Doch dann passiert es – kurz vor Ende der Tour: Daniel Wicharz entdeckt ein schwarzes Etwas in einer Biotonne. „Sieht nach einem Hundekotbeutel aus“, sagt er. Aus zweierlei Gründen habe der im braunen Müllbehälter nichts zu suchen: Die Kotbeutel sind aus Plastik und der Inhalt des Beutels gilt als Fäkalie, da Hunde – wie die Spezies Mensch – zumeist nicht ausschließlich Pflanzen zu sich nehmen. Heißt: Hinterlassenschaften des Hamsters, der sich ausschließlich vegetarisch ernährt, dürfen in die Biotonne, die von Fleischverzehrern nicht.

Nun ergreifen Wicharz und Schmitz doch noch disziplinarische Maßnahmen. Die fehlbefüllte Tonne bekommt einen orangefarbenen Aufkleber. Der verschließt das Müllgefäß. Die sogenannten Lader, die an diesem Tag die Tonnen in Alfter leeren, wissen somit, dass dieser Behälter ungeleert stehen bleibt. „Manchmal, selten aber, werden wir angesprochen, was wir da machen“, berichtete Schmitz schmunzelnd. Kein Problem: So gibt es von Mülldetektiven noch eine kostenlose Abfallberatung obendrein.

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