Hilfe aus Oedekoven für Afrika Verein will mehr für die Mädchen in Togo tun

Alfter/Rheinbach · Die Oedekovenerin Roswitha Weber, Ex-Rektorin der Georg-von-Boeselager-Schule in Swisttal-Heimerzheim, reiste als Bildungsbeauftragte für den Verein „Togo-Kinder Zukunftschance“ nach Afrika.

 Augenarzt Rüdiger Grevsmühl untersucht einen jungen Patienten.

Augenarzt Rüdiger Grevsmühl untersucht einen jungen Patienten.

Foto: Roswitha Weber

Zum einen sollte eine Mädchenbetreuerin eingestellt werden, zum anderen standen augenärztliche Untersuchungen an: Das Programm der jüngsten Togo-Reise von Roswitha Weber aus Oedekoven und des Augenarztes Rüdiger Grevsmühl hätte nicht vielfältiger sein können. Als Bildungsbeauftragte des Rheinbacher Vereins „Togo-Kinder Zukunftschance“ besucht die 75-jährige pensionierte Rektorin der Georg-von-Boeselager-Schule in Swisttal-Heimerzheim regelmäßig das westafrikanische Land.

Seit seiner Gründung 2006 kümmert sich der aus der Togo-Hilfe, ebenfalls aus Rheinbach, hervorgegangene Verein um Kinder und Jugendliche aus mittellosen Familien. Inzwischen erhalten 117 Patenkinder von sechs bis 18 Jahren aus zwei Grundschulen und Collèges (Realschulen) in den Ortsteilen Kusuntu und Novissi besonderen Förderunterricht und nehmen an Projekten in Musik, Kunst und Sport teil – dank zahlreicher Spender und der Unterstützung der Vereinsmitglieder, die als Paten bei ihren Schützlingen eine ganz besondere Rolle spielen.

Dazu gehört der Mediziner Grevsmühl aus dem niedersächsischen Wunstorf, der eigentlich nur sein Patenkind besuchen wollte, dann aber gemeinsam mit Weber spontan die Idee einer augenärztlichen Untersuchung entwickelte. So kamen die beiden mit rund 300 schon vorher vermessenen Brillen, von denen 100 der Alfterer Optiker Herter spendete, nach Togo.

Eine mehr als gute Idee. „Medizinische Untersuchungen und auch Brillen sind in Togo unerschwinglich“, sagte Weber. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass 25 Kinder dringend eine Sehhilfe brauchten. Gut gefiel Weber, dass sie währenddessen mit den Kindern ins Gespräch kam. „Das ist nicht immer einfach. Die Kinder werden sehr streng erzogen und sind daher sehr schüchtern.“ Auch Weber hat ein Patenkind. Die 16-jährige Nasra besucht das evangelische Gymnasium und lernt gerade Deutsch. Als Geschenk hatte ihr die Oedekovenerin ein rotes Handy mitgebracht. „Der erste Anruf galt mir. Da war ich schon sehr gerührt.“

Erst wird Strom verlegt, dann kommen die Laptops

Der Verein um den Vorsitzenden Karl L. Krakow hat schon einiges umgesetzt. Sowohl in Kusuntu als auch in Novissi entstanden in den vergangenen Jahren Schulungsräume für den Förderunterricht. Mittlerweile wurde in Kusuntu ein zweites Klassenzimmer angefügt, sodass andere, ältere Räume zu einer Bibliothek und Mediathek umfunktioniert werden konnten. Drei Laptops sollen dort künftig für die Oberstufenschüler stehen – wenn erst einmal der Strom verlegt worden ist. Weber: „Es ist schon erstaunlich, dass Kinder, die selbst in Hütten ohne Elektrizität leben, über das Internet Bescheid wissen. Internet zu haben – das ist ihr Traum.“ Als Lehrerin liegt ihr die Bildung der Kinder am Herzen, besonders die der Mädchen.

In dem mittlerweile acht Millionen Einwohner großen Land leben Christen, Muslime und Gläubige anderer Religionen friedlich zusammen. In Kusuntu ist weitgehend der christliche, in Novissi eher der muslimische Glaube vertreten. „Wir haben seinerzeit die Mädchen bewusst ausgesucht, weil wir über Bildung die Strukturen in den Familien verändern wollten.“

Dementsprechend mussten die Eltern auch schriftlich erklären, dass ihre Töchter nicht beschnitten werden. Denn trotz staatlichen Verbots ist Genitalverstümmelung in Togo traditionell noch weit verbreitet. Diese wägen viele Familien nicht zuletzt deshalb ab, weil ihnen mit 35 Euro Patengeld im Monat ein besserer Lebensstandard und die Teilnahme an der vom Verein initiierten Landwirtschafts-Kooperative ermöglicht werden.

Neu ist, dass der Verein mit der 25-jährigen Sozialpädagogin Jeannette eine Ansprechpartnerin für die Mädchen engagiert hat. In einer festen Sprechstunde in der Bibliothek in Kusuntu soll sie weiterhelfen. „Die Mädchen sind mit Problemen konfrontiert wie zum Beispiel sexuelle Übergriffe, Zwangsverheiratung, Verhütung und Familie“, weiß Weber. Für den Verein gebe es also noch viel zu tun. Die 75-Jährige freut sich immer wieder darüber, wenn die Jugendlichen ihre Schulausbildung erfolgreich abschließen und konsequent ihren Berufswunsch realisieren.

Wer den Verein unterstützen will, kann sich an den Vorsitzenden Karl L.Krakow in Rheinbach-Oberdrees, Greesgraben 15, unter 0 22 26/9 23 80 wenden.

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