Online-Studie der Bonner Uniklink mit der Alanus-Hochschule Wie kann Kunsttherapie Brustkrebspatientinnen helfen?

Alfter/Bonn · Das Uniklinikum Bonn und die Alanus Hochschule in Alfter suchen dringend Probandinnen mit Brustkrebs für eine Pilotstudie. Sie wollen untersuchen, ob und wie Kunsttherapie Betroffenen helfen kann. Wegen Corona findet die Studie auch digital statt.

 Kunsttherapie

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Foto: JOHANN F.SABA UKBONN.DE

Wie kann Kunsttherapie Brustkrebs-Patientinnen helfen?  Eine gemeinsame Studie vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter will herausfinden, ob und wie die Therapieform Befinden und Selbstwirksamkeit der Betroffenen verbessert sowie Stress, Angst, Schmerz und Erschöpfung reduziert. Los geht es am Montag, 26. April. Bis dahin sucht das UKB beziehungsweise das Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Bonn noch dringend Teilnehmerinnen für das zweijährige Pilotprojekt, das wegen Corona erstmals digital durchgeführt wird.

Als unterstützende Behandlungsmethode bietet das UKB allen Onkologie-Patienten seit Februar 2020 Kunsttherapie in Form von „Face-to-Face-Sitzungen“ an. Die Studie fokussiert nun die Wirksamkeit von Kunsttherapie ausschließlich auf Brustkrebs-Patientinnen. Denn sowohl die Erkrankung – immer noch die häufigste Krebsform bei Frauen – als auch die Behandlung belasten die Patientinnen seelisch und auch körperlich ausgesprochen stark.

Bisher haben sich nur drei Frauen angemeldet

An dem Projekt können alle Interessierten nach der Erstdiagnose oder während einer Chemotherapie teilnehmen, und zwar unabhängig davon, ob sie im UKB/CIO behandelt werden oder nicht. Künstlerische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Pro Runde nehmen acht Probandinnen zwei Monate lang an acht Sitzunge teil. Geplant sind insgesamt elf Runden mit insgesamt zirka 70 Patientinnen. Bisher haben sich erst drei Frauen angemeldet. Die Patientinnen aus der Kontrollgruppe können anschließend auch eine Kunsttherapie machen.

„Es ist sehr wichtig, auch und gerade während der Corona-Pandemie eine Alternative für die Patientinnen zu schaffen, die es ihnen weiterhin ermöglicht, ein Therapieangebot wahrzunehmen“, erklärte Sabine Koch, Leiterin des Forschungsinstituts für Künstlerische Therapien an der Alanus Hochschule. Die Realisierung einer Studie im Online-Format haben Koch und ihre Mitstreiter von Dominik Havesteen-Franklin, einem Wissenschaftler der Brunel University London, übernommen. Havesteen-Franklin hat bereits im vergangenen Jahr in einer Arbeit gezeigt, dass digitale Kunsttherapie eine zukunftsorientierte Variante ist.

Auch für Ingo Schmidt-Wolf, Leiter des Bonner CIO, ist eine Online-Therapie „gerade für Krebspatienten, die sich isolieren müssen, um sich selber zu schützen, unumgänglich und wichtiger denn je.“ Er sei sehr froh, dass die Patientinnen so weiterhin unterstützt werden können. Dem kann der Direktor des Brustzentrums am UKB, Andree Faridi, nur zustimmen: „Diese Studie hat den vorbildlichen Ansatz, Kreativität und Leidenschaft als begleitende Therapie für die Krankheitsbewältigung einzusetzen – ob für sich allein, in der Gruppe oder eben auch online.“

Es gab bereits elf Studien, die zeigten, dass Kunsttherapien Patienten helfen können, mit ihrer Krankheit besser zurechtzukommen. „Oft fällt es Menschen in solchen Extremsituationen schwer, ihre Empfindungen in Worte zu fassen. Künstlerische Therapien eignen sich daher besonders zur Behandlung in existenziellen Lebenssituationen. Sie erlauben, widersprüchliche Emotionen, Gedanken und Empfindungen zu integrieren und diese nonverbal zu kommunizieren“, erklärte Harald Gruber, Professor für Kunsttherapie in Alfter.

Auch die Studentin Pauline Thielen ist bei Vorbereitung und Durchführung der Studie dabei und wird darüber ihre Masterarbeit in Psychologie schreiben. Kunsttherapeutin Maria Meixner, die aktuell die Kunsttherapie im CIO Bonn für onkologische Patienten anbietet, hat die Kunstpakete mit Skizzenbuch, Tuch, Pinsel, Aquarellmalkasten, Papier und Material für Collagen gemeinsam mit der in Bayern lebenden Kunsttherapeutin Katja Bonnländer zusammengestellt.

Je nach aktueller Corona-Situation werden die Therapiesitzungen wieder in einem „Face-To-Face“-Format stattfinden. „Wenn wir das Pilotprojekt evaluiert haben, werden wir auch sehen, ob wir das Online-Format parallel zu einer Präsenzveranstaltung fortführen werden“, sagte Koch. Sie kann sich jetzt schon  künftige Studien zu anderen alternativen Behandlungsmethoden wie der Musik- und Tanztherapie vorstellen. „Die Patientinnen, die bei unserem Pilotprojekt mitmachen, müssen nicht unbedingt künstlerisch interessiert sein. Jede Teilnehmerin erhält die Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren“, sagte sie.

Anmeldungen sind beim Center für Integrierte Onkologie telefonisch unter 0228 28 75 86 78 oder per E-Mail unter CIO@ukbonn.de möglich.

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