Deutscher Meister in der ü85-Kategorie Wieso ein 86-Jähriger vom SC Alfter noch zu Laufwettkämpfen antritt

Alfter · Hermann Ehlers vom Alfterer SC ist Deutscher Meister im Zehn-Kilometer-Lauf in seiner Altersklasse. Er ermuntert andere, sich auf diese Weise fit zu halten.

 Gratulation: Wilhelm Ehlers (2.v.l.) mit Rolf Schumacher (l.), Rainer Meyer (2.v.r.) und dem früheren Marathonläufer Joachim Vorlaender vom ASC.

Gratulation: Wilhelm Ehlers (2.v.l.) mit Rolf Schumacher (l.), Rainer Meyer (2.v.r.) und dem früheren Marathonläufer Joachim Vorlaender vom ASC.

Foto: Stefan Knopp

Ein Ruhestand im Schaukelstuhl, das ist nichts für Wilhelm Ehlers. Der zeigte im September im Saarland, wie fit er ist: Dort holte er die deutsche Meisterschaft im Zehn-Kilometer-Lauf in der Kategorie M 85, also männlich und 85 Jahre oder älter. Dass er der einzige in seiner Altersgruppe war, schmälert das nicht, denn zehn Kilometer in 66 Minuten, das muss ein 86-Jähriger überhaupt erst mal schaffen. Dafür gab es Anerkennung und einen Geschenkkorb vom Alfterer Bürgermeister.

Ehlers ist zwar kein gebürtiger Alfterer und wohnt auch nicht dort, aber er läuft für den heimischen Sportclub, und der kann sich durchaus rühmen, den fittesten 86-Jährigen in Deutschland als Mitglied zu haben. Der ehemalige Berufssoldat Ehlers kam zum Verein, als er in Bonn stationiert war. Gelaufen habe er schon immer, gerne sei er nach Dienstschluss um die verschiedenen Bundeswehrstandorte herumgejoggt, erzählt er. „Ich habe immer alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad gemacht.“

In Polen fing alles an

Wettkampfläufe bestreitet er erst seit rund 15 Jahren, angefangen hatte das in Krakau. Dort gefiel es ihm so gut, dass er ab 2008 jährlich an bis zu vier Wettkämpfen teilnahm. „Ich fahre auch deswegen zu deutschen Meisterschaften, weil ich sonst keinen in meiner Altersklasse finde, mit dem ich laufen kann“, erklärt er. Auch dieses Feld dünnt aus. Ein Problem ist laut, Rainer Meyer, Vorsitzender des Alfterer Sportclubs (ASC), dass sich in diesem Alter schon konditionelle Unterschiede zwischen 82- und 86-Jährigen bemerkbar machen würden. Vor drei Jahren bei den deutschen Meisterschaften in Siegburg hatte Wilhelm Ehlers für die zehn Kilometer noch zwölf Minuten weniger gebraucht als dieses Jahr in Saarbrücken. Für den Chancenausgleich gebe es bei den Deutschen Meisterschaften deshalb inzwischen die Gruppe M 85.

Und solche Meisterschaften bieten auch immer Stoff für Geschichten, besonders rund um die Anreise. Spektakulär war zum Beispiel die Fahrt 2015 zum Marathon in Frankfurt, wo ein Bekannter ihn mit dem Auto mitnahm. Es habe ein eigens dafür reserviertes Parkhaus außerhalb der Stadt gegeben und einen Shuttle-Bus zum gut sieben Kilometer entfernten Wettkampfort. „Aber mein Begleiter hat gesagt: Wir gehen.“ Man habe sich am Messeturm orientiert. „Schließlich musste ich rennen, um meinen Starterplatz zu erreichen.“ Es war ein gutes Aufwärmtraining, denn dort holte er in seiner Altersgruppe die beste Zeit. Anschließend wollte sein Fahrer die Strecke zum Auto zurückgehen – und die beiden verliefen sich heillos, weil sie keinen Orientierungspunkt hatten. „Wir kamen zum Parkhaus kurz vor der Schließung, unser Auto war das letzte“, erinnert sich der Senior.

Über die Wettkämpfe komme er außerdem herum und nehme auch das Kulturprogramm der Austragungsorte mit. Letzten Endes läuft Ehlers, um nicht einzurosten, jeden Tag seine Runden. „Ich kann nur jeden ermuntern: Laufen hält fit, es ist das einfachste Mittel“, betont er und wirbt außerdem für die Vereinsarbeit. „Den Ehrenamtlichen gebührt Lob und Anerkennung.“ Mit ihnen stehe und falle das sportliche Angebot eines Vereins. Bürgermeister Rolf Schumacher lobt deshalb die Trainer, die im ASC viele Angebote ermöglichen. Es würden allerdings mehr gebraucht, sagt Rainer Meyer, denn es gebe ständig Anfragen, vor allem beim Kindersport: „Alfter ist Zuzugsgebiet.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort