Gielsdorfer Dorfhaus Wilhelm Busch fand Kinder "bösartig"

Alfter · Um böse Buben, Maulwürfe, eisige Zeiten und die fromme Helene ging es am Freitagabend in Gielsdorf. Ausverkauft war der Saal im Dorfgemeinschaftshaus beim Wilhelm-Busch- Abend.

 Schneider Böck fällt in den Bach, was die Lausbuben Max und Moritz diebisch freut. 1865 schuf Wilhelm Busch diese Zeichnung.

Schneider Böck fällt in den Bach, was die Lausbuben Max und Moritz diebisch freut. 1865 schuf Wilhelm Busch diese Zeichnung.

Foto: Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm Busch/dpa

"Wer kennt ihn nicht?" fragte Ortsvorsteher Albert Schäfer bei seiner Begrüßung rhetorisch. Und viele der Zuhörer kannten ihren "Max und Moritz" oder Passagen aus der "Frommen Helene" ebenfalls auswendig und sprachen sie leise mit. Rezitator war der 32-jährige Jan Hellberg, der "seinen Busch" auswendig vortrug und hervorragend in Stimme und Mimik die Texte des deutschen Satirikers, Humoristen und Komikers aus dem 19. Jahrhundert wiedergab und interpretierte.

Vater Wolf Hellberg, bis 2009 Leiter des Bonner Tannenbusch-Gymnasiums und von Hause aus Germanist, erzählte aus dem Leben Wilhelm Buschs, erläuterte dessen Werdegang und berufliche Schwierigkeiten, stellte einen Bezug zwischen Buschs Leben und seinen Werken her.

Busch ist einer der bekanntesten deutschen Autoren. "Zumindest bis in die 1960er Jahre fehlte in keinem bürgerlichen Wohnzimmer eine gebundene Ausgabe von Busch", so Wolf Hellberg. Dass Busch Kinder als bösartig einstufte, spiegele zum Beispiel sein Werk "Max und Moritz" wider. "Max und Moritz machten beide, als sie lebten, keine Freude, bildlich siehst du jetzt die Possen, die in Wirklichkeit verdrossen, mit behaglichem Gekicher, weil du selbst vor ihnen sicher, aber das bedenke stets: wie man´s treibt, mein Kind¸ so geht´s".

Nicht nur dass die Zuhörer mit Vergnügen den manchmal witzigen, manchmal ernsthaften Aussagen Buschs folgten, die gezeichneten Possen der beiden Buben konnten sie auf der Leinwand verfolgen. Mit Enthusiasmus ließ sich Rezitator Hellberg in die gereimte Sprache des Autors fallen. Seine Liebe zu Wilhelm Busch haben nicht seine Eltern geweckt, sondern die Großeltern Rosemarie und Helmuth Hellberg.

"Wir haben Busch von den Kindern ferngehalten. Wir fanden ihn zu brutal. Aber die Großeltern haben ihnen Busch heimlich vorgelesen", schmunzelte Wolf Hellberg. Sein Sohn hat beruflich mit Literatur nichts tun. Er ist Bauingenieur und beim Patentamt in Den Haag beschäftigt. "Aber er liebt das Rezitieren", so Vater Hellberg.

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