Interview mit Alfterer Bürgermeister Rolf Schumacher "Wir sind Partner, keine Konkurrenten"

Alfter · Im Interview spricht Bürgermeister Rolf Schumacher über die Bauvorhaben in Alfter. Dabei betont er, dass der Fokus auf der interkommunalen Zusammenarbeit liegt und weiter intensiviert werden soll.

 Der Alfterer Bürgermeister Rolf Schumacher lässt das Jahr 2017 aus politischer Sicht Revue passieren.

Der Alfterer Bürgermeister Rolf Schumacher lässt das Jahr 2017 aus politischer Sicht Revue passieren.

Foto: Axel Vogel

Hätten Sie bezüglich des Neubaus der Freien Christlichen Schule in Alfter-Oedekoven mit so viel Widerstand der Bürger beziehungsweise der Anwohner gerechnet?

Rolf Schumacher: Ein neues, komplexes Projekt, wie dieser Neubau, bringt immer Gesprächsbedarf mit sich. Deshalb starten wir ein Verfahren der frühzeitigen Bürgerbeteiligung, um alle Argumente auf den Tisch zu bringen. Ich füge aber jetzt schon ausdrücklich hinzu, dass die Ausmaße des Neubaus nach meiner Einschätzung reduziert werden muss.

Wann wird es einen Termin mit Anwohnern, Planern und Schulträger geben?

Schumacher: Im ersten Halbjahr 2018.

Die Debatte darüber, ob Alfter Stadt wird oder nicht, ist wieder hochgekocht. Wie soll es künftig mit dem Wohnbau, auch mit dem sozialen, in der Gemeinde weitergehen?

Schumacher: Alfter ist vom Charakter her ländlich geprägt und keine Stadt. Und dieser Charakter wird erhalten bleiben, auch wenn wir von Amts wegen her Stadt werden müssten, was wir aber nicht anstreben. Das Akutprogramm Wohnen mit Bauprojekten in Oedekoven und Witterschlick ist gestartet, damit seniorengerechtes Wohnen und bezahlbarer Wohnraum in Alfter geschaffen werden. Im Sommer 2018 wird das Mehrfamilienhaus mit 13 barrierefreien Wohnungen an der Nettekovener Straße, auf dem Gelände der ehemaligen Moschee in Witterschlick, bezugsfertig sein. Beim Projekt an der Chateauneufstraße in Oedekoven werden 77 Wohnungen entstehen – 20 Wohnungen davon im geförderten Wohnungsbau. Dort gibt es auch eine Tagespflege mit 22 Plätzen, zwei Wohngemeinschaften und ein Büro für den ambulanten Pflegedienst. Des Weiteren wird es den Spatenstich für den Bau eines Wohnhauses mit 14 geförderten Wohnungen am Ahrweg in 2018 geben.

Welche weiteren Pläne gibt es für das Gewerbegebiet Alfter-Nord?

Schumacher: Da sind wir auf einem sehr guten Weg. Das Plangebiet umfasst rund 43 Hektar, das bedeutet rund 30 Hektar Baufläche für Gewerbe. Es ist unser Ziel, gemeinsam mit den Nachbarkommunen Bonn und Bornheim Firmen in der Region zu halten und Firmen für die Region zu gewinnen. Der erste Teilbereich ist komplett vermarktet, der zweite befindet sich im Bauleitplanverfahren und für die übrige Fläche ist der Start der Bauleitplanung für 2018 geplant. Ziel ist es, in gut eineinhalb Jahren Baurecht zu schaffen. Aufgrund der guten Konjunktur benötigen Alfterer Firmen genügend Raum, um zu expandieren. Aber auch Firmen, die sich hier neu ansiedeln wollen, brauchen Platz. Deswegen hat das Projekt Gewerbegebiet hohe Priorität.

Sie sind für eine Dependance der Rheinbacher Gesamtschule in Alfter. Insgesamt soll die Expansion in Rheinbach, die Sechszügigkeit, 8,5 Millionen Euro kosten. Inwiefern wird sich Alfter finanziell beteiligen?

Schumacher: Alfter beteiligt sich nicht an den Investitionskosten in Rheinbach. Das ist weder von Rheinbach gewollt, noch von uns finanziell leistbar. Lediglich die notwendigen Investitionskosten in Alfter werden wir tragen – auch wenn es sich um eine Dependance in Trägerschaft der Stadt Rheinbach handelt. Das Anmeldeverfahren startet im Frühjahr 2019. Dann entscheiden die Eltern mit ihrer Anmeldung, ob diese Dependance gewollt ist.

Wie ist der Stand der Dinge bezüglich der interkommunalen Zusammenarbeit? Was könnte in den nächsten Jahren passieren?

Schumacher: Wir haben jüngst für ein interkommunales Projekt zur Einrichtung eines regionalen E-Bike-Verleihsystems die Förderzusage des Bundesumweltministeriums bekommen. Das heißt, es wird an den ÖPNV-Knotenpunkten der sechs linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises und in Weilerswist ein stationäres E-Bike-Verleihsystem eingerichtet. Darüber hinaus haben wir eine ganze Reihe von Projekten in der Planung oder Umsetzung: im Klimaschutzmanagement oder im Tourismus (Apfelroute) mit den linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises, bei der Zusammenarbeit der Bauhöfe oder im Archivbereich mit Bornheim. Wir sind keine Konkurrenten, wir sind Partner. Da gibt es über alle Parteigrenzen hinweg und unter den Bürgermeistern ganz klare Vereinbarungen, dass wir die Zusammenarbeit in den nächsten Jahren intensivieren wollen.

Die L 113, vor allem der Abschnitt in Alfter-Ort, Gielsdorf und Oedekoven gleicht einer Buckelpiste mit vielen Rissen und Schlaglöchern. Eine Sanierung ist notwendig. Wann wird die erfolgen?

Schumacher: Es gibt eine klare Vereinbarung, dass die Landesstraße zu einer Kreisstraße zurückgestuft wird. Daraus entsteht die Verpflichtung, dass das Land sie in einem Zustand zu übergeben hat, der für den Kreis als neuen Träger der Straße akzeptabel ist. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Verkehrssicherungspflicht vom Landesbetrieb Straßenbau NRW aufrechtzuerhalten.

Der Ausschuss für Gemeindeentwicklung hat mehrheitlich die Stellungnahme der Gemeinde Alfter für das Genehmigungsverfahren für eine Erweiterung des Tontagebaus 'Schenkenbusch' beschlossen. Was kann die Gemeinde tun, um die 300- Meter-Abstandszahl durchzusetzen?

Schumacher: Das Unternehmen Sibelco Deutschland hat für das Erweiterungsvorhaben von etwa 18 Hektar einen Rahmenbetriebsplan eingereicht. Dazu ist die Gemeinde wieder aufgefordert, Stellung zu beziehen und wird dies auch tun. Voraussichtlich noch diesen Monat liegen die entsprechenden Unterlagen zur öffentlichen Einsichtnahme im Rathaus aus. Jeder, dessen Belange von dem Vorhaben berührt werden, kann schriftlich Äußerungen und Einwendungen dagegen vorbringen.

Was bereitet Alfter bezüglich des Bahnüberganges am Weck-Werk vor?

Schumacher: Ich bin mit der derzeitigen Regelung zufrieden, weil sie verkehrssicher ist und sie die Überquerung von dem 'Mühlen-Viertel' in Oedekoven direkt nach Bonn-Duisdorf und zurück ermöglicht. Unsere Forderung ist, dass dies so bleibt, wie es ist. Sollte die Bahn die Schließung des Bahnübergangs durchsetzen wollen, bitten wir darum, die Schließung erst umzusetzen, wenn die Brückensanierungen in Bonn abgeschlossen sind.

Was soll mit der Flüchtlingsunterkunft neben dem Alfterer Rathaus passieren? Wird es geschlossen?

Schumacher: Es wäre schön, wenn wir sie schließen könnten. Das würde bedeuten, wir hätten ausreichend Wohnraum. Doch wenn die Betroffenen eine Anerkennung als Flüchtling oder als Asylbewerber haben, dann bekommen sie nicht automatisch eine Wohnung. Sie müssen auf dem regulären Wohnungsmarkt auf Suche gehen und der ist sehr angespannt. In 2018 wird das Haus folglich nicht geschlossen.

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