Bahnübergang Klausenweg Witterschlicker sammelt Unterschriften gegen die Schließung

ALFTER-WITTERSCHLICK · Erfolgsaussichten hat die Unterschriftensammlung zwar nicht, doch Christoph Saß geht es darum, dem Alfterer Gemeinderat die Rote Karte zu zeigen: Als überflüssig und unnötig empfindet der 59-Jährige die geplante Schließung des ebenerdigen Bahnübergangs "Klausenweg" in Witterschlick.

Stattdessen wird dort etwa 50 Meter versetzt eine Personenunterführung unter der 2014 zweigleisig fahrenden Regionalbahn 23 gebaut. Seit Wochen sammelt Saß, der mit seiner Familie im vorigen Jahr nach Witterschlick gezogen ist, Unterschriften gegen die Baumaßnahme in Geschäften, bei Privatleuten und jüngst in der Pfarrkirche Sankt Lambertus.

"Sagen Sie NEIN zum Plan, den Bahnübergang Klausenweg unter die Erde zu verlegen. Lassen Sie dies den Gemeinderat Alfter bald wissen - hier mit Ihrer Unterschrift", heißt es auf seinen Listen. Sie sollen während der Bürgerfragestunde bei der nächsten Sitzung des Rats am Dienstag, 1. Oktober, im Rathaus in Oedekoven übergeben werden.

Bei seiner Ein-Mann-Aktion hat Saß viel Rückenwind der Bürger gespürt, auch wenn ihm selbst und vielen Witterschlickern bewusst ist, "dass da schon alle Messen gesungen sind". Das Planfeststellungsverfahren hat vor rund zehn Jahren Fakten geschaffen. Saß befürchtet, dass die Optik "des schönsten Winkels hier", nahe des Klausenhäuschens, unter der Baumaßnahme leidet, der Zustand der Unterführung schnell herunterkommt und auf Kapellenbesucher und Spaziergänger abschreckend wirkt.

"Die Gemeinde hätte sich von der Bahn nicht über den Tisch ziehen lassen sollen", findet der 59-Jährige, der von seinem Wohnort am Klausenweg/Ecke Hauptstraße fast täglich in Richtung der Wallfahrtskapelle Klausenhäuschen auf der anderen Seite der Bahnstrecke spaziert. Dort steht das kleine Gotteshaus schon seit Ende des 17. Jahrhunderts am Waldrand des Hardtberges.

Es ist die einzige Kapelle im Seelsorgebereich Alfter, die über eine Erlaubnis des Erzbistums zur Gestaltung von Messfeiern außerhalb von Kirchenräumen verfügt. Sie zieht von nah und fern Gläubige an und ist in der Zeit von Ostern bis Oktober Ziel zahlreicher Prozessionen. Saß kritisiert, dass nun deutliche Mehrbelastungen für die Gemeinde durch Sauberhaltung, Beleuchtung und Winterdienst entstehen.

"Sollte es nicht eher im Interesse der Gemeinde sein, Kosten zu sparen?", fragt er. Der Bau diene allein den Interessen der Bahn, kaschiere deren "technologische Unfähigkeit der Übergangssicherung" und laste letztlich die Probleme des Querungsverkehrs der Kommune an. Saß sieht zudem die Belange der Bürger im Planungsrecht nicht ausreichend berücksichtigt.

Im Sinne der Bürgerzufriedenheit sollte buchstäblich plakativer darüber informiert werden, was in der Nachbarschaft passiert, findet er. Auch Manfred Braun, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Lambertus Witterschlick, hat sich mehrfach kritisch über die Unterführung geäußert und bestätigt: "Damals haben wir das nicht so mitbekommen. Das Problem: Jetzt ist es zu spät. Aber ich habe noch keinen getroffen, der das gut findet."

Die Auslegung der Unterschriftenlisten in der Witterschlicker Kirche stieß daher nicht nur auf Zustimmung beim Kirchenvorstand, sondern auch beim Pfarrausschuss. "Uns ist allen klar, dass wir die Beschlusslage nicht ändern können", sagt die Vorsitzende Dagmar Anuth. "Aber nur weil man etwas verpasst hat, muss man es nicht achselzuckend hinnehmen, sondern kann aufstehen und sagen: Das ist nicht in Ordnung. In Witterschlick wird befürchtet, dass die Unterführung rasch zu einem Dreckloch verkommt und zum Treffpunkt zwielichtiger Gestalten wird."

Bürgermeister Rolf Schumacher äußerte auf Anfrage Verständnis für den Bürgerunmut, verwies jedoch auf das abgeschlossene Planfeststellungsverfahren und die Sicherheitsgründe der Bahn. Bei der Sauberhaltung sei nun die Kommune in der Pflicht. "Wir werden alles für eine ansprechende Gestaltung tun", sagte Schumacher.

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