Verkehr entzerren Witterschlicker sollen mehr auf Carsharing setzen

Alfter-Witterschlick · Gemeinsam ein Auto oder mehrere Wagen teilen: Die Alfterer Politik beauftragt die Gemeindeverwaltung, für das Mobilitätsangebot im Buschkauler Feld zu werben.

So schnell kann es manchmal gehen. Eigentlich waren die beiden Vertreter der Bürgerenergie Rhein-Sieg nur in den Alfterer Wirtschaftsausschuss gekommen, um ihr Konzept des „Carsharings im Veedel“ vorzustellen. Am Ende stand der Plan der Politik, zu versuchen, die Idee im Witterschlicker Neubaugebiet „Buschkauler Feld“ direkt in die Tat umzusetzen. Aber der Reihe nach.

Carsharing (zu Deutsch etwa „Autoteilen“) wird immer beliebter. Die Idee dahinter ist, dass sich (fremde) Menschen ein Auto oder mehrere Wagen teilen. Die Autos werden in der Regel von einem Dienstleister gestellt, mit dem die Nutzung dann auch abgerechnet wird, zum Beispiel über eine Smartphone-App. Im Prinzip macht auch die 2011 in Siegburg gegründete Bürgerenergie-Genossenschaft nichts anderes – allerdings nicht ganz genau, wie Genossenschaftsvorstand Thomas Schmitz den Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses erläuterte.

Wie er sagte, ständen die Autos der meisten Carsharing-Anbieter an bestimmten Standorten wie etwa Bahnhöfen bereit. Oder es handle sich um spezielle Angebote für Firmen. Weiter gebe es sogenannte Freefloating-Angebote. Das bedeutet, dass ein Auto dort steht, wo es der letzte Nutzer abgestellt hat. Geortet wird es dann per Handy.

Initiative von Bürgerenergie Rhein-Sieg

Laut Schmitz will die Bürgerenergie Rhein-Sieg überall da Carsharing anbieten, wo der Entscheidungsprozess für ein Verkehrsmittel beginnt – 200, 300 oder 400 Meter von daheim entfernt. „Es ist wichtig, dass das Auto im Quartier steht“, so Schmitz – also in der Wohnsiedlung oder im Dorf. Man habe im gesamten Rhein-Sieg-Kreis 750 potenzielle Standorte für das „Carsharing im Veedel“ identifiziert. Dort, wo sich Menschen zusammenfänden, die ein ernsthaftes Interesse am Carsharing hätten, könnte die Genossenschaft aktiv werden, führte er aus.

Passiert ist das bereits in Sechtem. Seit Mitte Dezember 2018 steht auf dem Parkplatz an der Straßburger Straße ein Elektrofahrzeug zur Verfügung, das bei Bedarf für einen bestimmten Zeitraum genutzt werden kann. Das Auto wird im Internet oder über eine App auf dem Smartphone gebucht.

Zur Auswahl gibt es verschiedene Tarife. In einem Kalender wird der gewünschte Termin ausgewählt und das Auto reserviert. Nach der Fahrt wird es an der gleichen Station zurückgegeben. Neben dem Carsharing ist die Bürgerenergie in der Energieerzeugung und dem Energievertrieb aktiv.

Sechtem als Beispiel

Bei den Alfterer Politikern stießen die Ausführungen von Schmitz und Thomas Zwingmann, einem Vorstandskollegen, auf reges Interesse. Barthel Schölgens (CDU) erinnerte daran, dass man im Mobilitätskonzept der Gemeinde festgehalten habe, solche Formen der Mobilität zu unterstützen.

Auf seine Nachfrage zur Kostendeckung erläuterte Zwingmann, dass das Projekt auf lange Sicht wirtschaftlich betrieben werden solle. Noch ist es also ein Zuschussgeschäft für die Bürgerenergie. „Wir rütteln mit dem Projekt an den Grundpfeilern der deutschen Seele“, meinte Zwingmann: „Ein Auto zu besitzen und einen Verbrennungsmotor zu betreiben.“ Die Gefahr, dass erfolgreiches Carsharing dem öffentlichen Personennahverkehr schade, sehe er nicht, antwortete Zwingmann auf eine entsprechende Frage von Robert de la Haye (Grüne).

„Ich habe sehr große Sympathie für das, was Sie machen“, sagte Grünen-Ratsherr Michael Schroerlücke zu den beiden Genossenschaftsvertretern. Seiner Ansicht nach sollte die Gemeinde das Carsharing-Projekt unterstützen. Da das Gebiet gerade in der Planung sei, wäre das Buschkauler Feld ein gutes Pilotprojekt, erklärte Schroerlücke. Er beantragte daher, dass die Verwaltung als eine Art Türöffner fungieren soll und die Menschen, die ins Buschkauler Feld ziehen, über das Projekt informieren. Die anderen Ausschussmitglieder folgten Schroerlückes Antrag einstimmig.

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