Workshop mit dem Circus Aladin Junge Artisten in Alfter wagen den Schritt in die Manege

Alfter-Oedekoven · Nach drei Tagen klappt der Überschlag auf dem Trampolin: Für die Teilnehmer des Zirkusworkshops heißt es wieder „Manege frei!“ in Oedekoven. Doch die Pandemiesituation erforderte sorgfältige Planung.

 Beim Zirkusworkshop: (v. l.) Clara, Emma und Mia proben eine akrobatische Nummer, Silke Raths sieht zu.

Beim Zirkusworkshop: (v. l.) Clara, Emma und Mia proben eine akrobatische Nummer, Silke Raths sieht zu.

Foto: Axel Vogel

Schon von Weitem weht einem der Duft von Crêpes, Pommes und Zuckerwatte entgegen, Musik liegt in der Luft und Kinderlachen dringt ans Ohr, wenn man sich dem Gemeindehaus Katharina-von-Bora in Oedekoven nähert. Der Circus Aladin hat hier am Jungfernpfad zum 18. Mal sein Zirkuszelt aufgeschlagen. Familie Kaselowsky ermöglicht gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde am Kottenforst auch 2021 rund 100 Kindern zwischen sieben und 14 Jahren eine Woche Zirkusworkshop in dieser besonderen Atmosphäre.

Überall wird fleißig in kleinen Gruppen geprobt: auf der Wiese, im Zelt und im Gemeindehaus. Es wird getanzt und jongliert, Texte werden geschrieben und eingeübt, es wird balanciert und gesprungen. Elian wird als einer der Zirkusdirektoren das Publikum auf der „Reise durch die Galaxie“, so das aktuelle Motto, durch das Programm führen. Er fühlt sich wohl in der Gemeinschaft. „Ich mag schon das Ankommen, das gemeinsame Singen am Morgen, den ganzen Tagesablauf hier“, sagt er. Denn Langeweile komme nie auf: „Wenn gerade nicht geprobt wird, gibt es verschiedene Projekte und Bastelangebote und es wird gekickert oder Billard gespielt.“

Bei der Power-Balance-Probe sind Geschicklichkeit und Konzentration gefragt

In der Manege schwingen einige Kinder unter Anleitung von Silke Raths am Trapez. Sie ist schon solange im Team dabei, dass sie sich nicht mehr erinnert, wie viele Jahre es genau sind. „Vielleicht zwölf oder sind es schon 13 Jahre?“, grübelt sie, während sie die Kinder nicht eine Sekunde aus den Augen lässt. Ein Stückchen weiter betreuen Lucas und Matthias die Power-Balance-Probe. Die Nummer ist dieses Jahr neu. Es erfordert viel Geschicklichkeit und Konzentration, mit dem Einrad über die schmale Konstruktion zu fahren oder auf Stelzen darüber zu laufen.

Hanna ist stolz. Schon am dritten Tag schafft sie den Überschlag auf dem Trampolin. Sie erzählt: „Das Proben macht Spaß, aber das Training ist auch harte Arbeit. Ich habe Muskelkater in den Armen.“ Hanna ist schon das dritte Jahr dabei. Für ihre jüngere Schwester Charlotte ist hingegen alles neu. Sie besucht den Circusworkshop zum ersten Mal.

Auch sie probt auf dem Trampolin. Angst hat sie nicht. „Es ist ein schönes Gefühl, durch die Luft zu fliegen“, erzählt sie, während sie sich ihren Crêpe schmecken lässt. „Die sind superlecker“, schwärmen die beiden.

Imbisswagen statt Salatbar

Dass es dieses Jahr wegen Corona keine Salatbar gibt, an der sich die Kinder außerhalb von Pandemiezeiten mittags kostenlos stärken konnten, sei zu verschmerzen, sind sich Elias, sein Bruder Max und Jan einig. „Um das Gemüse und die Salate ist es nicht so schade, allerdings gab es manchmal auch Pizza, Brezeln oder Kuchen, das war schon gut.“ Verhungern muss aber in diesem Jahr niemand. Entweder man bringt sich etwas mit oder kann am Imbisswagen der Familie Kaselowsky echtes Zirkusessen erwerben.

Zugunsten des Circus Aladin, der seit einem Jahr coronabedingt nicht auftreten konnte, führen die Mitarbeiter eine Galashow auf, bei der den Zuschauern zwischen den Darbietungen ein Dreigängemenü von der Zirkusfamilie serviert wird. Die diesjährige Clownsnummer wird eine Hommage an Joana, die vergangenes Jahr verstarb. Mehrere Jahre war sie in diesem Zirkus als Weißclown Tonton gemeinsam mit Clown Poupou, alias Pfarrer Andreas Schneider, aufgetreten.

Das Hygienekonzept war eine Herausforderung für die Planer

„Wir sind alle froh, dass der Workshop trotz Corona stattfinden kann“, erzählt Claudia Vantroyen, Jugendleiterin der Gemeinde, von allen liebevoll Zirkusmama genannt.

„Es war eine große Herausforderung, das alles so zu planen, dass das Hygienekonzept von der Gemeinde abgenommen wird“, bestätigt Pfarrer Andreas Schneider. „Wir haben die Teilnehmer in vier Gruppen unterteilt, zwei Gruppen proben vormittags und zwei nachmittags. Außerdem mussten wir die Zuschauerzahl für die insgesamt vier Vorstellungen zum Abschluss des Workshops beschränken.“

Unterstützung bekommen sie von der Quellen-Apotheke aus Oedekoven, deren Team die notwendigen zertifizierten Coronatests, die alle Teilnehmer insgesamt drei Mal machen müssen, direkt am Gemeindehaus durchführen.

Wer sich am Anfang wenig traut, steht am Ende strahlend vor dem Publikum

Die gut 30 Mitarbeiter und Betreuer testen sich jeden Morgen während der Teambesprechung selbst. Was sie motiviert, ihre Freizeit zu opfern, in den Ferien früh aufzustehen und bis abends spät zu bleiben, sich Zeit in der Uni abzuknapsen oder sogar extra freizunehmen? „Die tolle Gemeinschaft“, sind sich alle einig. „Es macht super viel Spaß mit den Kindern zu arbeiten, zu sehen, wie sie sich in der Woche entwickeln und über sich selbst hinauswachsen. Manche trauen sich am Anfang nur wenig und stehen am Ende der Woche stolz und strahlend vor dem Publikum. Das ist einfach schön.“

Für die Mitarbeiter ist der Circus nach den Kindervorstellungen noch nicht vorbei. Gemeinsam wird aufgeräumt und das Zirkuszelt abgebaut. Danach lassen sie den Abend zusammen gemütlich und entspannt beim gemeinsamen Pizzaessen ausklingen.

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