Das Ende des Stechens Die Spargelbauern aus dem Rhein-Sieg-Kreis ziehen Bilanz

Rhein-Sieg-Kreis · Die Spargelbauern aus dem Vorgebirge und der Voreifel sind trotz der Einschränkungen bei der Ernte zufrieden mit der besonderen Saison. Der Verkauf in den Hofläden boomte.

 Gekonnt setzt der Uedorfer Leonhard Palm den Spargelstecher an und holt eine Stange aus dem aufgeschütteten Damm.

Gekonnt setzt der Uedorfer Leonhard Palm den Spargelstecher an und holt eine Stange aus dem aufgeschütteten Damm.

Foto: Matthias Kehrein

Mit dem Johannitag endet traditionell die Zeit des Spargels auf dem Teller. Die Ernte des weißen Gemüses verlief in den vergangenen Wochen unter schwierigen Vorzeichen. Nicht nur dass die Stangen bei guter Qualität und Frische in der Regel relativ dünn waren – eine Folge mangelnden Regens im Frühjahr -, hinzu kam mit dem Coronavirus auch, dass Erntehelfer zum Spargelstechen fehlten. Einige Bauern konnte ihre Ernte nicht einbringen, und geschlossene Gastronomiebetriebe ließen Absatz und Umsatz einbrechen. Nicht einheitlich und mehr als durchwachsen sieht die Bilanz der Landwirte zum Ende der Saison am 24. Juni aus.

Trotz massiver Startschwierigkeiten ist Biobauer Leonhard Palm im Großen und Ganzen recht zufrieden mit Ertrag und Abverkauf. „Wegen der Nässe im Januar/Februar haben wir die Dämme erst im März errichtet. Das war gut so, denn dadurch, dass es dann trocken war, gab es auch keine Berostung des Spargels“, erklärte der Uedorfer. Er hat mit dem Stechen an Gründonnerstag schon relativ früh begonnen, sodass die Ernte auf einem Teil seiner Anbaufläche schon Ende Mai abgeschlossen war.  „Man sollte auch nicht länger als acht bis zehn Wochen stechen, sonst ist das Wachstum im kommenden Jahr nicht gut."

Lob auch an die Verbraucher

Mit 16 Euro im April und zehn Euro im Juni für die beste Qualität lag der Verkaufspreis pro Kilo deutlich höher als im vergangenen Jahr mit zwölf, respektive acht Euro. Als Grund nannte Palm die um 50 Prozent höheren Personalkosten, denn die bei ihm tätigen Saisonarbeiter verlangten und erhielten zehn Euro Netto pro Stunde statt des Mindestlohns von 9,38 Euro Brutto. Weil der Verkauf im Hofladen florierte, ist Palm mit dem Absatz zufrieden. Als Vorsitzender der Bornheimer Spargelanbauer lobte er die Verbraucher, die „uns die Stange gehalten haben“. Er verwies erneut auf die Schwierigkeiten der Betriebe, die durch staatliche Vorgaben wie unter anderem Mindestlohn und Düngemittelverordnung gebeutelt würden. „Durch Corona werden noch einmal einige aufgeben. Wenn im kommenden Jahr noch sieben bis acht Spargelbetriebe dabei sind, können wir von Glück reden.“

Auf nur einen rumänischen Erntehelfer konnte Dorothee Krings vom gleichnamigen Spargel- und Obsthof zurückgreifen.  In den Jahren zuvor waren es sieben. Aushilfsweise kamen Bonner Studenten zum Einsatz, aber die reichten nicht zum Einbringen der gesamten Ernte aus. Und so vermietete die Meckenheimerin Reihen ihre Felder an Privatleute. Wegen der Schließung der Restaurants brach bei der 59-Jährigen der Absatz in diesem Sektor um 80 Prozent ein, ein ökonomischer Ausfall, den auch der Hofladen nicht auffangen konnte.

„Weil die Stangen dünner waren, war die Qualität auch nicht optimal für ein hochpreisiges Produkt. Der Spargel war also preisgünstiger. Dieser musste dann auch noch mit ungeübten Erntehelfern zu einem festgelegten Stundenlohn geerntet werden. Das alles zusammen frass den Preis auf“, bilanziert Krings. Schon Ende März begann die Ernte, und je nach Nachfrage der Kunden „haben wir ziemlich schnell immer wieder einzelne Reihen geschlossen“. Pessimistisch beurteilt sie die Zukunft des Spargelanbaus in der Region. „Mit Mindestlohn und hohen Produktionskosten können wir mit den Billigländern nicht mithalten. Unsere Produktion muss mehr geschützt werden.“

Das sieht auch Karl-Heinz Mandt so. „Im Vorgebirge geht der Anbau vor allem arbeitsintensiver Kulturen, zu denen auch der Spargel gehört, immer mehr zurück. Man sieht zusehends Getreidefelder statt Gemüsefelder.“ Schon vergangene Woche hat der Alfterer Landwirt die letzten Stangen gestochen. „Der Ertrag wurde weniger. Wir haben einfach zu trockene Jahre hinter uns.“ Fehlende Nässe hat den Ertrag geringer ausfallen lassen als erhofft. Dennoch zieht der 56-Jährige eine positive Bilanz, denn trotz Coronakrise funktionierten Ernte und Verkauf recht gut. Studenten, Freunde, Bekannte und sogar Kunden halfen bei der Ernte.

Und wer die Stangen auf dem Hof kaufte,  stellte sich mit Abstand diszipliniert in die Schlange vor dem Laden. Dort wurde der Spargel je nach Qualität zwischen 3,50 und 10,50 Euro verkauft, wobei der Preis laut Mandt am Anfang und Ende der Saison gleich war. „Zwischendurch war er ein wenig günstiger.“ Der Alfterer macht sich jetzt schon Gedanken über die Ernte im kommenden Jahr und wie er sie einbringen soll, denn „Osteuropäer kommen immer weniger“.

Besser als angenommen verlief die Saison bei Johannes Saß, bei dem Köche und Studenten als Erntehelfer arbeiteten. Auch der Uedorfer hat mit dem Stechen früher angefangen und entsprechend früher aufgehört. 99 Prozent seines Ertrages hat der 38-Jährige in seinem Hofladen und auf Wochenmärkten verkauft – ohne Einbußen. „Auch wenn die Stangen dünner waren, waren die Kunden ausgesprochen zufrieden“, sagt der gelernte Betriebswirt, der seit Jahren seine Stammkunden hat. Saß hofft auf Regen in den nächsten Wochen, damit „die Pflanzen Energie in ihren Wurzeln einlagern können“.

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