EM-Tipp aus Brühl 1:0 für die Ukraine

BRÜHL/BORNHEIM-MERTEN · Fußball-Europameisterschaft in Frankreich: Olga Solonukha hofft, dass ihr Heimatland am Sonntag gegen Deutschland gewinnt.

 Ein ukrainisches Trikot hat Olga Solonukha aus Brühl zwar nicht, aber ein T-Shirt mit einem typischen Muster aus ihrer Heimat. FOTO: JAGODZINSKI

Ein ukrainisches Trikot hat Olga Solonukha aus Brühl zwar nicht, aber ein T-Shirt mit einem typischen Muster aus ihrer Heimat. FOTO: JAGODZINSKI

Foto: Antje Jagodzinski

Den Termin hat sich Olga Solonukha schon vor Wochen im Kalender eingetragen: Am Sonntag spielt die deutsche Nationalelf ihr erstes Spiel der Fußball-Europameisterschaft gegen das Team aus Solonukhas Heimat, die Ukraine.

„Ich bin schon oft gefragt worden, für wen ich bin“, erzählt die 25-jährige Brühlerin: „Auf jeden Fall für die Ukraine“, sagt sie und lacht. Auch wenn ihr deutscher Freund Andreas Schmatz zu Jogi Löws Mannschaft hält. Beim Public Viewing in Bonn oder in einer Kneipe wollen sie das Spiel gucken. „Vielleicht kommt auch meine Gastmutter mit“, erzählt Olga Solonukha, die 2014 als Au-pair nach Merten kam und dort in einer Gastfamilie lebte.

„Eigentlich war nicht geplant, dass ich länger als ein Jahr bleibe“, erzählt sie. Doch dann lernte sie auf dem Kölner Weihnachtsmarkt Andreas kennen, mit dem sie nun in Brühl-Kierberg wohnt. Zurzeit absolviert die 25-Jährige, die fließend Deutsch spricht, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Altenheim. Im September möchte sie in Bonn Betriebswirtschaftslehre studieren.

Dass ihr Land trotz der bewegten Zeiten, die es seit Beginn des Krieges in der Ostukraine im Februar 2014 durchmacht, an der Europameisterschaft teilnimmt, findet die 25-Jährige gut. Sie stammt selbst aus dem Osten des Landes. Ihre Familie lebt in Charkow, etwa 300 Kilometer von Donezk entfernt. Vor einem Jahr sei in deutschen Medien viel über den Konflikt in der Ukraine berichtet worden, meint Olga Solonukha, seit der Flüchtlingskrise habe das aber nachgelassen, ist ihr Eindruck.

Nach einigem Zögern tippt sie auf ein 1:0 der ukrainischen Mannschaft gegen die Deutschen, zu denen sie schon hält, wenn sie nicht gerade gegen ihr Heimatland kicken. „Deutschland hat auch große Chancen, Europameister zu werden“, meint die 25-Jährige. Dafür hat ihr Land gerade erst einen anderen europäischen Wettbewerb gewonnen: Den Eurovision Song Contest. Gleich von drei verschiedenen Handys hätten ihre ukrainische Freundin und sie für die Sängerin Jamala angerufen, damit sie gewinnt, erzählt Solonukha. Diese Option gibt's beim Fußball zwar nicht, aber anfeuern kann sicher nicht schaden. „Vielleicht bestelle ich noch schnell online eine ukrainische Flagge“, meint Olga Solonukha.

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