Stadt ringt um Ausbau 66 Kinder in Bornheim sind noch ohne Kita-Platz

Bornheim · In Bornheim ist die Betreuungssituation angespannt. Die Stadt ringt um den bedarfsgerechten Ausbau der Betreuung. 66 Kinder sind aktuell noch ohne Kita-Platz.

Kinderbetreuung ist in Bornheim auf der Tagesordnung.

Kinderbetreuung ist in Bornheim auf der Tagesordnung.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Anfang Juli war die CDU-Fraktion mit einem ungewöhnlichen Antrag in Sachen Kita-Angebot in den Bornheimer Jugendhilfeausschuss gekommen: Die Verwaltung sollte prüfen, ob und wie das Modell sogenannter "betreuter Spielplätze" in Bornheim umgesetzt werden könnte. Dem Auftrag kam die Verwaltung nach, nahm Kontakt mit der Stadt Hamburg auf, wo das Modell seit Jahren in der Trägerschaft eines Vereins praktiziert wird, und übertrug die Erkenntnisse auf Bornheimer Gegebenheiten.

Zur Entlastung der angespannten Betreuungssituation war die Idee der betreuten Spielplätze auch bei der Politik auf offene Ohren gestoßen, die den Prüfauftrag einstimmig unterstützte. Wie mehrfach berichtet, konnten zum neuen Kita-Jahr 2019/2020 nicht alle Familien in Bornheim einen Betreuungsplatz erhalten. In der Ausschusssitzung legte die Verwaltung hierzu jetzt konkrete Zahlen vor: Demnach sind aktuell noch 66 Kinder unversorgt.

Eltern werden auf Warteliste geführt

Dabei handelt es sich laut Stadt explizit um Eltern, die aus unterschiedlichen Gründen einen vordringlichen Bedarf haben, bei der Verwaltung persönlich oder telefonisch vorgesprochen haben und auf einer Warteliste geführt werden. Ende März hatte die Verwaltung über die Auswertung des Kita-Navigators 368 Eltern angeschrieben, denen bis zu diesem Zeitpunkt kein Kita-Platz angeboten werden konnte. Nach der Systembereinigung am 31. Juli wurden 191 Kinder hieraus für einen Platz für das Kita-Jahr 2020/2021 wieder vorgemerkt. Wie Bornheims Beigeordnete Alice von Bülow darüber hinaus berichtet, seien die Bornheimer Kitas mit insgesamt 100 Plätzen in der Überbelegung. "Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für das Personal und wir sind dankbar, dass dieser Mehraufwand geleistet wird." Auf Dauer könne dieser Zustand jedoch weder dem Personal noch den Kindern zugemutet werden. Zum neuesten Sachstand in Sachen Kita-Planung teilte die Beigeordnete mit, dass das alte Kloster an der Secundastraße nicht mehr als Option für die Wiedereinrichtung einer Kita infrage kommt: Zu aufwendig seien die Auflagen unter anderem in Sachen Brandschutz.

Kita-Provision in Hemmerich klappt vermutlich

Das Geschwister-Scholl-Haus in Sechtem ist dagegen weiter in der Überlegung, wobei aufgrund laufender Kurse der VHS in den Morgenstunden ebenfalls noch abgewartet wird. In Hemmerich, wo die Verwaltung ein Kita-Provisorium in den ehemaligen Flüchtlingscontainern an der Jennerstraße unterbringen will, wird es vermutlich noch in diesem Jahr mit einer Inbetriebnahme klappen. Eine weitere Möglichkeit könnte sich in der Domäne Walberberg ergeben, wo Räumlichkeiten durch den Wegzug einer Brühler Kita genutzt werden könnten. Was Neubauten angeht, sind die geplanten Kitas am Roisdorfer Maarpfad, in Dersdorf und am Hexenweg wahrscheinlich am schnellsten in der Umsetzung. In Sachen betreute Spielplätze zeigte sich die Verwaltung durchaus offen. In einer kurzen Präsentation hatte sich das Konzept der betreuten Spielplätze in der Hansestadt Hamburg zusammengefasst. Dort ist der Träger ein Verein und es handelt sich um ein offenes Angebot, bei dem die Eltern die Besuche flexibel entscheiden und vor Ort die Betreuungskosten zahlen. Finanziert wird das Modell durch Vereinsbeiträge, Sponsoring, Spenden und einen jährlichen Zuschuss der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales und Integration.

CDU will Möglichkeiten für Tagespflege prüfen

Für diese Art der Konzeption nutzbar ist nach Ansicht der Verwaltung unter den 54 öffentlichen Kinderspielplätzen im Stadtgebiet einzig der Spielplatz am Widdiger Lichtweg. Dieser wurde 2017 umgebaut und saniert und das angrenzende Vereinshaus des SC Widdig erfüllt die Kriterien für die technische Versorgung (WC, Gas, Strom). Irritiert zeigte sich Charlotte von Canstein (CDU) darüber, was die Verwaltung aus ihrer Anregung "gebastelt" habe. Sie betonte, dass es sich in Bornheim um eine verlässliche, regelmäßige Betreuung handeln solle. Bei einigen Eltern sei der Vorstoß falsch angekommen.

Die CDU wollte daher den Antrag nochmals unter der Fragestellung prüfen lassen, ob auch Tagespflege in dieser Form möglich sei. Irritiert über die Irritation war wiederum die Verwaltung, die aus ihrer Sicht dem Prüfauftrag entsprochen hat. "Wir haben uns Modell Hamburg angeschaut und in Bornheim einen möglichen Standort identifiziert. Jetzt muss entschieden werden, wie wir weiter vorgehen", so Jugendamtsleiter Maruan Azrak. Beschlossen wurde schließlich der Vorschlag Alice von Bülows, ergebnisoffen zu prüfen, welche Betreuungsform an Standort Widdig möglich sei.

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