Klimawandel in Bornheim 95 Prozent der Fichtenbestände von Borkenkäfer betroffen

Bornheim · Der Borkenkäfer und der heiße Sommer 2018 haben dem Bornheimer Wald geschadet. Stadt und Forstbetrieb setzen jetzt auf Mischwälder.

Der heiße Sommer 2018 und vor allem der fehlende Niederschlag haben gezeigt: Der Klimawandel ist für die heimischen Wälder kein fernes Zukunftsszenario. Mit einem Vorstoß im Umweltausschuss wollte die Stadt Bornheim nun ihre Möglichkeiten, den Wald in Bornheim fit für die Zukunft zu machen, verbessern. Die Initiative geht auf einen entsprechenden Vorschlag der Forstbetriebsgemeinschaft Bornheim (FBG) zurück.

Ziel ist die Umwandlung nicht nur städtischer, sondern auch privater Waldflächen in naturnahe Mischwälder mit am Standort heimischen Bäumen, die an Wetterextreme und starke Schwankungen im Jahresverlauf besser angepasst sind als bisher. Die Trockenheit des vergangenen Sommers, die auch im Vorgebirge einen starken Borkenkäferbefall zur Folge hat, zeigt, dass dies nötig ist. Wie aus der Vorlage der Verwaltung hervorgeht, ist der Verlust fast sämtlicher größerer und mittelgroßer Fichtenholzbestände zu befürchten. Laut FBG sind 95 Prozent aller Fichtenbestände betroffen.

„Wir werden Mitte des Jahres so gut wie keine Fichten mehr in Bornheim haben“, prognostizierte Armin Kuhl, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft, im Umweltausschuss. Wie sich die Schäden bei den Laubbäumen entwickeln, bleibt abzuwarten. Es wurden bereits mehrere städtische Waldparzellen von einer Fichtenmonokultur in naturnahen Mischwald umgewandelt.

Gemäß Bundesnaturschutzgesetz sind Eingriffe, beispielsweise für Siedlungs- und Straßenbau, durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen. Die naturnahe Waldumwandlung stellt als Verbesserung des ökologischen Zustandes einen solchen Ausgleich dar. Auf Grundlage einer „Waldumbauvereinbarung“ sollen laut Beschlussentwurf nun auch Privatwaldflächen „umgebaut“ und als Ausgleichsfläche herangezogen werden können. Das vorgeschlagene Modell sieht vor, dass auf Basis eines Vertrages zwischen der Stadt Bornheim, der Forstbetriebsgemeinschaft als Treuhänder und den Privatwaldbesitzern die Stadt die Wiederaufforstung von durch Borkenkäferbefall abgestorbene Fichtenforste mit Mischwald übernimmt.

Dessen Entwicklung soll für 15 Jahre mit einem gedeckelten Betrag in Höhe von maximal fünf Euro pro Quadratmeter aus zweckgebundenen Einnahmen für Ersatzmaßnahmen finanziert werden. Im Gegenzug beansprucht die Stadt den ökologischen Mehrwert als Kompensationsmaßnahme für sich. Wie Armin Kuhl betonte, sei die von der FBG angestoßene Finanzierung über das so genannte „Ökokonto“ im Vorfeld mit dem Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) erörtert worden und werde von diesem unterstützt.

Armin Kuhl: „Es ist nicht fünf vor, sondern eigentlich schon fünf nach zwölf“

Für die privaten Waldbesitzer biete die Kompensationsmaßnahme verbunden mit der Treuhänderschaft durch die FBG eine ideale Lösung. „In dem oft sehr kleinparzellierten Bornheimer Privatwald fehlen den Eigentümern häufig die finanziellen Ressourcen und damit auch das Interesse an einer naturnahen Waldentwicklung“, heißt es in der Sitzungsvorlage.

„Die Waldbesitzer sind nicht bereit zu investieren“, meinte auch Kuhl. „Das Modell ist eine einmalige Chance, zeitnah aufzuforsten.“ Auf Naturverjüngung zu setzen, mache keinen Sinn, denn Jungpflanzen müssten vor Wildverbiss geschützt werden.

Im Ausschuss entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, bei der von Seiten der Politik noch einige Fragen offen blieben. Arnd Kuhn (Grüne) begrüßte den Vorschlag, wollte den Vorstoß aber nicht nur unter ökologischen, sondern auch unter forstwirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet wissen. Markus Hochgartz (Grüne) fragte, warum die Stadt die Flächen nicht gleich kaufe. Bernd Marx (CDU) stand dem Vorschlag zwar positiv gegenüber, sprach sich aber dafür aus, noch keine Beschlussempfehlung an den Rat zu geben und die noch ausstehende rechtliche Beurteilung durch die Untere Naturschutzbehörde sowie eine externe rechtliche Prüfung abzuwarten. Dem schloss sich der Ausschuss an. Auf Anregung Kuhns soll es einen Runden Tisch mit Vertretern der Stadt, der FBG und Umweltschutzverbänden geben.

Zusätzlich lud der FBG-Vorsitzende Armin Kuhl die Umweltausschussmitglieder ein, sich bei einem Rundgang durch den Wald ein Bild von den Schäden zu machen. Von der Entscheidung der Politik zeigte er sich „maßlos enttäuscht“: „Man hätte ja unter Vorbehalt des Ergebnisses der rechtlichen Prüfung entscheiden können. Jetzt wird es wahrscheinlich bis Ende des Jahres dauern, bis es eine Entscheidung gibt.“ Gepflanzt werden müsse aber im Idealfall bis zum Herbst.

Angesichts des dringenden Handlungsbedarfs kann Kuhl nur den Kopf schütteln. „Es ist nicht fünf vor, sondern eigentlich schon fünf nach zwölf.“

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