"Aldi-Story" Albrecht-Entführung in Hersel nachgestellt

BORNHEIM-HERSEL · Fast fünf Millionen Menschen haben Anfang Dezember 2014 die Erstausstrahlung der "Aldi-Story" über das Leben der Discounter-Gründer Karl und Theo Albrecht gesehen - und damit auch ein wenig von der Firma Collo aus Hersel.

 Collo-Inhaber Lutz Irgel berichtet, welche Szene in seinem Büro gedreht wurde.

Collo-Inhaber Lutz Irgel berichtet, welche Szene in seinem Büro gedreht wurde.

Foto: Roland Kohls

Denn Teile der Dokumentation sind im Verwaltungsgebäude sowie auf dem Parkplatz des Herstellers für Reinigungs- und Pflegemittel an der Simon-Arzt-Straße gedreht worden.

Wie Collo-Inhaber Lutz Irgel berichtet, seien im Wesentlichen zwei Szenen bei ihm gedreht worden: Zum einen wurden Teile der Entführung von Theo Albrecht (1922-2010) vom 29. November 1971 nachgestellt, zum anderen handelte es sich um eine Einstellung, die Karl Abrecht (1920-2014) inmitten seiner geliebten Orchideen zeigt. Gedreht wurde am 16. Oktober vergangenen Jahres - "von 12 Uhr bis Mitternacht", berichtet Irgel. Einige Zeit vorher seien sogenannte Locationscouts gekommen, also Personen, die im Auftrag einer Filmproduktion Drehorte ausfindig machen.

Bei Collo landeten sie einen Volltreffer. Laut Irgel weist das Collo-Verwaltungsgebäude Ähnlichkeiten mit dem ehemaligen Konzernhauptsitz von Aldi-Nord in Herten auf, vor dem Theo Albrecht entführt worden war.

Im Prinzip sei es Zufall gewesen, dass die Locationscouts bei ihm gelandet seien, sagt Irgel: "Ich habe ihnen dann aber gesagt, dass mir das Thema 'Aldi' fast auf den Leib geschrieben ist." Ab Mitte der 1970er Jahre hatte Collo nämlich für rund 20 Jahre geschäftliche Beziehungen zum Discounter aus Essen und sowohl Aldi-Süd als auch Aldi-Nord im In- und Ausland mit Produkten beliefert. Ein jähes Ende habe dies gefunden, als er Aldi-Nord habe verklagen müssen, berichtet Irgel weiter. Hintergrund sei ein Streit mit Theo Albrecht um eine Kostenerstattung für verbilligte Gebühren für das Umweltmarkenzeichen "Grüner Punkt" gewesen. Drei Prozesse habe er gegen Albrecht erfolgreich bestritten, so Irgel. "Aber es war ein Pyrrhussieg." Danach seien Collo-Produkte nicht mehr bei Aldi verkauft worden.

"Es ist schon ein Verlust, Aldi nicht mehr als Kunden zu haben", sagt der 79-Jährige, der seit 50 Jahren die Geschäfte von Collo führt. Über den Streit habe sich zwischen ihm und Theo Albrecht auch eine persönliche Korrespondenz entwickelt, erzählt Irgel, der auch noch eine Anekdote zu dem 2010 verstorbenen Unternehmer beisteuern kann. So habe sich Albrecht nach dem Wechsel von vier- auf fünfstellige Postleitzahlen zum 1. Juli 1993 aus Kostengründen keine neuen Briefumschläge mit seiner Adresse herstellen lassen, sondern stattdessen die Postleitzahlen auf den alten Umschlägen eigenhändig mit der Schreibmaschine geändert. "Ich habe noch einen solchen Briefumschlag und sage meinen Mitarbeitern immer: Seht Ihr, so wird man erfolgreicher Unternehmer", scherzt Irgel.

Trotz des Streits, unterstreicht Irgel, habe er eine "sehr positive Affinität zu den Albrechts" - etwa, weil er auch ein sparsamer Mensch sei. "Ich habe aber auch höchsten unternehmerischen Respekt vor den Albrecht-Brüdern." Eine Idee zu haben, sei eine Sache. Etwas ganz anderes sei es aber, diese über Jahrzehnte bis heute erfolgreich und expansiv weiterzuführen.

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