Alternativen zum Flüchtlingsheim auf dem Dorfplatz An Widdig führt kein Weg vorbei

BORNHEIM-WIDDIG · Die Diskussion verlief rege und teilweise emotional: Mehr als 150 Widdiger waren am Dienstagabend zur Bürgerversammlung in die Mehrzweckhalle gekommen, um sich über die geplante Errichtung eines Übergangsheimes für Flüchtlinge auf dem Widdiger Dorfplatz zu informieren, ihre Bedenken und Ängste zu äußern und ihrem Ärger über das Vorgehen der Verwaltung Luft zu machen.

Wie berichtet, will die Stadt Bornheim auf dem Areal an der Widdiger Römerstraße zwei Container zur Unterbringung von 20 Flüchtlingen errichten. Dies war im Ausschuss für Schule, Soziales und demographischen Wandel am 25. März erstmals bekannt geworden. Bereits in der Sitzung wurde nicht nur die Wahl des Standortes kritisiert, sondern vor allem die späte Information des Ortsvorstehers und die mangelnde Einbeziehung der Widdiger.

Neben Bornheims Sozialdezernent Markus Schnapka und dem Leiter des Sozialamtes, Herbert Meyer, konnte Sozialarbeiterin Hannah Kaufhold, die sich seit Februar im Auftrag der Caritas um die Bornheimer Flüchtlinge kümmert, von ihren Erfahrungen und Eindrücken berichten.

Die Kritik einiger Anwesender, die Verwaltung stelle die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen, wollte Schnapka nicht stehen lassen. Die Unterbringung der Flüchtlinge sei absolut dringlich, unterstrich er. Allein im Flüchtlingsheim an der Mertener Brahmsstraße leben zurzeit doppelt so viele Menschen, wie eigentlich vorgesehen. "Das kann uns nicht ruhen lassen", sagte Schnapka.

Zurzeit sind in Bornheim 241 Personen aus 21 Nationen untergebracht. Bereits in den nächsten Tagen wird eine weitere Flüchtlingsfamilie erwartet. Inzwischen geht Schnapka davon aus, dass die Zahl der Aufnahmen in diesem Jahr die 300er-Marke knacken könnte.

Dennoch würden alle Vorschläge und Angebote, die eine Alternative zum Dorfplatz darstellen, schnellstmöglich geprüft, betonte er. "Sollte sich ein Grundstück gemessen am Kriterienkatalog besser eignen als der Dorfplatz, wird dieser Alternative der Vorzug gegeben." Am Standort Widdig führe aber kein Weg vorbei, auch wenn beispielsweise beim Kriterium der Einkaufsmöglichkeiten Abstriche gemacht werden müssten. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat. Benötigt wird die Einrichtung spätestens im Juni.

Aus den Reihen der Anwesenden konnte ein Mann ein Angebot für Wohnraum machen. Der Vorschlag, Monteurzimmer zu nutzen, stellte für die Verwaltung eine zusätzliche Möglichkeit, aber keinen Ersatz für die Container dar. Ortsvorsteher Konrad Velten berichtete, er habe der Stadtverwaltung Pläne mit mehreren infrage kommenden Grundstücken vorgelegt. Deren Eignung werde überprüft.

"Wir bekennen uns zur Aufnahme von Flüchtlingen", stellte Velten klar. Er sehe, dass bei der Widdiger Bevölkerung eine große Hilfsbereitschaft vorhanden sei. "Deshalb gilt es jetzt auch mitzuhelfen, einen guten Standort für die Unterbringung der Menschen zu finden", appellierte er.

Die Argumente der Teilnehmer gegen eine Errichtung der Container auf dem Dorfplatz bezogen sich auf den Wegfall von Parkplätzen und des Stellplatzes für das häufiger genutzte Rettungsboot der Feuerwehr. Direkte Anwohner befürchteten negativen Einfluss auf ihre Wohnqualität. Paul Breuer (ABB) sparte nicht mit Kritik an der Verwaltung und betonte die Wichtigkeit des Dorfplatzes für die Ortschaft.

Dieses Argument ließ Schnapka nicht gelten: "Der Dorfplatz ist nicht das Kleinod dieses Ortes." Sollten die Container kommen, würde der Platz planiert und mit Wasser und Stromanschlüssen versehen. Dies würde für Widdig und die Stadt eine Win-win-Situation bedeuten, da nach dem Abbau der Container ein besserer Dorfplatz vorhanden sei als jetzt.

Allerdings bezweifelten viele Diskussionsteilnehmer, dass die Container wie geplant nach drei Jahren abgebaut würden. Neben vielen mehr oder weniger zielführenden Äußerungen erhielt ein Beitrag besonders viel Applaus: "Wir sind 1800 Widdiger Bürger. 20 Personen sollen hinzukommen. Wo ist das Problem?"

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