Nach Panne in Bornheimer Wasserwerk Anlage wird für 25.000 Euro umgebaut

BORNHEIM · Die Stadt Bornheim will schnell reagieren und die Natron-Dosieranlage im Wasserwerk Eichenkamp bis Ende Juli nachrüsten. Der Auftrag dafür sei bereits ausgeschrieben, nun würden die Angebote geprüft, sagte Ulrich Rehbann, Vorstand des Stadtbetriebs, am Dienstag im Betriebsausschuss und Verwaltungsrat.

Basis für den Umbau ist das Gutachten von Andreas Holy von der H2U aqua.plan.Ing-GmbH. 25.000 Euro stehen für den Umbau bereit. Kein weiterer Störfall ist das erklärte Ziel. Wie berichtet, war im April zu viel ätzende Natronlauge in das Trinkwasser gelangt, mehrere Menschen in den Rheinorten klagten über Hautreaktionen. Die Hauptursache laut Gutachter Holy: "mangelhafte Ausführung der technischen Installation" sowie eine "mangelhafte steuerungstechnische Überwachung des Prozesses".

So konnte sich Natronlauge im Weichwasserbehälter ansammeln und von dort ins Netz fließen. Das soll nun eine Rückschlagarmatur verhindern. Außerdem wurde der viel zu hohe pH-Wert zu spät erkannt. Der Grund: Es gab keine messtechnische Ausstattung und Überwachung des Prozesses.

Es werde nun ein Messinstrument mit automatischer Abschaltung eingebaut, erklärte Rehbann. Zudem seien zwei Messstellen für den pH-Wert vorgesehen, so dass "eine redundante Prüfung erfolgt". Laut Holy müssen die Dosierleitungen zudem mit Druckmessungen ausgestattet werden, um Verstopfungen schnell zu entdecken.

Und die Meldewege müssen für die Rufbereitschaft gesichert sein, damit jede Störmeldung umgehend an die Bereitschaft gesendet wird. "Entscheidend ist, dass die Einsatzleitung schnell über die Informationen verfügt", sagte Bürgermeister Wolfgang Henseler. Hätten die Beteiligten den Auslöser zu einem früheren Zeitpunkt gekannt, hätten sie auch schneller reagieren können.

Wichtig ist laut Rehbann zudem, dass alle Wasserwerke einen mit dem Rhein-Sieg-Kreis abgestimmten Maßnahmenplan haben, um auf derartige Störfalle reagieren zu können. Künftig liege die Zuständigkeit direkt beim Kreisgesundheitsamt. Eine Alternative zur Beimischung von Natronlauge, die den pH-Wert des etwas zu säurehaltigen Wassers ausgleicht, hat die Stadt bisher nicht prüfen können - "aufgrund der Kürze der Zeit". Auch eine Übung zum Störfallmanagement steht noch aus. Beides hatten die Ausschussmitglieder bei der Sondersitzung im Mai beschlossen.

Weitere Anregungen erhofft sich Henseler vom Gutachten von Professor Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn. Er hat den Informationsfluss während des Störfalls untersucht. Sein Bericht soll Ende des Monats vorliegen. Exner werde das Thema auch mit in die Trinkwasserkommission nehmen. Rehbann: "Bislang hatte man nie gedacht, dass es Fälle gibt, auf die man so schnell reagieren muss."

Bei der Verwaltung haben sich inzwischen sieben Betroffene gemeldet, die Schadensersatz geltend machen. Zum Teil sei dies schon mit der Versicherung geklärt, sagte Henseler. Ob die Stadt selbst Ansprüche gegenüber der Fachfirma erheben wird, die die Anlage im Februar gewartet und dabei anscheinend die Dosierlanze nicht gereinigt hat, wird noch geprüft. Laut Gutachten war die verstopfte Dosierlanze Auslöser des Störfalls. Geplant ist auch, zu einem Tag der offenen Tür ins Wasserwerk einzuladen, um die Abläufe und Notfallpläne vor Ort zu erläutern.

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