Wasserwerk: Stadtbetrieb mahnt Modernisierungen an Anlagentechnik ist überaltert

BORNHEIM · Alarmierend klingen die Ausführungen des Stadtbetriebs Bornheim für die nächste Sitzung des Betriebsausschusses am Donnerstag, 24. September: Die Anlagentechnik im Wasserwerk Eichenkamp sei überaltert, aufgrund "mehrfacher Kurzausfälle der Datenübertragung" seien die Mitarbeiter "ständig in Alarmbereitschaft", und da es für einzelne Komponenten keine Ersatzteile mehr gebe, werde "das Risiko des Ausfalls der Wasserversorgung täglich größer".

 Blick ins Bornheimer Wasserwerk: An der Pumpstation kommt das Wasser der verschiedenen Wasserverbände an, die derzeit mit der Versorgung beauftragt sind.

Blick ins Bornheimer Wasserwerk: An der Pumpstation kommt das Wasser der verschiedenen Wasserverbände an, die derzeit mit der Versorgung beauftragt sind.

Foto: Roland Kohls

Deshalb empfiehlt der Stadtbetrieb dringend, eine Liste von Maßnahmen umzusetzen - und das unabhängig davon, dass es politisch noch keine endgültige Klarheit gibt, wie die Wasserversorgung in Bornheim künftig geregelt ist (siehe Kasten).

Wie Ulrich Rehbann, Vorstand des Stadtbetriebs Bornheim, erläutert, geht es vor allem um Software und Elektrotechnik, die erneuert werden muss. Die stamme größtenteils von 2002 und sei so veraltet, dass der Hersteller - ähnlich wie bei einem überholten Betriebssystem am Computer - bestimmte Komponenten nicht mehr unterstütze. In den vergangenen zwei Wochen sei es drei Mal zu kurzen Ausfällen in der Datenübertragung gekommen, sodass Mitarbeiter die Anlagen teils per Hand steuern mussten.

Wie Rehbann erklärt, geht es dabei vor allem darum, dass die Hochbehälter in Merten und Botzdorf nicht leer laufen, sondern vom Wasserwerk aus nachgefüllt werden. Das geschieht normalerweise automatisch, ab einem gewissen Pegel meldet der Hochbehälter Bedarf. Läuft er indes leer, könnte es laut Rehbann dazu kommen, dass an einzelnen Stellen im Stadtgebiet kein Wasser aus dem Hahn kommt.

Damit das nicht passiert, habe der Stadtbetrieb einen Mitarbeiter in Bereitschaft, der jede halbe Stunde die technischen Anzeigen kontrollieren soll. Rehbann macht keinen Hehl daraus, dass seine Mitarbeiter ob der hakenden Datenübertragung unter starkem Druck stehen. Der Stadtbetrieb habe auch den Ernstfall geprobt: Sollte die Technik über längere Zeit ausfallen, müssten mehrere Mitarbeiter die Regulierung im Schichtbetrieb per Hand übernehmen. Das sei aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen aber über einen längeren Zeitraum gar nicht möglich.

Die politische Situation

Im Mai hat der Bornheimer Rat mit den Stimmen von CDU, Grünen und ABB beschlossen, dass die Stadt ihr Wasser künftig vollständig vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) erhalten soll.

Da die Stadt aber Mitglied im Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) bleibt, sollen die Rheinorte zunächst ein Wassergemisch erhalten, das zu 70 Prozent vom WTV sowie zu 30 Prozent vom WBV kommt. Bürgermeister Wolfgang Henseler soll sich jedoch darum bemühen, dass die Rheinorte mittelfristig komplett das weichere WTV-Wasser erhalten.

Eine Unwägbarkeit: Ein von der Stadt beauftragter Jurist prüft, ob der Bürgermeister den Ratsbeschluss beanstanden muss. Das wäre dann der Fall, wenn der Beschluss gegen geltendes Recht verstößt - hier gegen die Gemeindeordnung, die eine sparsame Haushaltswirtschaft vorschreibt. Dabei geht es um die Frage, ob die Mehrkosten, die durch den Bezug des teureren WTV-Wassers entstehen, zulasten des städtischen Haushalts gehen.

Die Beanstandung, nach der sich der Rat erneut mit dem Anliegen befassen müsste, sei derzeit "noch kein Thema", sagte Henseler dem GA dazu. Die Verwaltung müsse sich zunächst noch einen Überblick verschaffen und führe dazu auch Gespräche mit den beiden Wasserverbänden.

Eine wichtige Frage ist auch die der unterschiedlichen Gebühren im Stadtgebiet. So fordern CDU, Grüne und ABB, dass in den Rheinorten, die ja zunächst weniger WTV-Wasser erhalten, weniger Gebühren gezahlt werden. Auch da kläre die Verwaltung, ob eine solche Regelung überhaupt möglich sei, sagte Henseler. Er rechne damit, frühestens in der Ratssitzung im November die Ergebnisse der Prüfaufträge vorstellen zu können.

206 750 Euro sind für die dringend notwendigen Erneuerungen in der Anlagensteuerung veranschlagt. Das Dilemma: Erfolgt die von einer politischen Mehrheit schon beschlossene Umstellung auf eine Vollversorgung durch den Wahnbachtalsperrenverband (WTV), wäre laut Sitzungsvorlage eine "kostenaufwendige Umprogrammierung" fällig.

"Momentan pumpen wir von unten nach oben", erklärt Rehbann. Das heißt, vom Wasserwerk Eichenkamp in Bornheim wird das Wasser in die Hochbehälter in Merten und Botzdorf eingespeist. Bei einer Vollversorgung durch den WTV würde das Wasser stattdessen von Alfter-Gielsdorf nach Botzdorf befördert. Auf die zusätzlichen Kosten für die dann erforderliche Umprogrammierung der Technik könne jedoch keine Rücksicht genommen werden, da die vollständige Umstellung der Wasserversorgung mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen werde. "Dementsprechend ist es nicht zu verantworten, eine Modernisierung der Anlagen weiter zu verschieben", heißt es in der Vorlage deutlich.

Zurzeit setzt sich das Bornheimer Wasser zu 75 Prozent aus Wasser vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) und zu 25 Prozent vom WTV zusammen. Bliebe es dabei, müsste eine Transportleitung zwischen Sechtem/Merten und Walberberg erneuert werden. Da die Politik jedoch den Wechsel zu einer kompletten WTV-Versorgung anstrebt, sei die Leitung bislang nicht getauscht worden, erläutert Rehbann. Die im Bauplan dafür vorgesehenen Mittel von 250 000 Euro könnten also für die jetzt so dringenden Ausgaben in die Anlagentechnik verwendet werden. Dass im Wasserwerk Ertüchtigungen anstünden, sei schon länger bekannt, sagt Rehbann. Es seien auch bereits einzelne Maßnahmen erfolgt. Doch da seit Mitte 2013 über eine Änderung der Wasserversorgung diskutiert worden sei, habe man Modernisierungen, insbesondere in der Anlagensteuerung, "nicht mehr mit Nachdruck" angehen können.

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