Rheinufer in Hersel Anwohner befürchten Einschränkungen durch Teilsperrung

BORNHEIM-HERSEL · Albert Stollenwerk lebt, wo andere ihre Freizeit verbringen: Sein großes Wohnzimmerfenster bietet eine fantastische Aussicht auf das Herseler Werth und den Yachthafen. An sonnigen Tagen passieren hunderte Jogger, Spaziergänger und Radfahrer den Leinpfad, der sich unterhalb der steil abfallenden Böschung vor seinem Haus am Rhein entlang bis nach Wesseling schlängelt. Seit anderthalb Wochen müssen sich die Passanten allerdings einen anderen Weg suchen.

Rot-Weiße Absperrbaken schotten den idyllischen Weg zwischen Hersel und Widdig auf einer Strecke von rund zwei Kilometern ab. Der Grund: Ein Gutachten, das die Bezirksregierung Köln in Auftrag gegeben hat, zweifelt die Standsicherheit der Böschung am Rheinufer an. Die Stadt sah sofortigen Handlungsbedarf.

Noch muss Albert Stollenwerk keine Einschränkungen hinnehmen. Doch schon bald sollen auch die Rheinstraße ab der Kreuzung Richard-Piel-Straße und der Rheinuferweg nur noch teilweise nutzbar sein. "Als ich mich bei der Stadt erkundigt habe, erfuhr ich, dass auch auf der Rheinstraße zwischen Rheinkilometer 661,3 und 662 eine Sperrung erfolgen soll", erklärt der 64-Jährige. "Alles, was bis zu drei Metern von der Hangkante entfernt ist, soll keiner Belastung mehr ausgesetzt werden."

Gegenüber dem General-Anzeiger bestätigte Bornheims Pressesprecher Rainer Schumann dieses Vorhaben vorerst nicht. Die Stadt befinde sich noch in der Prüfungsphase. Die beschlossen Maßnahmen sollen den Betroffenen bei der Informationsveranstaltung heute in der Rheinhalle mitgeteilt werden.

Sollte es tatsächlich eine Teilsperrung geben, hätte dies für Stollenwerk und seine Nachbarschaft unangenehme Folgen: Viele Anwohner könnten ihre Häuser dann nicht mehr mit dem Auto erreichen, da die Wege ohnehin sehr schmal sind. Auch die Müllabfuhr, die Post oder Paketdienste können die Häuser dann nicht mehr anfahren.

"Einzig für Notfälle soll es eine Ausnahmeregelung geben", will der Beamte im Ruhestand erfahren haben. "Wenn dieser Zustand lange andauert - wer möchte dann noch hier wohnen? Mieter können auf Mietminderung pochen und die Immobilien verlieren an Wert." Die Reaktion der Verwaltung auf das Gutachten empfindet der Herseler als "Schnellschuss". "Zumindest was den Abschnitt der Rheinstraße betrifft, sehe ich keine akute Gefahr."

Am schärfsten kritisiert Stollenwerk aber das Informationsmanagement der Stadt. Nur die Hauseigentümer hätten ein Schreiben erhalten, das knapp über die geotechnischen Untersuchungen informiere und eine Einladung zur Informationsveranstaltung heute enthielt. "Die Mieter wurden nicht benachrichtigt, geschweige denn die Bootsbesitzer, die im nächsten Frühling wieder ihrem Hobby nachgehen wollen."

Besonders hart trifft die Sperrung des Leinpfades Emmy Federau, Betreiberin des Bootshauses "Zur Alten Fähre". Als die 76-Jährige wie jeden Tag ihr schwimmendes Restaurant öffnen wollte, war der Steg zum Bootshaus gesperrt. "Ich wusste gar nicht, was los war. Die Sperrung traf mich ohne Vorwarnung." Sogleich unternahm Emmy Federau mit ihrem langjährigen Bekannten Stollenwerk den Versuch, persönlich etwas bei der Stadt zu erreichen - ohne Erfolg.

"Ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Sperrung bedroht meine Existenz, womit soll ich meinen Lebensunterhalt verdienen?", fragt sie sich. In der warmen Jahreszeit ankern mehrere Boote an ihrem Steg. "Wenn die Bootsbesitzer nicht an ihre Boote kommen, bricht auch diese Einnahmequelle weg." Im Moment bleibt ihr nichts übrig, als die Informationsveranstaltung der Stadt abzuwarten. Doch optimistisch ist die Wirtin nicht. Wenn sie über den Stand der Dinge informiert ist, will sie sich einen Anwalt nehmen. "Das wird wohl nötig sein."

Sicherung des Hochufers in Hersel, Uedorf und Widdig

Seit vielen Jahren ist die Sicherung des Hochufers zwischen Hersel, Uedorf und Widdig ein Thema für die Stadt Bornheim. Die Böschung, zwischen Leinpfad und Rheinuferweg gelegen, weist stellenweise starke und zunehmende Schäden auf. Bereits 2005 wurden vom staatlichen Umweltamt zwei Gutachten zur Bewertung der Gefährdung der Rheinuferböschung in Auftrag gegeben. 2010 erfolgte eine provisorische Sicherung. Ein aktuelles Gutachten bezweifelt nun erneut die Standsicherheit der Böschung.

Die Stadt veranlasste aus Sicherheitsgründen die sofortige Sperrung des Leinpfades auf einer Strecke von zwei Kilometern. Unter Umständen könnte die Sperrung mehrere Jahre andauern. Wer die Kosten einer Sanierung übernehmen soll, ist noch unklar. Bürgermeister Wolfgang Henseler hofft, dass der Bund die Kosten tragen wird. Der Verursacher der Schäden sei der Rhein. Und für den Rhein als Bundeswasserstraße sei der Bund zuständig, so die Argumentation.

Die Informationsveranstaltung der Stadt findet am Montag, 9. Dezember, um 18.30 Uhr in der Herseler Rheinhalle statt.

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