Internationales Sommercamp in Walberberg Auf der Suche nach den Chancen

Bornheim-Walberberg · Unter dem Motto „Fancy fenced Europa“ tauschen sich 60 Jugendliche aus sechs europäischen Ländern in Walberg über ihr Leben aus. Verschiedene Aktivitäten schweißen die Gruppe zusammen.

 Internationales Sommercamp: Singen kennt keine Grenzen – Jugendliche aus sechs europäischen Ländern beim Musik-Workshop in der Jugendakademie in Walberberg.

Internationales Sommercamp: Singen kennt keine Grenzen – Jugendliche aus sechs europäischen Ländern beim Musik-Workshop in der Jugendakademie in Walberberg.

Foto: Roland Kohls

Hochkonzentriert sitzen Anna, Chloé, Marcin und Andrzej in einem Seminarraum der Jugendakademie Walberberg und singen gemeinsam mit anderen Jugendlichen einen von Andrzej und Marcin selbst getexteten und komponierten Song.

„Wir leben ein Leben, in welchem wir eine Chance haben, diese ungleiche Welt zu verändern. Wir sind in der Jugendakademie angekommen, zuerst hatten wir uns nichts zu sagen, jetzt wenigstens bleiben uns unsere Erinnerungen, hier in dieser Welt ohne Grenzen“, schmettern die rund 15 Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich, Irland, Polen, Bulgarien und Bosnien-Herzegowina auf Englisch voller Enthusiasmus. Während Anna und Chloé die einzelnen Strophen vorsingen und die anderen als Chor in den Refrain einstimmen, gibt es hier und da den einen oder anderen, der sich zur temporeichen Musik bewegt.

Seit dem 9. Juli sind die 60 Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren in der Walberberger Akademie zu Gast. Unter dem Motto „Fancy fenced Europa“ („Lust auf ein eingezäuntes Europa“) oder „Europa ohne Grenzen erfahrbar machen“ sollten junge Leute aus den unterschiedlichsten Ländern Europas mit den unterschiedlichsten Lebenserfahrungen miteinander in Kontakt kommen, gemeinsame Erlebnisse haben und den und die anderen in seinem Sein und in ihrem Anderssein kennenlernen.

Gemeinsam war allen Teilnehmern, dass sie aus schwierigen familiären Verhältnissen stammen und in unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen leben. Diese Art von Projekt, das sich europaweit besonders an Jugendliche aus Jugendhilfeeinrichtungen wendet, führte die Bornheimer internationale Begegnungsstätte in Kooperation mit den Jugendhilfeeinrichtungen aus dem Köln-Bonner Raum und den entsprechenden Einrichtungen aus dem europäischen Ausland in diesem Jahr zum zweiten Mal durch.

„Die Jugendlichen sollen über eine Mobilitätserfahrung die Möglichkeit erhalten, kulturelle, persönliche und soziale Erfahrungen zu sammeln um darüber hinaus ihre Kompetenzen zu erweitern“, machte Projektleiter Andreas Kern, der seit zwei Jahren für die Jugendakademie tätig ist und das Projekt von Anfang an begleitet, deutlich.

In den Workshops Musik, Tanz, Medien (Video und Film) sowie Lifestyle mit den Bereichen Fitness und Ernährung ging es weniger um theoretische Europa-Diskussionen als vielmehr um gemeinsame Aktivitäten und den gemeinsamen Spaß. „Denn viele der Jugendlichen erfahren zu Hause nur Druck und Ablehnung. Bei uns hier sind sie in einem geschützten Raum, erleben Anerkennung und können ihre Kompetenzen entfalten“, erläuterte Kern den Sinn des Projekts. So haben ein Ausflug nach Köln und eine Flash-Mob-Aktion vor dem Brühler Schloss Augustusburg die Truppe zusammengeschweißt.

Und als dann das Nizza-Attentat am 14. Juli in Frankreich passierte, gedachten die Jugendlichen in einer gemeinsamen Schweigeminute der Opfer. Es war die Idee des 18-jährigen Franzosen Thomas Bikienga, dessen Familie aus Burkina Faso stammt. Er macht beim Workshop Fitness mit und ist ganz bei der Sache als er, gut gesichert, die Kletterwand im Garten der Akademie allmählich hochklettert.

„Man unternimmt etwas Gemeinsames und hat ein gemeinsames Ziel“, stellt Thomas fest. Landsmann Zakaria Seck (18) gefällt bei der Begegnung mit anderen europäischen Jugendlichen das „Wissen und die Erfahrung, die man macht“. Grenzen in Europa kann er sich nicht mehr vorstellen, allerdings Grenzen zu Europa.

Ebenso locker und ungezwungen ist die Atmosphäre im Workshop Singen. Nicht nur das Spielen von Trommel und Gitarre wird den Teilnehmern vermittelt, auch das Singen bekannter Lieder wie „Boomtown Funk“ schafft eine ungezwungene Stimmung.

Die Songwriter haben beim Texten über „Grenzen im Kopf“ und Ländergrenzen diskutiert. Der junge Ire Andrzej und der junge Pole Marcin zogen in ihrem Lied eine Bilanz ihres zehntägigen Aufenthaltes.“ Das Sommercamp bringt uns alle zusammen, in einer Gruppe besiegen wir die störende Grenze schneller“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
„Ich weiß genau, wer gut singen kann“
Gespräch am Wochenende mit Multiinstrumentalist Richie Hellenthal „Ich weiß genau, wer gut singen kann“
Zum Thema
Aus dem Ressort