900 Jahre Sechtem Auf Zeitreise mit dem "Sechtosaurus"

BORNHEIM-SECHTEM · In historischen Kostümen durch die verschiedenen Epochen: Mit einem großen Straßenumzug, offiziellem Festakt, Tanz und weiterem Programm hat Sechtem am Pfingstwochenende die erste urkundliche Erwähnung vor 900 Jahren gefeiert. Viele ehrenamtliche Helfer, Vereine, Grundschulen und Kindertagesstätten waren dabei an Bord.

 Mit einem Festumzug ging es in Sechtem auf eine Reise in die Vergangenheit.

Mit einem Festumzug ging es in Sechtem auf eine Reise in die Vergangenheit.

Foto: Roland Kohls

Schon mal vom Sechtosaurus gehört? Nein? Das ist ungewöhnlich, denn es handelt sich hierbei immerhin um das einzige Saurierexemplar, dass das Aussterben aller anderen Arten vor etwa 65 Millionen Jahren ignoriert hat. Mehr noch: Der Sechtosaurus lebt - und er kann tanzen! Quicklebendig und vergnügt wackelte das meterlange glitschig-grüne Urvieh beim historischen Straßenumzug, dem Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 900. Geburtstag Sechtems am Pfingstwochenende, durch die Straßen.

Damit wäre bewiesen: Schon die Saurier fühlten sich wohl in Sechtem und ließen sich nicht von diesem schönen Fleckchen Erde vertreiben. Vielleicht hatten die Böllerschützen, die den Beginn des viertägigen Festes lautstark verkündeten, den Sechtosaurus aus dem Schlaf gerissen. Fest steht jedenfalls, dass Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler und der ortseigene Dino die Ansicht "Einmal Sechtem, immer Sechtem" teilen.

"Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm fehlt. Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu finden", zitierte Henseler in seiner Ansprache beim Festakt zum Auftakt der Feierlichkeiten den Schriftsteller George Moore. "Als Sechtemer braucht man nur aus der Haustür zu gehen und findet alles, was man braucht", stellte Henseler fest. "Metzger, Bäcker, Schreibwaren, Kitas und Schule sind vorhanden." Vor allem lobte der Bürgermeister das rege Vereinsleben des Ortes und dankte den ehrenamtlichen Helfern, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben.

Durch das abwechslungsreiche Programm des Abends im Festzelt auf dem Schulhof der Wendelinus Grundschule führte Ortsvorsteher Dieter Paschmanns mit viel Humor. Nach dem Auftritt der Tänzerinnen der Ballettschule Meyer, die sowohl klassischen Balletttanz als auch Modern- und Jazzdance präsentierten, richtete der Ehrenvorsitzende der Dorfgemeinschaft, Peter Heine, ein Grußwort an Helfer und Teilnehmer des Festes. Nach Darbietungen des Männergesangvereins und des Kirchenchors beglückwünschten auch die Vertreter der beiden Kirchengemeinden, Matthias Genster und Eckart Wüster das Organisationsteam und die Dorfgemeinschaft zu der gelungenen Veranstaltung. "Es ist schön, in einem Ort zu wohnen, der eine so lange und reiche Geschichte hat", erklärte Pfarrer Genster.

Auf diese ging Dorfchronist Heinz Vorzepf in einem Vortrag ein und stellte klar: Die Geschichte des Dorfes begann weit vor der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 1113. Schon in der Römerzeit war Sechtem ein wichtiger Ort im Vorgebirge. So ist auch der Name "Sechtem" möglicherweise auf die römische Entfernungsangabe "ad septimam leugam" zurückzuführen, die angibt, dass der Ort genau sieben "Leugen" vom römischen Köln entfernt lag. Keine Erwähnung in Vorzepfs Ausführungen fand der Sechtosaurus, der dies jedoch nicht persönlich zu nehmen schien. Nach dem Tambour-Corps "Rheinperle" und den Böllerschützen bildete der "Ureinwohner", der vom Theaterverein Sechtem begleitet wurde, die Spitze des 21 Fußgruppen umfassenden historischen Umzuges.

Vom Ausgangspunkt, der Tränkerhofstraße, hatten sich die 430 Teilnehmer auf den etwa 1,5 Kilometer langen Rundweg gemacht. Die meisten Schaulustigen versammelten sich am Krausplatz, wo der Umzug von Uwe Kuhnert und Josef Buchholz kommentiert wurde.

Einfallsreich zeigten sich Vereine, Schulen und Kindergärten bei der Auswahl ihrer Mottos und deren Umsetzung: Liebevoll und detailliert gestaltete Kostüme, aufwendig geschmückte Wagen und hochwertiges "Wurfmaterial", bestehend aus Obst, Gemüse, Blumen und Plätzchen, machten den Festumzug auch zu einem sinnlichen Erlebnis. Abstand nehmen mochte man beim Anblick der Obstfreunde Sechtem, die sich mit dem "Schwarzen Tod in Sechtem" beschäftigt hatten und gehörig mitleiderregend übers Pflaster schlurften. Die Fidelgruppe der Bornheimer Musikschule schwang eifrig die Bögen, während sich der Kirchenchor St. Cäcilia in kölscher Mundart darüber freute, zur Kindstaufe eingeladen zu sein.

Teile des Sechtemer Männergesangvereins legten den Rundweg in zwei Pferdekutschen zurück. Einige Pferdestärken mehr benötigte der historische Straßenbahnwagen, der eigens aus Köln eingefahren worden war. Außerdem konnte ein altes Feuerwehrauto, das bis 1984 in Sechtem Dienst tat, bestaunt werden.

Rund 80 Kinder der fünf Sechtemer Tagesstätten hatten sich gemeinsam mit Eltern und Erziehern viel zum Thema "Sechtemer Burgstaat Groß und Klein" einfallen lassen. Mägde, Knechte, Ritter, Burgfräulein, Prinzen und Prinzessinnen winkten um die Wette und verteilten nicht nur gesundes Gemüse, sondern auch selbst angefertigte "Schriftrollen". Neben einer Abordnung römischer Soldaten machte auch eine Räuberbande die Straßen unsicher.

60 Schüler der Grundschule waren mit Schulbank, Schreibtäfelchen, geflochtenen Zöpfen und Lederschulranzen unterwegs. Den Abschluss des Zuges bildetet die "Gruppe Jakobstraße", die sich dem "Landleben anno dazumal" angenommen hatte. Als die Knechte und Landfrauen den Krausplatz passierten, war "Sechtosaurus" schon beinahe am Ziel: Dem Festzelt an der Wendelinus Schule, wo Kaffee, Kuchen und ein buntes Programm warteten.

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