Polit-Profis stellen sich Fragen von Jugendlichen Auge in Auge mit dem Erstwähler

Bornheim · Der Countdown läuft: In drei Wochen ist Bundestagswahl. Auch in Bornheim werden viele junge Erwachsene zum ersten Mal ihr Kreuzchen auf dem Wahlzettel machen.

Eine gute Gelegenheit, den Vertretern der großen Parteien einmal auf den Zahn zu fühlen, bot am Freitag die vom Bornheimer Stadtjugendring organisierte Veranstaltung "Jugend trifft auf Politik".

Den Fragen stellten sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Norbert Röttgen (CDU), Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, der EU-Abgeordnete und stellvertretende Präsident des Europäischen Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), sowie der rentenpolitische Sprecher Matthias W. Birkwald (Linke) in Vertretung der Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht.

"In Zeiten, in denen Fake News und Co. gefährlicher denn je sind und lieber geliked, geteilt und gepostet wird, freue ich mich, dass so viele Teilnehmer den Weg hierher gefunden haben", sagte Dominik Pinsdorf, Vorsitzender des Stadtjugendrings. Vor einem halben Jahr war das Format "Jugend trifft auf Politik" mit Claus Weselsky, Vorsitzender der Lokführer-Gewerkschaft GDL, an den Start gegangen.

Gefolgt waren der Einladung, die an alle weiterführenden Schulen in Bornheim gerichtet worden war, Schülerinnen der Ursulinenschule Hersel, der Heinrich-Böll-Sekundarschule-Merten und des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums. Auch einige Jugendliche der Europaschule nahmen auf eigene Initiative teil, so dass der Ratssaal mit rund 60 Zuhörern gut gefüllt war.

"Einige Schülerinnen aus unserem Sowi-Kurs, die sich besonders für Politik interessieren und im Unterricht gut mitmachen, wurden ausgewählt, teilzunehmen", berichteten die Ursulinenschülerinnen Romy (17) und Rebekka (18). Anstelle einer Podiumsdiskussion hatten sich die Organisatoren dafür entschieden, die Politiker zunächst in kleinen Gruppen mit den Schülern diskutieren zu lassen.

"Es ist schon spannend, zu beobachten, wie die Politiker auf Fragen reagieren, auf die sie nicht vorbereitet sind", meinten die Schülerinnen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, die Moderatorin Franziska Becker vom Jugendparlament Monheim übernahm, beschäftigten sich die Gruppen mit breitangelegten Fragen: Was muss sich nach der Wahl verändern? Was wünsche ich mir für die Zukunft in Deutschland?

Während es an einem Gruppentisch um Digitalisierung ging, wurde am Nebentisch über den Klimawandel diskutiert. Besonders brannten den Schülern aber die Themen Flüchtlingspolitik, Fluchtursachen und Integration unter den Nägeln. Aber auch zur Ausstattung von Schulen, Lehrermangel und der Rückkehr zu G9 mussten sich die Politiker positionieren.

Durchhaus wollten Politprofis wie Alexander Graf Lambsdorff aber auch etwas von den Schülern wissen. "Die technische Ausstattung an unserer Schule ist zwar auf dem neuesten Stand, doch einige Lehrer nutzen die Medien nicht gut", erklärte eine Schülerin. Oft hätten Schüler bei den neuen Medien einen Wissensvorsprung gegenüber ihren Lehrern.

"Wenn die Geräte nicht sinnvoll eingesetzten werden, ist mir normaler Frontalunterricht lieber." Zur Frage "G8 oder G9 " erinnerte sich Sebastian Hartmann an seine eigene Schulzeit. "Mir hat mein Schulsystem besser gefallen, weil mir mehr Zeit für Hobbys blieb und dafür, mich für Dinge zu interessieren und zu engagieren."

Besonderen Raum in der abschließenden Podiumsdiskussion nahm die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel ein. "Politiker haben oft mit Dilemmasituationen zu tun, in denen man zwischen schlechten Entscheidungen wählen muss", meinte CDU-Mann Norbert Röttgen. Bleibt zu hoffen, dass die künftigen Wählerinnen und Wähler die Veranstaltung nicht mit diesem Gefühl verlassen haben.

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