Zum Welttag des Buches Autoren aus der Region empfehlen Bücher von anderen Autoren
Rhein-Sieg-Kreis · Zum Welttag des Buches am Sonntag haben wir Autoren aus der Region gefragt, welche Bücher sie unseren Lesern empfehlen.
Rudolf Jagusch ist vor allem als Autor spannender Eifel-Krimis um das Ermittlerduo Hotte Fischbach und Jan Welscher bekannt. Zum Welttag des Buches hat sich der in Bornheim-Sechtem lebende Schriftsteller für den Auftaktroman seiner Lieblingskrimireihe entschieden: „Lost in Fuseta“ von Gil Ribeiro:
Ein Austauschprogramm führt den deutschen Kriminalbeamten Leander Lost nach Portugal. „Was die Kolleginnen und Kollegen vor Ort nicht wissen: Lost leidet am Asperger-Syndrom“, erläutert Jagusch. Dieser Umstand führe zu Komplikationen im Team. Dem Deutschen fehle es an sozialer Kompetenz, er könne Gesten und Mienen schwer deuten, sei unfähig zu lügen und Ironie sei ihm fremd. „Das führt dazu, dass Lost so rasch wie möglich wieder nach Deutschland abgeschoben werden soll“, so Jagusch.
Neben Leander Lost, dessen Andersartigkeit vom Autor laut Jagusch „authentisch und nachvollziehbar veranschaulicht wird“, sind auch die anderen Hauptfiguren wirklichkeitsnah beschrieben. Es werde gefeiert, geflucht, gegessen, getrunken – und auch gearbeitet. „Schließlich gilt es einen Fall zu lösen, der zeigt, wie Gier das Schlechte in Menschen hervorrufen kann. Dabei ist der Erzählstil ausgewogen, detailreich, aber nie ausschweifend, was einen flüssigen Lesefluss unter Portugals Sonne garantiert“, sagt Jagusch weiter.
Anja Eichbaum aus Alfter-Gielsdorf liebt das Meer und besucht die Insel Norderney, so oft es möglich ist. Kein Wunder, dass deshalb ihre Krimis auch auf der Nordsee-Insel spielen. Ihr Lektüretipp: „Writers & Lovers“ von Lily King.
Das sei ein Schriftstellerinnenroman, erläutert Eichbaum. Er handelt von einer 31-jährigen Protagonistin, die trauert, sich trennt, sich nicht entscheiden kann, die das Leben nicht leichtnimmt, weil das Leben es ihr schwer macht. Ihre Zuflucht ist das Schreiben. Eichbaum: „Schon auf der zweiten Seite packt mich das Buch. Vielleicht, weil ich in etwa gleich alt wie die Autorin bin. Weil der autobiografisch angehauchte Roman in den 1990ern spielt, zu einer Zeit, in der ich nicht viel älter als Casey war. Wahrscheinlich ist es das, was mich so anspricht, so berührt: dass es gelingen kann, gegen Entmutigungen und Enttäuschungen anzuschreiben. Dass es wichtig ist, seine Träume zu leben. Die einen früher, die anderen später.“
Seit 2019 lebt die Schriftstellerin Annette Krauß auf der niederländischen Nordseeinsel Texel. Sie stammt aus Brühl und hat lange in Bornheim gelebt. Zum Werk der Autorin zählen überwiegend Krimis und Thriller, aber auch Romane und Kinderbücher, die sie selbst illustriert. Ihr niederländischer Partner hat sie für die niederländische Literatur begeistert. Sie empfiehlt das Buch „Das Attentat“ von Harry Mulisch. Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt und verfilmt.
„Es geht um Schuld und Verantwortung im Zweiten Weltkrieg. Die Familie des Protagonisten gerät zwischen die Fronten der Besatzer, des organisierten Widerstands und privater Zivilcourage“, schildert Annette Krauß die Ausgangslage der Handlung. Der Nachbar schleppt die Leiche eines erschossenen niederländischen Nationalsozialisten vors Haus. Der Sohn ist der Einzige, der das Attentat überlebt und die Ereignisse nie richtig verarbeitet. Zeit seines Lebens versucht er, das schreckliche Erlebnis zu verdrängen. Erst zum Schluss der Geschichte erfährt er von der Nachbarstochter von den Motiven, die dazu führten, dass die Leiche vor seinem Elternhaus abgelegt wurde.
Die Rheinbacher Kinderbuchautorin Silviana Stubig-Buchstab empfiehlt das Kinderbuch „Lecker Piraten!" von Jonny Duddle, erschienen im Loewe Verlag. „Es lädt auf ein Piratenabenteuer ein, zu einer Schatzsuche mit Happy End - die Frage ist nur, für wen“, schreibt Stubig-Buchstab. Denn während sich eine Gruppe goldgieriger Piraten, verführt von einem verheißungsvollen Lied über einen Goldschatz, auf eine Schiffsreise begibt, zieht ein gleichermaßen hungriges wie cleveres Seeungeheuer im Hintergrund die Fäden. Am Ende der Geschichte wartet dann nicht nur der Schatz, sondern auch eine Überraschung mit Tiefgang auf die Piraten. „Es ist ein lustiges Buch mit einer spannenden Wendung und großartigen Illustrationen. Es macht Freude, ist raffiniert, vielschichtig und ein echter Augenschmaus. Am Ende möchte man gleich noch einmal nachschlagen - denn, ohne zu viel zu verraten - es könnte sein, dass man von Anfang an ein bestimmtes Detail übersehen hat.“
Bernd Schumacher aus Rheinbach-Merzbach ist Autor regionaler Kriminalromane, Musiker und Komponist. Nach einem Besuch im LVR-Museum in Bonn stieß er auf ein Werk des nordirischen Historikers Peter Heather, „Die Wiedergeburt Roms“, erschienen im Klett-Cotta-Verlag. Schumacher ist begeistert: „In seinem fulminant geschriebenen Werk schildert Heather, wie aus dem Untergang des Weströmischen Reiches das mittelalterliche Europa entstand. Mit großer Erzählkunst schildert er, wie sich, angetrieben durch die Völkerwanderung, neue Reiche bildeten und neue Kriegergesellschaften entstanden. Mit analytischer Schärfe zeigt er auf, wie Herrscher wie Theoderich, Justinian und Karl der Große am Traum der Wiederherstellung des Römischen Imperiums scheiterten, und es erst im 11. Jahrhundert durch die Stärkung des Papsttums gelang, eine neue Ordnung zu gründen, die zum Ausgangspunkt unserer westlichen Geschichte wurde. Insgesamt ein hochinformatives und verständlich geschriebenes Geschichtswerk.“