Mauer von Merten Besitzer und Stadt verhandeln über möglichen Abriss

BORNHEIM-MERTEN · Die Berliner Mauer stand 28 Jahre, bis sie fiel. Die Mauer von Merten kommt mittlerweile auf rund 120 Jahre. Schön ist das Bauwerk an der Händelstraße nun wirklich nicht und seinen ursprünglichen Zweck erfüllt es auch nicht mehr. Ob die Mauer allerdings abgerissen wird, steht noch in den Sternen.

In den Jahren 1897/98 hatte Otto Schmitz-Hübsch mehrere Mauern in seinem Obstbau-Betrieb erbaut. 1896 hatte er das Unternehmen gegründet. "Die Mauern dienten als Wärmespeicher für Birnen, quasi wie ein Gewächshaus ohne Dach", berichtet Roland Schmitz-Hübsch, der Urenkel des Firmengründers. Im Zweiten Weltkrieg seien durch eine Luftmine weite Teile der Mauer zerstört worden. Heute stehen nur noch wenige Reste, darunter die 320 Meter lange, gut drei Meter hohe Mauer, die den Bürgersteig an der Händelstraße begrenzt.

Für seinen Betrieb erfülle die Mauer keinen Nutzen mehr, so Roland Schmitz-Hübsch, da hinter ihr nun vornehmlich Äpfel angebaut werden. Er hänge zwar nicht an dem Bauwerk, zwingend abreißen wollen würde er es aber auch nicht. Hier kommt die Stadt Bornheim ins Spiel. Von deren Seite gebe es schon ein Interesse, dass die Mauer abgerissen werde, sagt Pressesprecher Rainer Schumann. Die Stadt stehe in Verhandlung mit der Familie Schmitz-Hübsch.

Es gelte zu schauen, ob man zusammenfinde. Roland Schmitz-Hübsch betont: "Wir sind gerne bereit, an Lösungen mitzuarbeiten." Seiner Ansicht nach wird es auf dem schmalen Fußweg an der Mauer und ohne Radweg bei steigendem Verkehr zunehmend gefährlich. Klar ist: Der Abriss würde Geld kosten. Abbruch-Experten schätzen die Kosten auf rund 20 000 Euro, wie eine Anfrage des GA ergab.

Vorerst bleibt die Mauer also. Um sie optisch ein wenig ansprechender zu gestalten, wurden 2005 Bilder mit Bornheimer Motiven angebracht. Auf Initiative von Hildegard Helmes, CDU-Kreistagsmitglied und ehemalige Mertener Ortsvorsteherin, hatten Bornheimer Schüler, Mitarbeiter der Bonner Werkstätten und Künstler unter anderem Landschaftsbilder und Bornheimer Gebäude gemalt. Finanziert wurde die Aktion von Helmes und der Familie Schmitz-Hübsch. Doch schon 2006 mussten einige Bilder ersetzt werden, weil sie mutwillig beschädigt wurden.

Anwohner hatten mehrmals beobachtet, wie Jugendliche auf dem Weg zur Stadtbahnhaltestelle Merten Ecken aus den Bildern abgebrochen hatten. Auch Steine wurden dagegen geworfen. Jüngst wurden, wie berichtet, wieder einige Kunstwerke beschädigt. Für Hildegard Helmes ein Unding. Ihr Herz hänge an den Bildern, sagt sie. In der Tat tun der Mauer diese bunten Farbtupfer gut - solange sie noch steht.

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