Beteiligungs-Workshop in Bornheim Bürger erarbeiten Ideen für mehr Klimaschutz

Bornheim · Bei einem Workshop brachten Bürger und Experten viele gute Ideen zum Klimaschutz ein. Dass die ambitionierten Ziele aber nicht leicht zu erreichen sein werden, wurde ebenfalls sehr deutlich.

 Windräder sorgen für alternative Energien, sind aber auch in Bornheim und Umgebung nicht unumstritten.

Windräder sorgen für alternative Energien, sind aber auch in Bornheim und Umgebung nicht unumstritten.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Klimaneutralität für Bornheim bis 2045: es ist ein ehrgeiziges Ziel, das der Stadtrat 2021 formuliert hat. Gleichzeitig wurde entschieden, dass die CO2-Emissionen schon bis 2035 um mindestens 80 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden sollen. So hat die Politik das Projekt „Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen“-KlikKS verabschiedet. Beim Weg in eine klimaneutrale Zukunft setzt die Stadt auf lokale und regionale Akteure aus Wirtschaft, Politik, Vereinen, Ehrenamt und Bürgerschaft. „Denn das kann nur durch eine breite Beteiligung erfolgreich gestaltet werden“, sagte Bürgermeister Christoph Becker, der sich über die Resonanz beim Workshop in der Europaschule freute. Die Teilnehmer sollten Vorschläge zu Energieeffizienz, Mobilität, Stadtentwicklung und zur Kommunikation in der Öffentlichkeit erarbeiten. Die Ideen stehen im Herbst in den Gremien zur Diskussion und sollen Basis einer sogenannten "Roadmap" sein.

Klimaneutralität verlangt Veränderungen im Verhalten

Klar wurde noch einmal, dass wer Klimaneutralität möchte, sich auf Veränderungen einstellen muss. Denn technisch vermeidbare Treibhausgase (THG) müssen dann vollständig vermieden, unvermeidbare kompensiert werden. Klimaneutralität sei aber nur möglich, wenn „wir weg kommen von der linearen Wirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft“, meinte Tobias Gruben von der Umwelthochschule Trier (IFAS). „Jeder soll sich hinterfragen, was für einen CO2-Fußdabdruck er hinterlässt. Deshalb ist es wichtig, dass auf kommunaler Ebene Daten erhoben werden, um Ziele zu definieren“, sagte Gruben.

Viel zu tun ist in Bornheim auf dem Wärmesektor. Da fallen rund 85 Prozent des privaten Verbrauchs an, Industrie und Stadt liegen bei 15 Prozent. Bei Strom ist die Verteilung anders: Da verbrauchen private Haushalte und Industrie mit 49 Prozent gleich viel. 267.900 Tonnen stieß Bornheim 2019 an Treibhausgasen aus, pro-Kopf waren es 5,5 Tonnen. Ein großer Batzen entfällt auf den Verkehr mit 31,5 Prozent. Denn es kommen 600 Pkws auf 1000 Bornheimer, für Becker zu viel. Über Autos, Fahrräder und Busse diskutierte eine der vier Arbeitsgruppen.

Es braucht ein besseres Radwegenetz

Ganz oben auf der Agenda steht der Ausbau des Radwegenetzes an den Landesstraßen 183 und 300. Auch die Erweiterung der Streckenführung der Buslinie 745 („Berghüpfer“) schaffte es an die Pinnwand. Mehr Carsharing und zusätzliche Park-and-Ride-Kapazitäten mit Radstationen sollen da helfen. Im Zuge einer stärkeren Elektromobilität forderte ein Teilnehmer auch „technologieoffene Antriebsmöglichkeiten wie zum Beispiel Wasserstoff im Blick zu behalten“.

„Wir sehen hier wie man die Zukunft in den Stadtteilen entwickeln kann“, sagte Wolfgang Paulus, Amtsleiter für Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün, der noch einmal deutlich machte, dass Veränderungen in Bestandsgebäuden schwierig sei. Für Neubaugebiete gibt es jedoch Möglichkeiten. So zum Beispiel mehr Flächen für Tiny-Häuser, gesetzliche Vorgaben für Dachbegrünungen, Mehrgenerationenhäuser oder die Umnutzung von Einfamilienhäusern in Gebäuden mit mehreren Wohnungen. Jörg Gütelhöfer, Vorsitzender des Gewerbevereins, befürchtete, dass in Zukunft Parkplätze in der Königstraße wegfallen könnten. „Dann würden die Kunden woanders einkaufen“.

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