Rösberger Ziegenhof Bonbons mit Gütesiegel

BORNHEIM-RÖSBERG · Ilona und Marc Kuhnen vom Rösberger Ziegenhof stellen Süßigkeiten mit Bioland-Zertifikat her. Das nötige Werkzeug dafür haben sie mit ein wenig Glück gefunden.

 Das Ziehen über den Zuckerhaken macht die Masse geschmeidig.

Das Ziehen über den Zuckerhaken macht die Masse geschmeidig.

Foto: Stefan Hermes

Ein „Global Player“ in Sachen Süßwaren möchten Ilona und Marc Kuhnen vom Rösberger Ziegenhof nicht werden. Eher das Gegenteil. Ökologisch, biologisch und nachhaltig soll alles sein, was ihren Hof in Rösberg verlässt. Schon seit 2005 sind alle Produkte, die sie aus der Milch ihrer 30 Ziegen herstellen, nach den strengen Regeln von Bioland (siehe Info-Kasten) zertifiziert. So lag der Gedanke nicht fern, auch handwerklich gefertigte Bonbons ausschließlich mit Bio-Zutaten herzustellen und dann vom Bioland-Verbund zertifizieren zu lassen.

Die Idee, Bonbons selber herzustellen, bekam Ilona Kuhnen, als sie in Köln bei einem Zuckerbäcker sogenannte „Motivbonbons“ entdeckte. Kleine runde Bonbonscheiben, die von einer Zuckerrolle abgeschnitten werden und zum Teil kunstvolle Figuren oder Buchstaben zeigen. „Da kosten 60 Gramm Motivbonbons drei Euro“, sagt Ilona Kuhnen. Noch heute kann sie sich darüber aufregen, weil sie kein Verhältnis zu dem Aufwand und den Mühen erkennen kann, die es vergleichsweise bedeutet, 100 Gramm Ziegenfrischkäse herzustellen, den sie für 2,70 Euro verkauft. „Und dann stand auch noch der Warnhinweis auf der Verpackung der Bonbons, dass der Genuss zu Hyperaktivität, zu Konzentrations- und Schlafstörungen führen kann. Da dachte ich mir, so was müsste es doch für meine Kinder auch in Bio geben“, führt sie aus.

Doch bis aus dem Wunsch das erste eigene Bioland-Bonbon in ihrer Hofküche entstand, war es noch ein weiter Weg. Schon die Beschaffung der Grundzutat Zucker in Bio-Qualität bedeutete die Abnahme einer halben Tonne Bioland-Rübenzuckers. Eine erhebliche Menge, wenn es ums Ausprobieren einer Geschäftsidee geht. Auch mussten ebenso zertifizierter Glukosesirup, Öle, ätherische Aromen, Vanille und Farbstoffe wie Kurkuma oder Rote Beete beschafft werden. Natürlich alles „Bio“ und alles aus deutschen Landen. Was sich einfach liest, musste langwierig in verschiedenen Mengenanteilen und der immer wieder korrigierten Kochtemperatur ausprobiert werden. Die Zuckerbäckerei hat ihre Tücken. Die falsche Erhitzung der Zuckermasse oder das nicht richtige Ziehen, Falten und Kneten der Masse kann dazu führen, dass das spätere Bonbon krümelig wird oder sogar splittert und den Gaumen malträtiert.

Bevor es an die eigentliche Bonbonkocherei gehen konnte, musste erst einmal das Herzstück der Produktion beschafft werden. Eine Bonbonwalze, mit der die noch warme Zuckermasse durch zwei Walzen gedreht und zu lutschbaren Bonbons geformt wird. Inzwischen sind diese kleinen, meist gusseisernen Handkurbelmaschinen mit ihren formgebenden Messingwalzen gesuchte Sammlerstücke und nur noch für einige Tausend Euro zu bekommen.

Mit Geschick und etwas Glück gelang es Marc Kuhnen, gleich zwei solcher Prachtexemplare von einem Sammler im Internet zu ersteigern. Damit war der Grundstock für die Rösberger Bonbon-Manufaktur gelegt. Jetzt stand der Herstellung von ovalen und runden Bonbons in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen von Zitrone-Ingwer bis Orange-Rosmarin nichts mehr im Wege.

Da der Ziegenhof bereits Mitglied im Bioland-Verband war, konnten es sich die Kuhnens erlauben, auch die Bonbons kontrollieren und mit dem Siegel auszeichnen zu lassen. Inzwischen lassen sich ihre kleinen Raritäten in vielen Bioläden der Region kaufen. Und wer sie einmal umdreht, entdeckt als erste Zutat auf dem amtlich vorgeschriebenen Nachweis vor Zucker und Aromen: Liebe. Ein Rezept, das in den Regalen nicht so häufig zu finden ist.

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