Alexander-von-Humboldt-Gymnasium Bornheim „Wir haben Amok-Alarm und es ist keine Übung“

Update | Bornheim · Im Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bornheim ist am Dienstag Amok-Alarm ausgelöst worden. Auch wenn es sich als Fehlalarm herausstellte: Für Schüler, Eltern, Lehrer und Polizisten waren es belastende Stunden.

 Die Polizei war mit einem Großaufgebot in Bornheim.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot in Bornheim.

Foto: Axel Vogel

Der Schock dürfte bei nicht wenigen Schülern, Lehrern und Eltern noch tief sitzen. Am Dienstagvormittag war die Polizei mit einem Großaufgebot zum Alexander-von-Humboldt-Gymnasium im Bornheimer Stadtteil Roisdorf ausgerückt, nachdem dort Amok-Alarm mit entsprechenden Lautsprecherdurchsagen ausgelöst worden war. Letztlich stellte sich dieser als Fehlalarm heraus. Die Ursache war Dienstag noch unklar.

Nach Angaben der Polizei war die Alarmauslösung aus der Schule um 10.42 Uhr eingegangen. Einsatzkräfte rückten aus und durchsuchten die Schule, während diese weiträumig abgesperrt war. Die meisten der rund 950 Schülerinnen und Schüler befanden sich in den Klassen und blieben vorerst dort. Nach und nach kamen zahlreiche Eltern zur Schule an der Adenauerallee, nachdem sie von ihren Kindern per Handy über den Alarm informiert worden waren.

Darunter war Thomas Köhl, dessen Kinder die fünfte beziehungsweise die achte Klasse besuchen. „Mein Sohn schrieb mir: ‚Wir haben Amok-Alarm und es ist keine Übung’“, berichtete Köhl dem General-Anzeiger. Er sei dann kurz nach der Polizei an der Schule eingetroffen und von seinem Sohn mittels Nachrichten dauerhaft auf dem Laufenden gehalten worden. Es seien geordnete Verhältnisse gewesen, die Schülerinnen und Schüler in der Klasse seines Sohnes hätten hinter den Tischen verschanzt im Klassenraum gesessen. „Wenn man sowas hört, kann man das als Eltern gar nicht greifen. Wir sind selbstständig, haben alles stehen und liegen gelassen und sind hergefahren. Wenn man dann hier die ganze Polizei sieht, realisiert man erst den Ernst der Lage“, so Köhl.

Bevor die Polizei Entwarnung gab, dass sich keine verdächtigen Personen auf dem Schulgelände befanden, wurde der Komplex Raum für Raum durchsucht. Wobei es dabei offenbar zu Abstimmungsproblemen kam. Wie der Vater eines 17-jährigen Schülers dem General-Anzeigers sagte, habe die Polizei das Hauptgebäude zweimal durchsucht und sei anschließend herausgekommen. Sein Sohn sei zu dem Zeitpunkt allerdings in einem Nebengebäude gewesen und habe via Handy berichtet, dass dort keine Einsatzkräfte gewesen seien, so der Vater, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Erleichterung: Eine Mutter nimmt ihren Sohn in den Arm.

Erleichterung: Eine Mutter nimmt ihren Sohn in den Arm.

Foto: Axel Vogel

Dies habe er Polizisten gesagt, die darauf meinten, dass sie nichts von einem zweiten Gebäude wüssten. Erst auf seinen Hinweis hin sei dieses noch untersucht worden. „So etwas darf nicht passieren“, so der Vater. Gegen 13.30 Uhr gab es dann die offizielle Entwarnung. Die Schülerinnen und Schüler konnten das Gebäude verlassen. Nach entsprechenden Durchsagen der Polizei an die wartenden Eltern gab es spontanen Beifall. Bornheims Bürgermeister Christoph Becker bestätigte, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt hatte. Er dankte Polizei, Feuerwehr, den Hausmeistern der Schule und dem Lehrpersonal. Die Schulgemeinschaft habe das sehr diszipliniert und ruhig miteinander durchgestanden, auch die Eltern hätten sich besonnen verhalten, so Becker. Zur Ursache für den Fehlalarm konnte er keine Angaben machen. „Das wird im Nachgang zu klären sein“, sagte er.

Amok-Alarm in Bornheim: Schüler sollen über das Geschehene sprechen

Für die Schule steht nun die Aufarbeitung des Vormittags an. Wie Schulleiter Christian Dubois sagte, sollte es noch am Dienstag Gespräche in den Klassen über das Geschehene geben. Zur Unterstützung waren auch Notfallseelsorger vor Ort, wie Albrecht Roebke. Der evangelische Pfarrer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Notfallseelsorger in der Region.

Was Kinder nach einem solchen Vorfall verunsichern könnte, sei der Umstand, dass die Schule nicht mehr als sicherer Ort empfunden werde. „Die Angst ist größer als das Ereignis“, so Roebke. Da nütze es auch erstmal nichts, dass es ein Fehlalarm war. Es sei nun wichtig, für die Kinder Verlässlichkeit und Normalität herzustellen. Eltern sollten ihre Kinder unmittelbar nach einem solchen Ereignis mehr entscheiden lassen als sie sonst dürften, riet Roebke. Etwa, was das Essen oder die Freizeitgestaltung angeht. „Wichtig ist, dass die Kinder so viel Normalität wie möglich erleben“, so der Seelsorger. Überdies sollten Eltern ihren Kindern einmal anbieten, dass sie jederzeit über das Geschehene sprechen könnten, sie dahingehend aber nicht bedrängen.

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