Klimapolitik in Bornheim Ein langer Weg zur Klimaneutralität

Bornheim · Der Bornheimer Stadtrat hat ein ehrgeiziges Ziel formuliert. Bis zum Jahr 2045 soll die Stadt klimaneutral sein. Das soll so funktionieren.

Die Windkraft soll auch in Bornheim stärker genutzt werden, um die gewünschte Klimaneutralität zu erreichen.

Die Windkraft soll auch in Bornheim stärker genutzt werden, um die gewünschte Klimaneutralität zu erreichen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Bornheim soll bis zum Jahr 2045 klimaneutral sein. Es ist ein ehrgeiziges Ziel, das SPD, CDU, UWG und Grüne 2021 im Stadtrat auf den Weg gebracht haben. Dort wurde auch das Zwischenziel verabschiedet, die CO2-Emissionen bis 2035 um mindestens 80 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Ein erster Schritt in diese Richtung ist ein Sachstandsbericht zu Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen (THG) und dem Einsatz Erneuerbarer Energien im Strom- und Heizungsbereich in Bornheim.

Daten und Fakten aus dem Jahr 2019 legte nun das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement der Umwelthochschule Trier im Umweltausschuss auf den Tisch. Deutlich wurde dabei, dass die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen schon Wirkung zeigen, denn Energieverbrauch und Emissionsausstoß fallen in Bornheim pro Kopf deutlich geringer aus als auf Bundes- und Landesebene. Während der Stromverbrauch bei Industrie und privaten Haushalten mit rund 49 Prozent gleich hoch liegt, sieht das im Wärmesektor völlig anders aus. Rund 85 Prozent des gesamten Verbrauchs fallen im privaten Bereich an, Industrie und Stadt verbrauchen dagegen nur 15 Prozent.

Nur 22 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien

Der Anteil städtischer Liegenschaften am gesamten Energieverbrauch ist mit 1,5 Prozent ausgesprochen gering, „als Vorbild müsste die Stadt die gesetzlichen Vorgaben in vielen Bereichen noch übertreffen“, meinte Tobias Gruben, stellvertretender Bereichsleiter für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien an der Trierer Hochschule. Der Strom aus der Steckdose stammt nur zu 22,5 Prozent aus Photovoltaikanlangen, Biomasse, Biogas, Deponie- Klär- und Grubengas und Kraft-Wärme-Koppelungsanlage (parallel zur Stromerzeugung produzierte Wärme wird zur Warmwasserbereitung oder für Produktionsprozesse) erzeugt – im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (41,9 Prozent) wenig.

Noch schlechter sieht die Bilanz bei der Wärmeerzeugung aus. Die Verwendung von Biomasse, Pellets oder Solar- beziehungsweise Geothermie ist kaum verbreitet (3,5 Prozent), vor allem Häuser und Wohnungen in mehrstöckigen Gebäuden werden in der Regel mit Gas oder Öl beheizt, so dass die Treibhausemissionen dort mit 48 Prozent hoch sind. „Da wird es schwierig sein, auf Klimaneutralität zu kommen“, stellte Gruben fest.

Mehr Photovoltaik und Biomasse

Bei der Stromerzeugung ist es da einfacher. Wird bisher überwiegend der bundesdeutsche Mix (2021 setzte er sich zu 46 Prozent aus erneuerbaren und 54 Prozent konventionellen Energieträgern zusammen) erreicht, kann Bornheim mit mehr Photovoltaik und/oder Biomasse/Biogas einiges selbst tun. „Da ist noch deutlich Luft nach oben“, machte Umwelt- und Betriebswirtin Sara Schierz deutlich.

Auch beim motorisierten Verkehr muss einiges passieren, sitzt doch dort laut Gruben die größte Emissionsquelle. So könnten eventuell Anreize die Bevölkerung zum Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel animieren. Die Anpassung an den Klimawandel und Strukturen für den Klimaschutz sind einige der Themenfelder, die Verwaltung, Politik und verschiedenen Akteure in mehreren Workshops noch diskutieren werden.

Auf der Agenda stehen dabei auch konkrete Maßnahmen wie etwa die Förderung von Strom- und Wärmeeffizienz in privaten Wohnhäusern und der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektro-Fahrzeuge. Regelmäßig werden künftig Daten zur Energieeffizienz in einem Monitoring festgehalten. 2024 müssen die Kommunen einen Wärmeplan (Bestandteil des Koalitionsvertrages der Ampel) als Baustein zur Reduzierung von Treibhausgasen erstellen. Bornheim will dies bereits Ende 2023 tun, da „solch ein Konzeptplan von NRW dann noch gefördert wird“, sagte Bürgermeister Christoph Becker.

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