Es soll um eine Millionensumme gehen Ehemaliger Bornheimer Spargelbauer Claus Ritter angeklagt

Update | Bornheim/Bonn · Der bekannte ehemalige Bornheimer Landwirt Claus Ritter muss sich bald vor dem Bonner Landgericht verantworten. Das wird ihm vorgeworfen.

 Der ehemalige Spargelbauer Claus Ritter. (Archivfoto)

Der ehemalige Spargelbauer Claus Ritter. (Archivfoto)

Die Bonner Staatsanwaltschaft hat gegen den ehemaligen Bornheimer Spargelbauern Claus Ritter unter anderem Anklage wegen Bankrotts erhoben. Das bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jonas Stallkamp, dem General-Anzeiger am Mittwoch auf Nachfrage. Gerichtssprecherin Gerlind Keller teilte mit: „Ein Geschäftsführer eines landwirtschaftlichen Sonderbetriebs muss sich voraussichtlich ab diesem Sommer vor der 11. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht verantworten“.

Weder Ritter noch sein Anwalt wollten sich auf Anfrage zu den Vorwürfen äußern. Angeklagt sind auch Ritters Ehefrau, mit der der Landwirt den Betrieb gemeinsam führte, sowie ein weiteres Familienmitglied, das wegen Beihilfe zu den Taten angeklagt ist. Auf 1,7 Millionen Euro beziffert die Staatsanwaltschaft die Summe, die die Familie durch den Bankrott erlangt haben soll.

Weitere 1,3 Millionen Euro soll wiederum Claus Ritter durch Betrug erlangt haben. Unter Bankrott versteht man eine Straftat im Zusammenhang mit einer Insolvenz. Sie liegt dann vor, wenn eine Person eine Überschuldung vorsätzlich herbeiführt oder rechtswidrig die Insolvenzmasse verringert, also Werte beiseiteschafft.

Verfahren vor dem Bonner Insolvenzgericht läuft seit Anfang März 2020

Gegen den früheren Vorzeigebetrieb aus dem Vorgebirge läuft bereits seit Anfang März 2020 ein Verfahren vor dem Bonner Insolvenzgericht. Das nun angeklagte Ehepaar saß in der Sache sogar jeweils ein halbes Jahr in sogenannter Zwangshaft. Die Eheleute sollten durch die Maßnahme dazu gebracht werden, ihrer Mitwirkungspflicht nachzukommen. Nachdem das Ehepaar im Sommer 2020 offenbar komplett unvorbereitet und ohne jegliche Unterlagen zu einer Anhörung mit dem zuständigen Rechtspfleger und Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen erschienen waren, wurde Claus Ritter direkt nach dem Termin von Justizbediensteten in eine Arrestzelle der Justizvollzugsanstalt in Köln-Ossendorf gebracht. Seine Frau wurde später von der zuständigen Gerichtsvollzieherin ebenfalls verhaftet. Mittlerweile sind beide längst wieder auf freiem Fuß. Die Zwangshaft endet nämlich nach sechs Monaten und kann weder verlängert noch wiederholt werden. Auch ein Zwangsgeld ist nicht möglich.

Nun erwartet die beiden aber ein Strafverfahren, an dessen Ende im Fall eines Schuldspruchs eine langjährige Haftstrafe stehen könnte. Den Vorwurf des Bankrotts gegen das geschäftsführende Ehepaar hat die Staatsanwaltschaft erhoben, weil die beiden Teile des Betriebsvermögens, die im Falle der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenzmasse gehört hätten, beiseitegeschafft und die Handelsbücher ebenfalls „beiseitegeschafft, verheimlicht, zerstört oder beschädigt“ haben sollen, wie es im Gesetz heißt. Darüber hinaus sind die Eheleute auch noch wegen veruntreuender Unterschlagung sowie wegen des Vorenthaltens von Arbeitsentgelt angeklagt.

Proteste von südosteuropäischen Erntehelfern

Neben knapp 30 festangestellten Mitarbeitern arbeiteten in der Hauptsaison bis zu 500 meist südosteuropäische Erntehelfer für den Betrieb, für die das Ehepaar aber keine Beiträge zur Sozialversicherung abgeführt haben soll. Im Mai 2020 war es dann zu Protesten von Saisonarbeiten gekommen (siehe Info-Kasten). Claus Ritter alleine muss sich zudem noch wegen besonders schweren Betrugs sowie falscher Versicherung an Eides statt verantworten.

Auf rund 40 Hektar bauten die Ritters bis in das Frühjahr 2020 Spargel an, auf weiteren rund 85 Hektar Erdbeeren. Obgleich die Anbauflächen zum größten Teil gepachtet waren, gehörte der Betrieb damit wohl zu den größten Produzenten der Region. In finanzielle Schieflage geriet das Unternehmen – eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts – möglicherweise vor allem, weil die Gewinne der guten Jahre nicht in den Betrieb investiert worden waren. Bei den Vorwürfen geht es offenbar auch um Ritters wertvolle Oldtimersammlung. Die Fahrzeuge sollen nämlich nicht ihm gehört haben, sondern finanziert gewesen sein. Dennoch, so der Vorwurf, soll er die Wagen verpfändet haben, um an Geld zu kommen.

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