Umfrage bei Hofläden Spargelernte ist angelaufen: In Bornheim stehen die Kunden sogar Schlange

Bornheim · Landwirte und Hofladen-Betreiber in Bornheim kämpfen auch mit steigenden Kosten beim Spargel und investieren in Technik. Was sagen Kunden zum Preis-Leistungsverhältnis in den Hofläden? Ein Besuch vor Ort.

Johannes Saß (v.l.), Luise und Peter Winterscheid beim Spargelverkauf im Spargelhof Saß in Bornheim Uedorf.

Johannes Saß (v.l.), Luise und Peter Winterscheid beim Spargelverkauf im Spargelhof Saß in Bornheim Uedorf.

Foto: Petra Reuter

Fein säuberlich liegen die Spargelstangen nebeneinander aufgereiht. Per Hand prüft eine Mitarbeiterin des Uedorfer Landwirts Johannes Saß die Qualität der einzelnen Stangen. Vereinzelt werden kleine braune Stellen entfernt, damit „die Kunden nur schmackhaften und perfekten Spargel erhalten“, erklärte der 41-jährige gelernte Betriebswirt in seinem Hofladen an der Isarstraße. Während der Spargelsaison, die bis zu Johannis, den 24. Juni, dauert, verkauft Saß an sieben Tagen in der Woche das auf den Flächen am Bornheimer Wäldchen geerntete Gemüse. Seine Stammkunden wissen das und so herrschte auch am Wochenende dort wieder reger Betrieb. Die Qualität sei gut, die Quantität aufgrund der niedrigen Temperatur noch gering, sagte Saß. Aktuell wird nur der in Minitunneln „verfrühte“ Spargel verkauft, die restlichen Fläche sind noch nicht „erntefähig“.

Momentan keine optimalen Bedingungen

Denn um gut und schnell wachsen zu können, braucht der Spargel eine Temperatur über 15 Grad Celsius, „aktuell liegt die Bodentemperatur bei 13 Grad, in der Nacht von Samstag auf Sonntag hatten wir im Feld Minus 0,5 Grad. Das sind keine optimalen Bedingungen“, erklärte der Uedorfer. Er ist zufrieden mit der bisherigen Qualität des Spargels.15 bis 17 Euro nimmt er je nach Qualität derzeit fürs Kilo, einen angemessenen Preis, findet der Landwirt. Denn man könne seinen Spargel nicht mit den günstigeren Angeboten aus Discountern vergleichen, denn da gebe es große qualitative Unterschiede. Dies erklärt Saß seinen Kunden immer wieder in persönlichen Gesprächen, „denn sie müssen verstehen, dass ich als Landwirt langfristig nur meine Art gesichert produzieren kann“.

 Michael Mertens beim Spargelsortieren an der Sortiermaschine im Spargelhof Mertens in Bornheim Hersel.

Michael Mertens beim Spargelsortieren an der Sortiermaschine im Spargelhof Mertens in Bornheim Hersel.

Foto: Petra Reuter

Kunden suchen Qualität und den besonderen Geschmack

Qualität und Frische spielen auch für die meisten Kunden die entscheidende Rolle beim Kauf im Hofladen. Der Preis ist dabei weniger wichtig. „Wir lieben Spargel, auch wegen seines eigenen und besonderen Geschmacks. In der Saison kommt er häufig bei uns auf den Tisch, manchmal auch in der Woche, verschiedentlich auch als Auflauf“, sagte die gebürtige Kölnerin Sylvia Kötteritzesch, die seit 24 Jahren in Uedorf lebt und seitdem regelmäßig im Hofladen einkauft. Zu den Stammkunden gehört auch Jürgen Ruchti. Für ihn ist und bleibt Spargel aufgrund des zeitlich begrenzten Angebots immer ein besonderer Genuss. Vor einem Jahr sind er und seine Frau aus dem rechtsrheinischen Neukirchen-Seelscheid nach Hersel gezogen, seit zehn Jahren kauft er „seine Stangen“ regelmäßig bei Johannes Saß. „Es kann ruhig noch teurer sein. Die Saison ist recht kurz und dann wird er per Hand geerntet. Jede Handarbeit muss bezahlt werden“, fand der Pensionär. Jeden Sonntag in der Spargelzeit kommt bei Franz Schmitz das Königsgemüse auf den Tisch. Dafür fährt der 83-Jährige immer von Bonn-Nord nach Uedorf. „Denn wir wollen eine gute Qualität haben. Der Bornheimer Spargel ist der Beste“.

Für Peter und Luise Winterscheid aus Alfter-Ort war der Einkauf bei Saß eine Premiere. „Denn wir müssen die Benzinkosten und den Preis des Spargels rechnen. Das ist schon teuer. Dann gibt es bei uns in diesem Jahr eben weniger Spargel“, meinte das Ehepaar unisono. Von der gleichbleibend guten Qualität der weißen Stangen beim Gemüsehof Mertens in Hersel schwärmte Ramona Deißner. Sie konnte den Start in die Saison kaum erwarten. Zwischen sechs (Bruchspargel) und 16 Euro (Premiumqualität) kostet das Kilo, noch werden die Stangen wie in Uedorf nur in Minitunneln gestochen – rund 200 Kilo pro Tag. Aufgrund der Kälte wurden auch bei Mertens die ersten Stangen am Gründonnerstag und damit eine Woche später als 2022 gestochen.

Sorgen über die Entwicklung der Produktionskosten

Juniorchef Michael Mertens steht an der Sortiermaschine, um die automatische Einteilung der Stangen nach Dicke und Qualität zu überwachen. Auch der 52-Jährige ist mit der Qualität der bisherigen Ernte ausgesprochen zufrieden. Sorgen bereiten ihm dagegen die gestiegenen Betriebskosten. Den Mindestlohn für die Saisonarbeiter von zwölf Euro und die hohen Energiekosten könne er nämlich nicht auf den Verkaufspreis umlegen. Sparen ist angesagt. Um weniger Personal einzustellen, hat der Gemüsehof vergangenes Jahr drei „Spargelspinnen“ angeschafft, eine eigene Solaranlage wird in einigen Monaten aufgestellt, um den Strom für Schockschrankkühlung, Kühlhaus und Spargelwaschstraße selbst zu erzeugen. „Mit den Erntemaschinen brauchen wir weniger Leute. Wenn allerdings der Mindestlohn auf 14 Euro klettern sollte, haben wir ein Problem“, so Mertens.

Gut angelaufen ist die Saison für Klaus Langen. Der gebürtige Bornheimer, der seinen Hauptbetrieb in Kerpen am Niederrhein hat, kultiviert Spargel auch auf einigen Flächen im Vorgebirge. Mit 1000 Kilo pro Tag wird zurzeit noch eine „überschaubare Menge geerntet. Quantitativ ist es aber so ähnlich wie im vergangenen Jahr“, konstatierte der 54-Jährige. Nur der Verkaufspreis sei für einen Saisonbeginn zu niedrig. Ging sein Spargel zu Ostern noch für 16 beziehungsweise 20 Euro das Kilo über den Ladentisch, liegt der Preis bei einer relativ geringen Erntemenge derzeit nur noch zwischen neun, respektive 13 Euro. „Wir müssen die Leute bei der Stange halten. Beim aktuellen Preis ist die Nachfrage gut. Es sind die Temperaturen, bei denen keine Frühlingsgefühle aufkommen. Dann kaufen die Leute nicht so“, so Langen.

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