Stadtrat entscheidet Straßen in Bornheim sollen öfter nach Frauen benannt werden

Bornheim · Im Bornheimer Stadtgebiet sollen in Zukunft mehr Straßen nach Frauen benannt werden. Dazu hat der Rat die entsprechenden Richtlinien beschlossen. Derzeit kommen auf eine Straße mit einem Frauennamen sieben Straßen, die an Männer erinnern.

 Straßen werden oft nach bekannten Personen benannt. Männer wie der Dichter Rilke tauchen oft auf, Frauen wie Schwester Secunda eher selten. In Bornheim soll sich das ändern.

Straßen werden oft nach bekannten Personen benannt. Männer wie der Dichter Rilke tauchen oft auf, Frauen wie Schwester Secunda eher selten. In Bornheim soll sich das ändern.

Foto: Axel Vogel

Bornheims Straßennamen sollen weiblicher werden. Das hat die Politik im Stadtrat nach einstündiger Diskussion und kurzer Sitzungsunterbrechung am Donnerstag entschieden. In einem gemeinsamen Antrag hatten SPD und Grüne eine Überarbeitung und Änderung des bisher geltenden Grundsatzbeschlusses aus dem Jahr 1970 gefordert. Die daraus resultierende Vorlage der Verwaltung haben die Fraktionen in separaten Anträgen noch einmal modifiziert, spezifiziert und mehrheitlich beschlossen. Verbindlich festgeschrieben wurde nun ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männer- und Frauennamen bei der Bezeichnung von Straßen.

Auf einen Frauennamen kommen bei Bornheims Straßen sieben Männernamen

Es sei an der Zeit, so die antragstellenden Parteien, dass die Stadt Bornheim die im Grundgesetz festgelegte Gleichberechtigung von Männern und Frauen auch im öffentlichen Raum sichtbar mache. Bisher seien zirka 150 der 650 Bornheimer Straßen nach Männern und nur 20 nach Frauen benannt, damit kommen auf jede Straße mit einem Frauennamen mindestens sieben Straßen mit Männernamen. Gerade Kindern würde mit dem Ungleichgewicht ein falsches Verständnis der Geschlechter vermittelt. „Wir wollen keine Umbenennungen von Straßen, sondern eine verbindliche Quote von Frauennamen. Kinder setzen sich mit ihrer Umgebung auseinander“, erläuterte Markus Hochgartz (Grüne) in seinem Eingangsstatement.

Bürgermeister Christoph Becker bezeichnete die neuen Paragraphen und Absätze als Weiterentwicklung der bestehenden Richtlinien, die mehrere Aspekte von Wortbeiträgen aus der Politik verbinden würden. Eines der Kriterien beinhaltet beispielsweise die detaillierte Überprüfung einer vorgeschlagenen Person auf Verhalten, Persönlichkeit und Nachwirkung im Zuge der Geschichte. Auch der Zusatzantrag der Grünen, nach dem bei der Benennung von Straßen perspektivisch in jedem Ortsteil in etwa ein gleiches Verhältnis von weiblichen und männlichen Namen erreichen werden soll, wurde mehrheitlich (bei vier Gegenstimmen und fünf Enthaltungen) angenommen. Ebenso angenommen wurde der Vorschlag der FDP, nicht-binäre Personen zu berücksichtigen, die zur Hälfte auf Männer und Frauen angerechnet werden sollen. Dafür gab es eine Mehrheit gegenüber sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.

Ortsvorsteher sollen bei Straßennamen mitentscheiden

Auch neu: Entschied der Bürgermeister bisher allein über die ihm eingereichten Namensvorschläge, so werden bei den nächsten Straßennamen die Ortsvorsteher in die Entscheidung einbezogen. Damit folgte der Rat bei zwei Enthaltungen einem SPD-Antrag.

Dem neuen und zeitgemäßen Grundsatzbeschluss konnte allerdings der fraktionslose Daniel Schumacher gar nichts abgewinnen. Im Gegenteil: Er fühle sich „veräppelt“, weil noch vor Kurzem in Roisdorf bei der Wahl neuer Straßenbezeichnungen nicht die Mütter des Grundgesetzes, sondern Gemüsebezeichnungen wie „Selleriestraße“ vergeben worden seien. „Bezeichnungen, die mit dem Ort nichts zu tun haben“, so Schumacher.

Fünf bis zehn Straßen erhalten in der Regel pro Jahr in Bornheim neue Bezeichnungen. Da „müssen 26 Jahre lang jedes Jahr nur Frauennamen vorgeschlagen werden. Das wird wohl nicht passieren“, wies Thomas Meyer (CDU) auf die Schwierigkeit eines geschlechtlichen Ausgleichs hin. Für Anna Peters (SPD) liegt einer der Gründe für den Mangel an weiblichen Straßennamen an der bisherigen Geschichtsschreibung, die Frauen eher vergessen habe. Deshalb müsste jetzt gezielt nach Frauen gesucht werden, die etwas für die Stadt getan haben. Sie sagte: „Straßen schaffen Wahrnehmung.“

Secundastraße ist nach Bornheimer Ehrenbürgerin benannt

Eines der wenigen Beispiele: Die Secundastraße ist nach einer Frau benannt. Namensgeberin Schwester Secunda (1878-1957) war Ordensschwester. 1909 kam die ausgebildete Krankenpflegerin in das Bornheimer Kloster. Dort widmete sie sich fortan intensiv der Pflege der Kranken. Für ihre Leistungen ernannte man sie zur Ehrenbürgerin der Stadt.

Dass die Anträge insgesamt eine Mehrheit fanden, überraschte anscheinend die Grünen. Maria Böhme hatte schon für die Fraktion schon ein entsprechendes Statement im Falle einer Ablehnung formuliert, das sie nun nicht brauchte. „Umso glücklicher sind wir, dass es anders gekommen sind“, so die Kommunalpolitikerin

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