Kampagne "Wohnraum 2019" Bornheim sucht Vermieter für 200 Geflüchtete

Bornheim · Die Stadt, der Verein Flüchtlingswohnraum und die Flüchtlingshilfe Bornheim suchen nach Vermietern: Rund 200 Flüchtlinge sind in der Stadt noch in provisorischen Unterkünften untergebracht.

 Setzen sich für Wohnraum ein (v.l.): Gerhard Thusek (Verein Flüchtlingswohnraum), Joachim Jung (Caritas), Beigeordnete Alice von Bülow, Isabelle Lütz (Flüchtlingshilfe) und Bürgermeister Wolfgang Henseler.

Setzen sich für Wohnraum ein (v.l.): Gerhard Thusek (Verein Flüchtlingswohnraum), Joachim Jung (Caritas), Beigeordnete Alice von Bülow, Isabelle Lütz (Flüchtlingshilfe) und Bürgermeister Wolfgang Henseler.

Foto: Axel Vogel

Vor drei Jahren waren in der Stadt Bornheim rund 150 Geflüchtete in Wohnungen untergebracht; inzwischen konnte für 600 der rund 800 dort lebenden Flüchtlinge eine dauerhaft Bleibe gefunden werden. Doch auf dieser Zahl wollen sich weder die Stadt, noch der Verein Flüchtlingswohnraum und die Flüchtlingshilfe Bornheim ausruhen. Gemeinsam starteten sie nun die Kampagne „Wohnraum 2019 – Wohnung vermieten und Gutes tun“, um auch den übrigen Menschen eine dauerhafte Bleibe zu vermitteln.

Flyer, die in allen Bornheimer Gotteshäusern ausliegen, sollen das Thema wieder mehr ins Bewusstsein rücken. Angesprochen sind potenzielle Vermieter, die geflüchtete Menschen in Häusern, Wohnungen, Zimmern, Appartements oder Wohngemeinschaften unterbringen können. Denn so erfolgreich die Vermittlungstätigkeit bis jetzt auch war: Ein Viertel der Geflüchteten in Bornheim lebt noch immer in Wohncontainern, engen Übergangswohnheimen oder viel zu kleinen Wohnungen, manche seit mehr als zwei Jahren.

Es mangelt an Privatsphäre

„Diesen Menschen mangelt es in den beengten Unterkünften mit gemeinschaftlichen Küchen und Sanitäranlagen an Privatsphäre“, sagte Gerhard Thusek von Flüchtlingswohnraum Bornheim. Der 2016 gegründete Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wohnraum sowie Arbeits- und Ausbildungsplätze an Geflüchtete zu vermitteln. Laut Thusek hat der Verein bei der Vermittlung von rund 130 Jobs und Praktika mitgewirkt.

Gemeinsam mit der Stadt und den Ehrenamtlichen vor Ort fand der Verein in den vergangenen drei Jahren für mehr als 350 Geflüchtete neuen Wohnraum. „Wir brauchen möglichst viele Menschen, die uns unterstützen“, appellierte Bürgermeister Wolfgang Henseler, der im Vorstand des Vereins tätig ist. Auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt hätten Geflüchtete schlechtere Chancen. Zugleich betonte Bornheims Beigeordnete Alice von Bülow, dass andere sozial schwach gestellte Menschen nicht aus dem Blick geraten. „Wir sind gut vernetzt und schauen auch hier, was wir tun können“, sagte sie.

Vermieter hätten oft Berührungsängste oder Vorurteile gegenüber den Geflüchteten, berichtete Isabelle Lütz von der Flüchtlingshilfe Bornheim. Dabei habe die Vermietung an sie sogar Vorteile: „Wir Ehrenamtler kennen diese Menschen seit langer Zeit und wissen, wen wir vermitteln. Es sind gute Mieter.“

Wohnungen in Merten müssen bis 31. Juli geräumt sein

Der Verein Flüchtlingswohnraum steht als Ansprechpartner für Wohnungseigentümer und Wohnungssuchenden zur Verfügung. Letztere erhalten Hilfe bei Behördengängen, dem Abschluss von Mietverträgen, Haftpflichtversicherungen und Verträgen mit den Energieversorgern. Auch bei Renovierung, Möblierung und Umzug stehen Verein, Sozialarbeiter und Ehrenamtliche zur Seite. Oft sei es wichtig, auch die Nachbarschaft mit ins Boot zu holen, sagte Lütz.

Besonders dringlich ist die Wohnungssuche derzeit für die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft an der Brahmsstraße in Merten. Wie berichtet, müssen die Wohnungen, in denen derzeit noch 23 Personen untergebracht sind, bis zum 31. Juli geräumt sein, dann endet der Mietvertrag mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO). „Die Geflüchteten, die dort leben, können wir auf keinen Fall zurück in einen Container schicken“, betonte Flüchtlingssozialarbeiter Joachim Jung vom Team der Bornheimer Flüchtlingssozialarbeiter. Die Situation dürfe für die Menschen nicht schlechter werden. Da die neue Unterkunft am Sechtemer Weg erst Ende 2019 bezugsfertig sein wird, ist sie keine Alternative.

Die vor wenigen Jahren eilig für Flüchtlinge errichteten Wohncontainer werden nach und nach in vielen Bornheimer Ortsteilen wieder abgebaut. Während einige Anlagen bereits entfernt wurden, stehen andere leer oder werden anderweitig genutzt (siehe Kasten links). „Seit Juli 2018 wurden sechs von zehn Containern leer gezogen“, bilanzierte Jung.

Der Verein Flüchtlingswohnraum bietet dienstags und mittwochs, 15 bis 16.30 Uhr, eine Sprechstunde für Wohnungssuchende und potenzielle Vermieter in der Containerunterkunft Waldorf, Feldchenweg 34, an. Genaueres bei Gerhard Thusek, 0163/528-59-79, gerhard@thusek.de

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