100. Geburtstag von Heinrich Böll Bornheim will die Erinnerung wachhalten

Bornheim · Anlässlich des 100. Geburtstags von Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll gedenkt die Stadt Bornheim ihres Ehrenbürgers mit vielen Veranstaltungen. Dazu gehört auch die Eröffnung eines Wanderwegs in Merten, wo Böll zuletzt lebte.

 Heinrich Böll, aufgenommen im Dezember 1977.

Heinrich Böll, aufgenommen im Dezember 1977.

Foto: DPA

Oben auf der Höhe, auf dem alten Mertener Friedhof, hat einer der größten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts seine letzte Ruhestätte gefunden. Von 1982 bis zu seinem Tod 1985 lebte Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll bei seinem Sohn René in Merten. René Böll war es auch, der das Grab gestaltete, in dem ebenso die Frau des Autors, Annemarie Böll, bestattet wurde. In diesem Jahr wäre Heinrich Böll 100 Jahre alt geworden.

Mit zahlreichen Veranstaltungen (siehe Kasten) soll aus diesem Grund an Bornheims Ehrenbürger erinnert werden. Dazu hat die Stadt mit verschiedenen Beteiligten eine Projektgruppe gegründet.

Der eigentliche Geburtstag ist am 21. Dezember. Wie Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler bei einem Treffen der Projektgruppe sagte, wolle man aber ganz 2017 zu „einem Jahr der Erinnerung an Leben und Werk von Heinrich Böll“ machen. Zwar stünden schon viele Programmpunkte fest, so Henseler. „Vieles ist aber auch noch in der Planung.“

Etwa eine Lesung mit den bekannten, in Bornheim lebenden Schauspielern Claudia Amm und Günter Lamprecht. Er lese gerade die Briefe Bölls an dessen Frau aus den Jahren 1939 bis 1945, sagte Lamprecht. Er selbst sei Jahrgang 1930. Daher hätten etwa die Kriegserlebnisse auch mit seinem Leben zu tun.

Überhaupt der Krieg: Bölls Werk war in allen Schaffensphasen stark an das jeweilige Zeitgeschehen gebunden: Kriegs- und Nachkriegszeit, die Adenauer-Jahre oder auch das gesellschaftliche Klima während des RAF-Terrors. Sind Bölls Werke daher vielleicht überholt, gar historisch? Ohne Bezug zur Gegenwart?

Böll sei zurzeit nicht offiziell im Lehrplan, sagte Steffen Meier, Deutsch- und Kunstlehrer am Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium. Astrid Geschwind, Leiterin der Heinrich-Böll-Sekundarschule, ergänzte, dass man sich schon die Frage gestellt habe, wofür Böll heute stehe – auch für die Mertener Schule, die seinen Namen trage. Als Antwort auf die Frage nannte sie das Engagement des Autors für Meinungsfreiheit und politisch Verfolgte, aber auch seinen Umgang mit Boulevardmedien und natürlich sein Leben im Vorgebirge.

Die Bornheimer Schriftstellerin Iris Schürmann-Mock verwies ebenfalls auf Bölls Bedeutung als politischer Literat. Seine Themen wie die Verteidigung der Demokratie, der Umgang mit Terrorismus oder die Freiheit der Kunst seien auch heute aktuell. Zudem habe Böll eine „private Aktualität“, führte Schürmann-Mock aus. In einem frühen Essay habe er sich mit der Abgrenzung von privatem und öffentlichem Raum auseinandergesetzt – und damals habe es noch keine sozialen Netzwerke gegeben.

Wie Henseler weiter ausführte, wolle man durch das Erinnerungsjahr Böll wieder in das Bewusstsein der Stadt holen. Immerhin hatte sich Bornheim lange Zeit schwer mit seinem berühmten Einwohner und seinen liberalen Ansichten getan. So erfolgte die Verleihung der Ehrenbürgerwürde erst 2010, als Böll schon viele Jahre tot war. „In Merten hat man mittlerweile kapiert, wer da gewohnt und gelebt hat“, sagte Ortsvorsteher Hans Gerd Feldenkirchen: „Das war vor 20 oder 30 Jahren noch ganz anders.“ Apropos Merten: Dorothee Böttges-Papendorf und Willi Hermann planen, eine Broschüre zu erstellen, die den Fokus auf Bölls Bornheimer Zeit legen soll. „Es soll dokumentarisch sein“, so Böttges-Papendorf.

Laut Grünen-Mitglied Dieter Wienand werde sich auch seine Partei mit Böll beschäftigen, der ein früher Wegbegleiter und Vordenker der Partei war. Unter anderem plane man ein Plakat mit Bildern, die Böll speziell in Merten zeigen. Wer solche Aufnahmen besitze, möge sich bitte an das Stadtarchiv im Rathaus wenden. Wienand selbst ist im Besitz eines besonderen Drucks von Bölls „Gruppenbild mit Dame“, den er der Stadt schenken wolle.

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