Mike Behrendt Bornheimer fuhr die Allgäu-Orient-Rallye

BORNHEIM · Es war eine Rallye besonderer Art. Die Autos der Teilnehmer mussten mindestens 20 Jahre alt sein und durften nicht mehr als 1111 Euro gekostet haben. Am Zielort wurden die Old- und Youngtimer für ein soziales Projekt versteigert.

 Spaß und Abenteuer: Der 40-jährige Mike Behrendt hat ein Buch über seine Teilnahme an der Allgäu-Orient-Rallye geschrieben, die nach Jordanien führte.

Spaß und Abenteuer: Der 40-jährige Mike Behrendt hat ein Buch über seine Teilnahme an der Allgäu-Orient-Rallye geschrieben, die nach Jordanien führte.

Foto: Wolfgang Henry

Auf dem Dach hatten die meisten Autos ein Bobbycar, im Kofferraum Bäume und Schulranzen. Denn die Allgäu-Orient-Rallye soll auch der Völkerverständigung und humanitären Zwecken dienen. Und auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Der Bornheimer Mike Behrendt (40) fuhr die Strecke von Hohenstaufen im Allgäu bis zum Wüstencamp Wadi Rum in Jordanien im Mai 2013.

111 Teams mit je sechs Personen und drei Autos traten gegeneinander an, darunter auch ein Frauenteam. Die Teilnehmer durchquerten Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Türkei und Israel. Unterwegs erfüllten sie Aufgaben, die sie in einem Routenbuch dokumentierten.

Eine davon: Ein Baum von dem Bürgermeister oder dem Pfarrer des Heimatortes des jeweiligen Teams sollte in der Türkei gepflanzt werden. Behrendt und seine Mannschaft, das "Host Europe Racing Team", hatten in ihren Autos zwei Bäume mitgenommen. Die Schwarzpappel des Beueler Bezirksbürgermeisters Werner Rambow und die Stieleiche des Bornheimer Bürgermeisters Wolfgang Henseler fanden in einem Park in dem Istanbuler Stadtteil Sancaktepe eine neue Heimat.

Eine Herausforderung ganz anderer Art bot die "Musikinstrumente-Aufgabe": Jedes Team brachte ein Instrument mit. Wie Mike Behrendt, der von einer Nachbarin eine alte Flöte geschenkt bekommen hatte. Am Startpunkt wurden die Instrumente getauscht, das Team bekam eine Trompete.

Die Herausforderung dahinter: Im türkischen Ordu musste jedes Team auf seinem neuen Instrument "Bruder Jakob" zum Besten geben. In der Konsequenz eignete sich ein Team-Mitglied das Trompetespielen an. "Es klang krumm und schief, aber die Melodie konnte man erkennen", blickt Behrendt zurück.

Alles in allem investierte jeder Team-Kollege 2600 Euro in Startgebühr, Ausrüstung, Übernachtung und Verpflegung, so Behrendt. Davon entfielen jeweils 300 bis 700 Euro auf die Autos - drei VW Passat. "Gefühlt waren wir das Team mit den meisten Pannen", sagt der selbstständige Kaufmann.

Fast jeden Tag gab es etwas zu reparieren. So war in der Türkei der Bowdenzug beschädigt, ohne den kein Gang eingelegt werden kann. "In Istanbul kennen wir wohl jeden Auto-Ersatzteile-Laden." Team-Mitglied Ralf Hammer, von Beruf Elektriker, kannte sich aber auch mit Autos aus, und so war das Problem bald gelöst. Nur einmal war ein Schaden nicht mehr zu beheben: Auf einer Serpentinenstrecke war eines der Autos zu schnell, kam aus der Spur und überschlug sich.

Die Fahrer hatten Glück im Unglück: "Sie hatten nicht einmal einen blauen Fleck." Der Wagen dagegen hatte einen Totalschaden und musste von einem Pannendienst abtransportiert werden. Jetzt hieß in den anderen zwei Autos: Zusammenrücken. Ein anderes Team übernahm einen Teil der Ladung. In Istanbul sammelten sich alle Fahrer zu einem Zwischenstopp.

Hier erwartete sie eine besondere Aufgabe: Sie setzten sich auf die mitgebrachten Bobbycars und stellten mit der längsten Bobbycarschlange der Welt einen Guiness-Rekord auf. 400 bis 500 der kleinen Flitzer hätten sich eingereiht, so Behrendt. Später wurden sie für einen guten Zweck gespendet.

Am Ende landete das Team des 40-Jährigen auf dem vierten Platz. Wie übrigens mehr als 100 andere Teams auch: Denn nach den ersten drei Platzierungen wurden nur noch vierte Plätze vergeben.

Mike Behrendt ist nun vom Abenteuervirus infiziert. Über seine Erfahrungen bei der Rallye 2013 hat er ein Buch geschrieben. Und 2015 möchte er unbedingt wieder an den Start gehen. Sein Team sucht noch Mitstreiter: Wer Ende April/Anfang Mai 2015 drei Wochen Zeit hat, Abenteuerlust und Improvisationsgeist mitbringt, kann sich bei ihm unter info@reisereport.de melden.

Info

Mike Behrendt: Die Allgäu-Orient-Rallye 2013: Auf dem Weg von Deutschland nach Jordanien. Books on Demand Verlag, 14,90 Euro.

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