Friedensdemo mit 500 Teilnehmern Bornheimer gehen gegen Ukraine-Krieg auf die Straße

Bornheim · Gegen den Krieg in der Ukraine und für Frieden in Europa: rund 500 Demonstranten haben sich am Samstag in Bornheim mit den Opfern solidarisiert und den sofortigen Abzug russischer Truppen gefordert.

Friedensdemo mit 500 Teilnehmern: Bornheimer gehen gegen Ukraine-Krieg auf die Straße
Foto: Axel Vogel

Blau und Gelb, die Nationalfarben des von Russland überfallenen Landes, waren am Samstag die beherrschenden Farben auf den Plakaten bei der Friedensdemo auf dem Peter-Fryns-Platz. „Pray for Ukraine“, „Putin ist gemein, Kein Krieg“, „Give Peace a Chance“, „Frieden für die Menschen in der Ukraine und für alle Menschen in der Welt“ oder „Friede für Europa“ spiegelten die emotionale Bewegtheit der Demonstranten wider.

Auch Europaflaggen wurden hochgehalten, denn „wir sind betroffen. Der Krieg findet vor unserer Haustür statt“, erklärte der Dersdorfer Theo Albracht. Dass so viele Bornheimer dem Aufruf gefolgt waren, überraschte am meisten Initiator Alfons Fischer-Reuter. Erst vor einer Woche kam das Thema Friedensdemo in einem privaten Forum in den Sozialen Medien zur Sprache, für den 70-jährigen Roisdorfer die Initialzündung für eine solche Veranstaltung. Ihn haben Krieg und die Auswirkungen seit frühester Jugend an geprägt und „deshalb musste ich jetzt etwas tun“.

Fünf seiner Geschwister sind während des zweiten Weltkrieges an Diphterie und Tuberkulose gestorben und „wenn man die Eltern am Grab der Geschwister, die ich nie kennengerlernt habe, weinen sieht, dann macht das etwas mit einem“. Für ihn steht fest, dass solch eine Demo etwas bringt. „Je mehr Menschen auf die Straße gehen, umso erfolgreicher sind diese. Ich kann nur hoffen, dass der Friede kommt“, machte Fischer-Reuter deutlich.

Friedensdemo in Bornheim
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Friedensdemo in Bornheim

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Innerhalb weniger Tage stellte er ein Programm auf die Beine, das den Antagonismus von Krieg und Frieden verdeutlichte. Mit Gedichten, Liedern und Texten erinnerten die Bornheimer Künstler Bernd Stelter, Gerhard Fehn, Cecile Kott, Michael Kuhl sowie  Fischer-Reuter/Peter Tourné als Senioren Duo Vorgebirge an Schrecken und Leid der Soldaten und Mütter. Dabei wünschten sich die Menschen nichts mehr als Frieden und Gerechtigkeit wie Stelter in seinem selbst geschriebenem Song „Grundgesetz“ thematisierte.

„Der Mensch will mit anderen Menschen leben, keine Zwietracht, keinen Hass, der Mensch will Freiheit, er will Liebe, der Mensch will Spaß“. Dass Kriege immer grausam sind und Todesopfer fordern, verdeutlichte Gerhard Fehn mit dem Gedicht „Krieg dem Kriege“, Kurt Tucholskys 1919 verschriftlichte Erfahrungen aus den Schützengräben des Ersten Weltkrieges.

Für den elfjährigen Miro war die Teilnahme ein inneres Bedürfnis. Gemeinsam mit Vater Thomas Henseler und Schwester Lilly hatten sie morgens noch ein Plakat gefertigt. „Es ist schön, gemeinsam mit der Familie so etwas zu erleben. Das stärkt die Zusammengehörigkeit“, sagte die 19-jährige Lilly.

Auch der Kardorfer SPD-Kommunalpolitiker Thomas Schmitz wollte ein Zeichen setzen. „Wir können deutlich machen, dass der Krieg uns nicht egal ist und wir Anteil nehmen“. Eine eigenständige Meinung hatte auch schon seine siebenjährige Tochter Johanna. „Der Krieg macht das Land kaputt. Wie sollen die Menschen dort leben?“

Mit deutlichen Worten positionierte sich Bürgermeister Christoph Becker. In seiner Ansprache forderte er im Namen der Verwaltung und des Rates Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin auf, den Krieg sofort zu stoppen und seine Soldaten abzuziehen. „Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen. Das gilt für den Krieg in der Ukraine wie auch für alle anderen Kriege auf der Welt“, so Becker.

Der Verwaltungschef appellierte dabei an die Bornheimer, nicht das russische Volk per se zu verurteilen, denn dies sei kein Krieg der Völker, sondern der Wahnsinn der Kriegstreiber Putin, Lawrow und Lukaschenko. Becker machte deutlich, dass Bornheim sich bereits auf die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge vorbereite. 120 Bürger haben sich nach Angaben der Stadt bisher gemeldet und ihre Bereitschaft erklärt, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen.

Die Stadt sucht in Kooperation mit der Bornheimer Flüchtlingshilfe weitere Privatunterkünfte. Mit Hilfe des bestehenden städtischen Spendenkontos „Asyl in Bornheim“ kann den Menschen unkompliziert sofortige Unterstützung geboten werden. Auch Übersetzer werden dringend benötigt. Interessierte können sich per E-Mai an die Stadt unter info@stadt-bornheim.de wenden. Weitere Infos unter www.bornheim.de.

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