Projekt zur Förderung naturwissenschaftlicher Fächer Abiball in Gefahr? Bornheimer Schüler ermitteln mit modernster Technik

Bornheim · Beim Crime Scene Workshop am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium galt es, einen spannenden Kriminalfall zu lösen. Was an einen Escape Room erinnert, soll Jugendliche für Technikberufe begeistern.

Die Köpfe rauchen: Junge „Ermittler“ am Bornheimer Gymnasium versuchen beim „Crime Scene Workshop“, einen fiktiven Kriminalfall mit naturwissenschaftlichen Methoden zu lösen.

Die Köpfe rauchen: Junge „Ermittler“ am Bornheimer Gymnasium versuchen beim „Crime Scene Workshop“, einen fiktiven Kriminalfall mit naturwissenschaftlichen Methoden zu lösen.

Foto: Stephan Faber

Montagmorgen am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bornheim: Eine Einladung zum diesjährigen Abiball lässt bei Schulleiter Christian Dubois die Alarmglocken läuten. Auf den Flyer hat jemand den Schriftzug „Rache!“ gekritzelt – doppelt unterstrichen, daneben ein Totenkopf und weitere, auf den ersten Blick kryptische Zeichnungen.

Glücklicherweise kann Dubois auf ein eingespieltes Ermittlerteam aus zwölf Schülerinnen und Schülern zurückgreifen, denn der Flyer ist Teil eines Rätselspiels. Unterstützung gibt es von der norditalienischen Partnerschule, der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie „Marie Curie“ im Meran in Südtirol, von der aktuell eine Delegation von Austauschschülern in Bornheim zu Gast ist. Bereits im Januar hatte das „Forensik-Team“ in einem fiktiven Mordfall im italienischen Kollegium den Täter ermitteln können.

Lehrkräfte haben das Konzept ausgeheckt

Hinter der Bornheimer Ausgabe des „Crime-Scene-Workshop“ stecken Andrea Schumacher, Georg Böhm und Gregor von Bostel, allesamt Lehrkräfte am Gymnasium an der Adenauerallee. „Ich habe 2017 bei einem Seminar den Kollegen Stefan Pilser aus dem Meran kennengelernt“, erinnert sich von Borstel an die Anfänge der Kooperation. 2018 sei es zum ersten Austausch gekommen. Irgendwann sei die Idee entstanden, das theoretische Wissen aus den MINT-Fächern (siehe Infokasten) in eine praktische Übung einfließen zulassen.

Eine anonyme Drohung auf einem Einladungsflyer für die Abi-Party versetzt die Schule am Montagmorgen in Aufregung – zum Glück ist alles nur Teil des Spiels.

Eine anonyme Drohung auf einem Einladungsflyer für die Abi-Party versetzt die Schule am Montagmorgen in Aufregung – zum Glück ist alles nur Teil des Spiels.

Foto: Stephan Faber

„So waren wir ganz schnell bei Kriminalfällen, die interdisziplinär die Methoden aus der Forschung mit der zugrunde liegenden Geschichte verknüpfen.“ Und auch während der durch die Corona-Zeit bedingten Pause blieb die Kooperation digital bestehen. „Dazu haben wir dann einfach das Alexander-von-Humboldt Gymnasium in 3-D digital nachgebaut“, berichtet Georg Böhm, der als Lehrer für Informatik für den computerbasierten Bereich im Projekt verantwortlich ist. Auch dort gab es für die Schüler einen fiktiven Kriminalfall unter Zuhilfenahme digitaler Methoden zu lösen.

Detektivarbeit mit modernsten Methoden

Um im aktuellen Fall ermitteln zu können, ließen sich die jungen Ermittler am Vormittag zunächst verschiedene Techniken erläutern. Neben dem 3-D-Programm für die Darstellung von Molekülen im virtuellen Raum „Nanome“ galt es die nach und nach eingehenden Hinweise auch mit Mitteln der Kryptologie, einem Photometer, einem Laser, einem 3-D-Drucker und viel Hirnschmalz zu lösen. Bereits zur Mittagszeit hatten die Schüler den Täterkreis auf zwei mögliche Verdächtige eingegrenzt.

In die Vorbereitung des aktuellen Workshops haben Gregor von Borstel und seine Mitstreiter eine beträchtliche Zeit ihrer Osterferien investiert, denn es sollte kein zu einfaches Rätsel werden. „Frust und Erfolg müssen sich die Waage halten bei den Ermittlungen“, betont der Lehrer für Chemie und Geschichte. Mittlerweile wird der Austausch zwischen Meran und Bornheim durch das EU-Programm Erasmus Plus gefördert. „Dadurch entstehen den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern keinerlei Kosten“, freut sich Andrea Schumacher, Bio- und Chemielehrerin am Alexander-von-Humboldt Gymnasium.

Ein verdächtiger Giftpilz als Spur

Bhumi Sabharwal und Janina Ramoser, beide 17 Jahre alt und Schülerinnen der „Marie Curie“-Schule im Meran, machen sich am Nachmittag an die Untersuchung eines Fachartikels über „Fliegenpilze“. Ein solcher ist durch ein externes Team der Polizei in den Räumen der verdächtigen Lehrkräfte gefunden worden. „Nach der photometrischen Untersuchung einer auffälligen Haftnotiz haben wir einen deutlichen Hinweis auf einen möglichen Wirkstoff erhalten“, berichtet Bhumi in professionellem Ton von den aktuellen Erkenntnissen.

Janina zeigt sich angetan von dem Rätselspiel. „Der sonst so trockene Stoff aus dem Unterricht wird durch diese Veranstaltungen spannend rübergebracht“, findet sie. Dem pflichtet Mitschüler Malte Vogel (16) aus Bornheim bei: „Praktische Arbeit ist die beste Arbeit.“ Dabei ist er sich ziemlich sicher, dass es zum Abend hin auch einen Ermittlungserfolg geben wird. Dieser soll dann abschließend per E-Mail an den Schulleiter Dubois übermittelt werden – damit dieser wieder beruhigt schlafen kann.

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