Familienbetrieb in fünfter Generation Bornheimer Traditions-Friseur besteht seit 1852

Bornheim · 1852 gründete Wilhelm Fuhs seinen Friseursalon in der Bornheimer Königstraße. Seit 2002 und in fünfter Generation führt Hendrik Fuhs den Familienbetrieb, der auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

 Ute und Hans Fuhs frisieren in den 1970er Jahren zwei Kunden.

Ute und Hans Fuhs frisieren in den 1970er Jahren zwei Kunden.

Foto: Repro Stefan Hermes

Es ist der Moment, in dem Hendrik Fuhs seinen Kunden im Spiegel die soeben fertiggestellte Frisur zeigt und ihnen damit in aller Regel ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, der ihn glücklich macht. „Das ist eine ganz andere Erfüllung, als wenn du am Ende einer Tagesarbeit mit Zahlen sagen kannst, die Bilanzen stimmen“, vergleicht der 53-jährige Friseur nicht ohne Grund sein heutiges Tun mit dem eines Buchhalters.

Lange hatte es gebraucht, bis er als „verlorener Sohn“, der sein Bornheimer Elternhaus mit 18 Jahren in schlechter Stimmung verließ, in Krefeld studierte und mittdreißigjährig als Diplom-Kaufmann ins Vorgebirge zurückkehrte und sein Glück wieder im elterlichen Betrieb fand. Den er bereits seit 2002 in der fünften Generation führt.

1852 in Bornheim gegründet

1852 gründete der in Oedekoven geborene Wilhelm Fuhs (1836 - 1889) als „Barbier und Chirurgenhelfer“ das Geschäft in der Bornheimer Königstraße 87, wo es nach vielen Höhen und Tiefen bis heute noch zu finden ist. Da, wo Hendriks Eltern Ute und Hans in den 1980er Jahren den damals schon prosperierenden Salon mit weißem Carrara-Marmor ausstatteten, könnte der Ururgroßvater noch als Barbier, Wundarzt, Hühneraugenschneider oder Masseur in der sogenannten „kleinen Chirurgie“ tätig gewesen sein, was zu dieser Zeit durchaus üblich war.

Von seinen Großeltern Katharina und Jean ist dem heutigen Firmenchef noch bekannt, dass sie sich den Großteil ihres Lebensunterhalts mit der Landwirtschaft verdienten. So waren im rückwärtigen Teil des heutigen Salons, der mit seinem weißen Marmor immer noch ein großstädtisches Ambiente ausstrahlt, ursprünglich Stallungen untergebracht. 1976 wurde er aufgrund seiner edlen Ausstattung von einer Friseurzeitschrift zum „schönsten Friseursalon Deutschlands“ gekürt. In den 80er Jahren gelang es Ute und Hans Fuhs, aus dem Bornheimer Geschäft weitere Betriebe in Bonn und Siegburg entstehen zu lassen.

Neunmonatiger Crashkurs

Ute war zu Hauptstadtzeiten in ihrem Geschäft an der Bonner Sterntorbrücke eine vielgefragte Friseurin der Bonner Prominenz. 1997 übernahm ein Mitarbeiter die Filialen und sicherte sich zugleich auch die Rechte an Namen und Schriftzug „Fuhs“ für Bonn und die Region. So tragen auch heute noch die Betriebe in der Bonner Innenstadt, in Duisdorf und in Siegburg diesen Namen, obwohl längst nicht mehr im Familienbesitz. Um die Jahrtausendwende wurde klar, dass Hendriks Schwester Heike das elterliche Geschäft nicht übernehmen und ihr Bruder nach Bornheim zurückkehren würde.

Obwohl der 53-Jährige inzwischen erfolgreich als Controller für die Autoindustrie arbeitete, entschied er sich, zu den beruflichen Wurzeln seiner Familie zurückzukehren. Im neunmonatigen Crashkurs lernte der Finanzfachmann das Friseurhandwerk, von dem er sich zuvor nie hatte vorstellen können, wie viel Lebensfreude ihm die tägliche Arbeit mit Menschen vermitteln könnte. Doch darüber hinaus verlangte der Kaufmann in ihm nach eigenen Wegen. Er investierte 2003 sechstellige Summen in den Aus- und Umbau seiner Filiale an Gleis 1 des Bonner Hauptbahnhofs. Dort eröffnete er nach Berliner Vorbild einen Salon, der 365 Tage geöffnet war. Noch heute ist er nicht gut darauf zu sprechen, dass 2009 ein Vertrag mit der Bahn, der laut Fuhs mehrere Fünfjahres-Optionen vorsah, beendet wurde.

Über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt

So investierte Fuhs weiter in das Bornheimer Geschäft und machte es weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Wo er zeitweise in seinem Haus noch Sonnenbänke und Kosmetikstudio unter einem Dach anbot, sind heute Nagel- und Piercingstudios unter Eigenregie zu finden. Fuhs investiert heute lieber in seine bis zu zwölf Mitarbeiterinnen, die durch internationale Schulungen mit den neusten Stilen und Techniken des Handwerks vertraut sind.

Noch kann sich Fuhs nicht sicher sein, ob eines Tages seine jüngste Tochter, die immerhin mit 14 Jahren Interesse am Schönheitswesen zeigte, das Familienunternehmen in die sechste Generation führen wird. Die 18-Jährige studiert bereits Management und zeigt mehr Interesse an Wirtschaftspsychologie als am Friseurhandwerk. Doch vielleicht macht auch sie, ähnlich wie ihr Vater, die Erfahrung, dass ein guter Friseur von allem etwas haben sollte.

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