Rolf Leyendecker wechselt nach Bayern Brenig verabschiedet seinen Postboten

Bornheim-Brenig · Nach 20 Jahren wechselt Postbote Rolf Leyendecker vom Rheinland nach Bayern. Am Samstag gab’s eine gebührende Verabschiedung durch die Menschen im Dorf Brenig, wo er die letzten Jahre tagtäglich die Post verteilt hatte.

Rolf Leyendecker wechselt nach Bayern: Brenig verabschiedet seinen Postboten
Foto: Matthias Kehrein

Banner, Wimpel, Geschenke und Sprüche: Die Breniger hatten sich für ihren Postboten am Samstag so einiges einfallen lassen. Nach 20 Jahren zog Rolf Leyendecker seine letzte Runde durch den Höhenort, denn ab Oktober liefert der 59-jährige Briefe und Päckchen im bayerischen Bad Reichenhall aus. Entsprechend schwer fiel Zusteller und „Kunden“ denn auch der Abschied. In den Breniger Straßen hatten die Anwohner kleine Abschiedsevents mit musikalischen Ständchen, Päckchen und Snacks organisiert. Ein letztes Schwätzchen, ein Witz und eine Umarmung – zahlreiche Anwohner wollten für das jahrelange Engagement und die pünktliche Auslieferung in all den Jahren Danke sagen.

Gemeinsamer Abschied als Überraschung und Dankeschön

Und so dauerte die letzte Runde ihres Postboten um einiges länger als sonst üblich. Bis zur letzten Sekunde waren die Aktivitäten geheim gehalten worden, denn es „sollte eine Überraschung sein“, sagte Bruno Schrage, der als Vorsitzender des Fördervereins St. Evergislus die Breniger in einem Newsletter zum Mitmachen aufgefordert hatte – ein Ansinnen, das sich die „Dörfler“ nicht zweimal sagen ließen. In der Haasbachstraße schmetterte Höhner-Mitglied Jens Streifling gemeinsam mit seinen Nachbarn Martin Hoenisch und Johanna Quandt den umgetexteten Beatles Song „Mr. Postman“, am Schornsberg warteten geduldig um die 30 Breniger. Im Pulk stand auch die dreijährige Anna, die eine Handcreme im Namen ihrer Eltern übergab „für den lieben Rolf, damit deine Hände sich erholen können“.

Ortsteil Brenig verabschiedet Postboten Rolf Leyendecker
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„Er ist der Hase mit den schnellsten Schuhen“, sagte Sybille Siegmann in Anlehnung an Janosch. Gemeinsam mit Anja Lütkehaus und Claudia Balkhausen hatte sie die „Dankeschön-Party“ organisiert. „Er ist im Dorf sehr beliebt. Er hat immer Verstecke gefunden, um Päckchen, wenn man nicht da war, zu hinterlegen“, erzählte Lütkehaus. Anwohner, die nicht kommen konnten, hatten Briefe in einem Schuhkarton – geschmückt mit einer Deutschlandkarte samt „Weißwurstäquator“ und rheinischen Begriffen – abgegeben. Leyendecker nahm rheinisches und bayerisches Bier, Vorgebirgskaffee und ein Weizenglas sichtlich gerührt entgegen.

Seit 1977 ist der gebürtige Bornheimer Postzusteller bei der Deutschen Post, seit rund 20 Jahren betreut er seinen Bezirk im Höhenort. Zum Oktober wechselt Leyendecker ins Berchtesgadener Land, um dort bis zur Pension 2028 anderen Kunden die Post zu bringen. Ärger mit vorgesetzten Dienststellen machten den Wechsel notwendig, sodass „ich die Reißleine ziehen musste“, so Leyendecker. Der Umzug sei aber auch eine Art Familienzusammenführung. „Denn mein Sohn Simon ist dort bei den Gebirgsjägern der Bundeswehr tätig.“

Mehr Berufung als Job

Für ihn ist der Beruf von jeher mehr Berufung als Job, viele Kunden wurden zu Freunden. Jeden Tag von 4.45 Uhr bis 16.30 Uhr hat Leyendecker im Verteilzentrum Roisdorf Post und Päckchen sortiert, Briefe, Rechnungen und Pakete in sein Postauto gepackt.

Dann wurden die Straßen abgefahren, hier und da geklingelt, ein Schwätzchen gehalten, mal ein Witzchen gemacht oder dem Hund ein Leckerli gegeben. Der Bornheimer kannte die Menschen in seinem Zustellbezirk und liebte gelegentliche unkonventionelle Lösungen, damit jedes Paket und jeder Brief seinen Empfänger erreichte.

Kurz gefragt

Jens Streifling ist in Bornheim-Brenig bekannt „wie ein bunter Hund“. Der 54-jährige Saxophonist und Songwriter spielte ab 1996 jahrelang bei der Kölner Kultband BAP und ist seit 2003 Mitglied der Höhner. Seit 1997 fühlt sich Streifling, der aus dem sächsischen Borna stammt, in der Haasbachstraße zu Hause. Warum sich der Musiker am Samstag von „seinem“ Postboten Rolf Leyendecker mit einem Ständchen verabschieden wollte, erzählte er Susanne Träupmann

Sie sind ein hiesiger Immi. Warum haben Sie mitgemacht?

Jens Streifling: Es kam ein Aufruf über den Förderverein von St. Evergislus Brenig. Für mich war klar, dass ich da dabei bin. Ich wohne mittlerweile seit über 20 Jahren im Ort. Da ist man schon ziemlich verwurzelt.

Welche Beziehung hatten Sie zu Rolf Leyendecker?

Streifling: Rolf ist der beste Postbote, den man sich vorstellen kann. Wenn er die Post brachte, kam er meistens kurz rein. Immer hatte er ein Leckerchen für den Hund dabei. Und er war lustig. Manchmal hat er mich gefragt, ob ich ihm Autogrammkarten mitgeben oder eine CD signieren könnte. Das habe ich immer sehr gerne getan.

Sie haben ihm das Ständchen „Mr. Postman“ in der Version der Beatles gebracht? Wie war es, einen solchen Klassiker umzuschreiben?

Streifling: Für einige Anwohner in der Haasbachstraße war klar, dass wir Rolf einen gebührenden Abschied bieten wollten. Ich hatte die Idee einen Song mit „Postman“ zu bringen. Bei der Recherche stieß ich dann auf die Version der Beatles. Martin Hoenisch hat den Text geschrieben. Und dann kam Rolf Leyendecker an seinem letzten Tag auch noch früher als erwartet. Da mussten wir regelrecht rausstürmen und los ging es. Das war eigentlich so nicht geplant. Aber er hat sich wahnsinnig gefreut. Das ist das Wichtigste.

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