„Gerechte unter den Völkern“ Breniger Ehepaar soll in Holocaustgedenkstätte geehrt werden

Bornheim-Brenig · Gudula und Johann Clasen retteten eine jüdische Familie vor der Deportation. Die Stadt Bornheim unterstützt nun den Antrag, die Breniger dafür zu ehren.

Die Stadt Bornheim unterstützt das Anliegen, das Ehepaar Gudula und Johann Clasen in die Ehrenliste „Gerechte unter den Völkern“ der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aufzunehmen. Der Stadtrat hat am Donnerstag einstimmig bei einer Enthaltung beschlossen, den Aufnahmeantrag zu unterstützen und das Stadtarchiv mit einer assistierenden Recherche zu beauftragen. Christian Mandt (CDU) hatte sich enthalten, weil er sich aufgrund seiner Verwandtschaft zum Ehepaar Clasen für befangen erklärte.

Wie berichtet, hatten Gudula und Johann Clasen 1944/45 die jüdische Familie Salm/Blumenthal vor dem Tod bewahrt. Sie hatten sie bei sich in Brenig aufgenommen und sie so vor der Deportation in ein Vernichtungslager gerettet: Adele und Herbert Salm, deren Tochter Inge mit Ehemann Walter Blumenthal sowie deren kleiner Sohn mit gleichem Namen, die bei den Clasens unter dem Namen Mühlhäuser wohnten.

Im Sommer 1944 hatten die Salms die Aufforderung zur Deportation erhalten. Sie kamen dieser aber nicht nach, sondern schlugen sich mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelkind nach Brenig durch. Die Clasens kannten sie durch geschäftliche Beziehungen. Die Breniger versorgten sie mit Naturalien, die auf ihren Feldern wuchsen.

Platz vor Kirche erinnert an Gudula Clasen

In der Nacht auf den 7. März 1945 rückten die Amerikaner in Brenig ein. Walter Blumenthal, des Englischen mächtig, berichtete den Soldaten, dass das Ehepaar Clasen seiner Familie das Leben gerettet habe. Wären die Nationalsozialisten dahintergekommen, hätte das auch für die Clasens den sicheren Tod bedeutet. Das Ehepaar Clasen hatte elf Kinder.

Johann Clasen starb 1968, Gudula Clasen bereits 1967. 1995 benannte die Stadt den Platz vor der Breniger Pfarrkirche nach ihr. Herbert Salm starb 1963, seine Frau Adele 1989. Herbert Salm hatte nach dem Krieg ein Textilgeschäft an der Königstraße eröffnet, das heute von seinem Enkel Wolfgang Blumenthal geführt wird.

Mehrere Bedingungen müssen erfüllt sein

Dieser hat den Antrag zur Ehrung des Ehepaars Clasen gestellt. Man begrüße die Initiative voll und ganz, sagte SPD-Ratsherr und Brenigs Ortsvorsteher Wilfried Hanft in der Ratssitzung. Hanft sprach von einer „heroischen Handlungsweise“, die gewürdigt werden müsse.

Eine Sonderkommission unter Leitung eines Richters am Obersten Gerichtshof verleiht den Titel „Gerechter unter den Völkern“ im Auftrag des Staates Israel und des jüdischen Volkes an Nichtjuden, die während des Holocaust ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten, um Juden zu retten.

Dafür müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein: aktive Beteiligung des Retters an der Rettung von einem oder mehreren Juden, ein Risiko für den Retter, eine Motivation zur Hilfe ohne Gegenleistung sowie Zeugenaussagen oder eine zweifelsfreie Dokumentation zur Rettung.

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