Toom-Erweiterung in Roisdorf Bürger-Protest bleibt ungehört

BORNHEIM · Trotz Protest hat der Bornheimer Rat der Offenlage des Bebauungsplans für Toom-Erweiterung in Roisdorf zugestimmt.

"Das Dorf stirbt fürs EKZ", "Wir trauern - unser Dorf ist tot", "Mehr Verkehr geht nicht mehr": Die Botschaft, die die Gegner der geplanten Erweiterung des Einkaufszentrums in Roisdorf auf Plakaten und mit einem schwarzen Sarg mitgebracht hatten, war eindeutig. Mehr als 100 Menschen, darunter vor allem Anwohner aus der Schumacherstraße und Mörnerstraße, zogen am Dienstagabend in einem Protestmarsch zunächst vor das Bornheimer Rathaus und danach in den Ratssaal, um gegen die Toom-Erweiterung zu demonstrieren.

Dort wurde in einer Sondersitzung über den Bebauungsplan für das geplante Einkaufszentrum entschieden, nachdem die Abstimmung in der vorangegangenen Sitzung ungültig war. Ihren Unmut über die Planungen machten die Gegner vor allem gegenüber dem Roisdorfer Ortsvorsteher Harald Stadler (SPD) deutlich, der für die Erweiterung ist und lautstark ausgepfiffen wurde. Die Befürchtung der Anwohner: Eine Verschlechterung der Lebensqualität durch mehr Verkehr und einen "Riesenklotz mitten im Wohngebiet", erklärte Frank Kretschmer, einer der Organisatoren des Bürgerprotests.

Erhört wurde der Protest von der Mehrheit der Ratsmitglieder allerdings nicht. Nach einer langen und hitzig geführten Diskussion stimmte der Rat in geheimer Abstimmung für die Erweiterung des Plangebiets und die Offenlage des Bebauungsplans Ro 17. Beschlossen wurde zudem, dass der Anlieferverkehr zur Rampe in der Schumacherstraße über den Widdiger Weg erfolgen soll. Dies, sowie Regelungen zur Schallreduzierung, sind in einem städtebaulichen Vertrag festzuschreiben. Mit 23 zu 20 Stimmen fiel diese Entscheidung knapp aus. Weiterhin sprach sich der Rat dafür aus, den Bürgermeister mit einer Entwurfsplanung für den Kreisel an der Bonner Straße/Herseler Straße/Siegesstraße zu beauftragen.

Wie berichtet, will der Investor den Toom-Markt zu einem Einkaufszentrum mit einer Verkaufsfläche von 13 500 Quadratmetern erweitern. Neben dem Supermarkt sind unter anderem ein Discounter, ein Elektronik- und ein Bekleidungsmarkt sowie bis zu vier Läden mit insgesamt 400 Quadratmetern Verkaufsfläche geplant. Es gehe um die Entscheidung, welches das kleinere Übel sei, machte Ute Kleinekathöfer (SPD) deutlich. Für Michael Pacyna von den Grünen ist klar: Der Investor könne nach geltendem Recht seinen Markt grundsätzlich von derzeit 7000 auf 11.000 Quadratmeter ausbauen - dann hätte die Stadt allerdings keinen Einfluss auf das Sortiment und müsste die Erschließung selbst finanzieren.

Deshalb hielten die Grünen die größere Variante für sinnvoll. "Wir glauben, es ist eine Illusion, dass alles beim Alten bleiben wird", sagte Pacyna. Christian Koch (FDP) entgegnete, dass auf dem bestehenden Bebauungsplan eine dicke Staubschicht liege. "Die Ecke braucht eine Aufwertung, aber kein Einkaufszentrum."

Heiß diskutierten die Ratsmitglieder vor allem über den Standort der Rampe. SPD, Grüne und UWG/Forum sprachen sich für eine Anlieferung über die Schumacherstraße aus, um Rückstaus zu vermeiden. Diese Variante brächte eine Verbesserung von derzeit rund 2000 Autos auf etwa 100 Autos und Lkw, sagte Hans Gerd Feldenkirchen (UWG/Forum). Die CDU forderte eine Verkehrsführung über die Bonner Straße, aber "ohne den Fließverkehr zu beeinträchtigen" (Petra Heller), die FDP eine ganz neue Planvariante. Der Entwurf des Bebauungsplans wird nun für einen Monat öffentlich ausgelegt; danach geht es ins Genehmigungsverfahren.

Antrag auf Ratsbürgerentscheid:
Der Antrag der FDP-Fraktion, ein Ratsbürgerbegehren gegen den Verkauf der städtischen Grundstücke an den Investor vorzubereiten, ist im Stadtrat abgelehnt worden. Wie berichtet, hat sich eine Initiative aus Bürgern, Gewerbeverein und FDP gegründet, die so den Ausbau des Toom-Markts in Roisdorf zu einem Einkaufszentrum verhindern will. Die anderen Fraktionen wollen die weitere Planung und Entwicklung jedoch nicht aus der Hand geben. Lediglich Paul Breuer (parteilos) stellte sich hinter den Antrag der FDP-Fraktion. Damit muss die Initiative Roisdorf 21 nun etwa 3500 bis 4000 Unterschriften sammeln,um ein Bürgerbegehren zum Grundstücksverkauf zu erreichen. Christian Koch (FDP): "Ich denke, es wird auch so genug Stimmen bekommen, das hier wäre jetzt nur die Abkürzung gewesen."

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