"Schrader@Parisi" in Walberberg Da sind die Stühle schnell überflüssig

BORNHEIM-WALBERBERG · Ein bisschen erinnerte das "Schrader@Parisi"-Konzert im ehemaligen Dominikanerkloster Walberberg an das Spiel "Reise nach Jerusalem": Nach (beinahe) jedem Song verzichtete ein Gast mehr auf seinen Stuhl - allerdings ganz und gar freiwillig.

 "Schrader@Parisi"-Konzert in Walberberg

"Schrader@Parisi"-Konzert in Walberberg

Foto: GA

Stühle sind etwas Feines, wenn man sitzen möchte. Im Zusammenhang mit Musik sind sie mitunter etwas hinderlich - will sagen: Der fast dreistündige rauschhafte Ritt durch alte und neue, eigene und gecoverte Songs im Akustik-Rock-Gewand war einfach nicht zum Sitzenbleiben gemacht.

Nachdem im ersten, von ruhigen Balladen geprägten Konzertteil nur wenige der rund 100 Gäste ihre Sitzgelegenheit links liegen gelassen hatten, verloren die Stühle in der zweiten Hälfte zunehmend an Bedeutung, waren aber erst beim dritten Zugabensong, dem gecoverten "Dance" von Mando Diao, endgültig überflüssig. "Wir wollen unserem Programm trotz der vielen gecoverten Stücke einen eigenen Anstrich verleihen und dem Publikum eine unterhaltsame Symbiose aus Bekanntem und weniger Bekanntem bieten", hatte "Schrader", der mit bürgerlichem Namen Andreas Dorn heißt und in Bornheim-Uedorf lebt, vor dem Konzert mit Franco Parisi erklärt - eine ziemlich brave Umschreibung dessen, was auf der Bühne des einstigen Klosters geboten wurde.

Die beiden Vollblutmusiker benötigten kein Aufwärmprogramm: Mit Eric Claptons "If I could change the world" und eigenen Stücken aus den 90er Jahren, in denen die Musiker mit der Band "YahYah" Erfolge feierten, konzentrierten sie sich zunächst auf das Hervorrufen von Gänsehaut. Diese wollte auch bei den Songs "Radioactive" von Imagine Dragons und "Take me to Church" von Hozier nicht verschwinden: Die beiden aktuellen Chart-Hits, die für eine üppigere Instrumentierung ausgelegt sind, entfalteten dank exzellentem Gesang und Gitarrenspiel große Kraft und Intensität. Auch die sonore Variante von Duffys "Mercy" und der wunderschön traurige Titel "Auf anderen Wegen" von Andreas Burani: ein Ereignis.

Musikalisch über jeden Zweifel erhaben zu sein und sich dabei selbst nicht bierernst zu nehmen - das ist das Motto der beiden Musiker, die schon als Teenager zusammen in Bands unterwegs waren. Mitte der 90er ging der musikalische Tausendsassa Andreas Dorn neue Wege und wurde Teil von Gildo Horns Begleitband, den "Orthopädischen Strümpfen". Seit einigen Monaten ist er nun mit Purple Schulz ("Verliebte Jungs"), einem Weggefährten aus den 80ern, unterwegs. Franco Parisi, der in Alfter-Gielsdorf lebt, arbeitete als Komponist und Texter unter anderem für BAP und Peter Maffay.

In Walberberg bescherten sie als Duo dem Verein "Theater im Kloster" bei einer seiner letzten Veranstaltungen ein gut besuchtes Haus und ein begeistertes Publikum. Und: Die Sitzenbleiber haben auch getanzt - im Geheimen.

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