Unterwegs in Bornheim-Brening... Das Leben spielt sich rund um die Kirche ab

BORNHEIM-BRENIG · Es gibt nichts, was es nicht gibt: Dass beispielsweise ein Planet existiert, der nach Brenig benannt ist, klingt für Fremde nach einer Sensation. Ortsvorsteher Heinrich Hönig sagt es eher beiläufig im Vorbeigehen. Hobby-Astronom Norbert Ehring hatte den zuvor unbekannten Himmelskörper 1997 entdeckt und "Brenig" getauft.

 Der Höhenlauf

Der Höhenlauf

Foto: Moritz Rosenkranz (2)/Roland Kohls/Wolfgang Henry

Da der Planet aber um die Sonne statt um die Kirche kreist, ist er auf dem Spaziergang mit dem Ortsvorsteher durch die drei Teile des 2300-Einwohner-Dorfes keine Station. Laut Hönig, seit 20 Jahren Ortsvorsteher, teilt sich Brenig ein in das sogenannte Loch, den Mittelteil am Hang und den etwas ausgelagerten Ortsteil Bisdorf. Um etwas über Brenig zu erfahren, wählt Hönig eine Route durch den alten Teil des Ortes, den Teil am Hang.

Startpunkt ist der "Vorgebirgsdom", wie Hönig das Gotteshaus wegen dessen "majestätischer Ausstrahlung" nennt. Die Kirche und das Areal um die Kirche herum bilden den Mittelpunkt des Breniger Lebens. Als "Sechser im Lotto" hat sich dabei das bunte Pfarrheim erwiesen. Es wurde 1999 mit Mitteln des Erzbistums gebaut und ist "sogar mit einer Bücherei ausgestattet", wie Hönig stolz zu Protokoll gibt. Ob Jugendband, Seniorennachmittag oder Karnevalsfeiern - jede Woche sei Programm. Doch auch die Kirche selbst hat mehr zu bieten als Gottesdienste. Jedes Jahr ist sie Spielstätte der Bonner Beethovenfestspiele. Dann kommt die Hochkultur nach Brenig.

Am rechten Seitenschiff findet sich zudem eine weitere Besonderheit. Dort ist die letzte von 14 Stationen zu sehen, die den Leidensweg Christi nacherzählen. An Fronleichnam gehen bis zu 100 Gläubige die Stationen, die durch den ganzen Ort verteilt sind. Ziel ist die Kirche. "Viele Jugendliche beteiligen sich an der Aktion. Symbolisch wird ein Kreuz durch Brenig getragen", erklärt Hönig, während er über den Kinderspielplatz - natürlich auch an der Kirche gelegen - zum Gudula-Clausen-Platz führt. Die Namenspatronin war eine Breniger Bürgerin, die in der Zeit des Nationalsozialismus eine jüdische Familie versteckt und somit vor dem Konzentrationslager bewahrt hat.

Auf dem Platz finden viele Feierlichkeiten statt, hier befindet sich einer der beiden Kindergärten, der derzeit für die U-3-Betreuung ausgebaut wird. Und hier befindet sich gegenüber auch der "Platz an der Pieta", wie Hönig ihn nennt. In einem kleinen Häuschen ist dort eine religiöse Figur ausgestellt, die aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt. Jahrzehnte hatte sie dann unbemerkt in einem Keller gelegen, ehe sie wiederentdeckt, restauriert und unweit ihres ursprünglichen Standortes wieder aufgestellt wurde.

Überhaupt Denkmäler: Hönig kümmert sich intensiv darum, Historisches zu pflegen. So hat er beispielsweise einigen Straßenschildern im alten Ortskern Schilder angeklebt, die den Ursprung des Namens erklären. Eine davon ist die Vinkelgasse. die im Jahr 1600 noch Fintzelsgaß hieß. Die Straße hat es Hönig angetan. "Das ist der Urkern von Brenig. Alle Häuser sind seit 100 Jahren in Familienbesitz." Vieles ist renoviert, die Straße vor einigen Jahren, wie im kompletten Ortskern, neu gemacht worden. Ähnliche Straßenzüge mit schönen alten Fachwerkhäusern finden sich in der Rücksgasse. Auch der nahe gelegene alte Schornshof wurde liebevoll restauriert.

Ein paar Sehenswürdigkeiten liegen dann aber doch außerhalb des Ortskerns. Vorbei an Bisdorf fährt Hönig zu Schloss Rankenberg. Im zugehörigen Park steht einer der Altäre für die Fronleichnamsprozession. "Hier wird der Segen erteilt", sagt Hönig. Auf dem Schloss wurden schon viele Filmaufnahmen gemacht. Es verfügt über eine eigene Kapelle im Haus und ist komplett in Privatbesitz.

Beliebt ist auch die Golfanlage Römerhof. Dort sind aber wohl eher die Breniger Neubürger Mitglied, die sich in den Neubaugebieten am Ortsein- und -ausgang angesiedelt haben. Hönig fährt durchs "Loch" über die drei sanierten Brücken, die den Mühlenbach, der sich durch den ganzen Ort schlängelt, überqueren, zurück zur Kirche. Vorher hat er das mit dem Planeten erzählt. Ganz beiläufig.

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