Kloster Walberberg Das letzte Kapitel ist geschrieben

BORNHEIM-WALBERBERG · Dominikaner übergeben in Walberberg ihr Altarkreuz und präsentieren ein Erinnerungsbuch

 Feierlicher Anlass: Pfarrer Matthias Genster (v.l.), Pater Rufus Keller und Pater Gerfried Bramlage zelebrieren die Messe in der Kirche Sankt Walburga, in der das Kreuz aus dem früheren Kloster Walberberg übergeben wird.

Feierlicher Anlass: Pfarrer Matthias Genster (v.l.), Pater Rufus Keller und Pater Gerfried Bramlage zelebrieren die Messe in der Kirche Sankt Walburga, in der das Kreuz aus dem früheren Kloster Walberberg übergeben wird.

Foto: Roland Kohls

Mit der feierlichen Übergabe des Altarkreuzes aus dem Kloster Walberberg an die Sankt-Walburga-Gemeinde wurde am Dienstagabend das letzte Kapitel der Dominikaner-Geschichte in Walberberg geschrieben. Während einer Messe in Sankt Walburga überreichte Dominikaner-Pater Gerfried Bramlage als Vertreter des Provinzials Pater Johannes Bunnenberg das Altarkreuz aus der Klosterkirche Sankt Albert an den Leitenden Pfarrer des Seelsorgebereichs Vorgebirge, Matthias Genster. Im Anschluss an die Messe wurde ein Buch über die Dominikaner in Walberberg vorgestellt.

Der letzte Prior des Walberberger Dominikaner-Klosters, Pater Rufus Keller, der die Messe mitzelebrierte, erzählte in seiner Predigt eine Geschichte über die Herkunft des Altarkreuzes und die unkonventionelle Art seiner Reise nach Walberberg: Es war zu Anfang der 60er Jahre, als Pater Remigius seinen Urlaub in Ascona am Lago Maggiore verbrachte. Auf einer Wanderung machte er Rast bei einem Bergbauern, der ihm von seinen gesammelten Antiquitäten berichtete. Als Pater Remigius dann die Schätze des Bauern in einem Stall bewundern durfte und den kunstvoll aus Lindenholz geschnitzten Corpus Christi aus dem 14. Jahrhundert entdeckte, entstand sofort der Wunsch, die Christusfigur der soeben renovierten Klosterkirche in Walberberg zukommen zu lassen. Doch wie sollte er die Antiquität ohne große Formalitäten nach Deutschland transportieren? Der Pater wählte den direkten Weg und nahm die fast mannshohe Figur als Reisegepäck mit in den Zug. So kam es, dass diese im Schlafwagen neben ihm liegend und unbemerkt vom Schweizer Zoll nach Deutschland kam.

Nach der Messe begab sich die Gemeinde ins benachbarte Walberberger Heimatmuseum "Haus im Garten". Dort wurde der Text- und Bildband "Dominikaner in Walberberg 1926-2007" in Anwesenheit der Herausgeber Pater Gerfried Bramlage, Pater Rufus Keller und des Rechtsanwaltes und Landrates a.D., Heribert Dietz, vorgestellt. Schon während der Messfeier hatte Pater Rufus die Anwesenden in seiner Predigt an seinen Gedanken zu dem Buch teilhaben lassen. "Wir haben das Buch ein 'Erinnerungsbuch' genannt", sagte er. In diesem Wort stecke "Innen", was ihn auch an das Innehalten erinnere: "Wir sollten uns daran erinnern, wo wir herkommen und was uns bestimmt." Er erinnerte beim Betreten der Kirche Sankt Walburga, in der das Altarkreuz seines Klosters für die Übergabe vor den Altar gelegt wurde, an die unzähligen Male, die er das Kreuz in der Klosterkirche gesehen habe, daran, wie sehr ihn die Zeit in Walberberg geprägt habe. Er sprach von dem "Mosaik der Erinnerung", von den vielen Geschichten, die nun in das Buch eingeflossen seien und von den ganz eigenen Perspektiven der Autoren, die die Erinnerung an das Kloster wieder aufleben lassen.

Mit der Erinnerung komme jedoch der Schmerz der Vergänglichkeit. Auch das Kloster habe seine Jahre, seine Geschichte gehabt: von 1926 bis 2007. Der Pater erinnerte an den letzten Gottesdienst und die Profanierung in Sankt Albert am 25. November 2007. "Die Dinge vergehen, die Erinnerung bleibt. Zu einer christlichen Erinnerung, dem Nachsehen, gehört der Dank." Der Provinzial des Ordens, Pater Johannes Bunnenberg schreibt im Vorwort, dass die Gedenkschrift helfen wolle, "das Wertvolle und Bedeutsame, das sich mit Walberberg verbindet, in Erinnerung zu halten. Sie ist ein Dank an alle, die sich in und für Walberberg engagiert und es tatkräftig unterstützt haben." Das Buch dokumentiere, "wie ein kleiner Ort, eine Ordensgemeinschaft, eine Hochschule, ein Tagungshaus über einige Jahrzehnte eine bemerkenswerte Ausstrahlung genossen. Die Schließung bezeugt einmal mehr, dass auch Großes anscheinend seine begrenzte Zeit hat."

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