Theater im Kloster Bornheim Dem Traum ein Stück nähergekommen

BORNHEIM · Park 'n' Ride: Das bedeutet Party, Kuschelfieber, Feuerzeuge, Schuhverlust, Randale, Mutters Lieblinge, Samstagabend-Club-Bass, Montagmorgen-Motivation, Herzschmerz-Ersthelfer und eine Menge Watt. Schon klar, dass damit nicht der Autoabstellplatz am Bahnhof gemeint ist: Die Band aus Neuss, die sich diesen Namen gegeben hat, gastierte im Bornheimer Theater im Kloster. Und die leider nicht sehr zahlreichen Besucher des Indie-Rock-Konzerts wurden von dem mal spritzigen, mal nachdenklichen Abend nicht enttäuscht.

 Auf die nächste Saison im Theater im Kloster stoßen Gerhard Fehn (2.von rechts) und Cécile Kott (rechts) mit Freunden an.

Auf die nächste Saison im Theater im Kloster stoßen Gerhard Fehn (2.von rechts) und Cécile Kott (rechts) mit Freunden an.

Foto: Wolfgang Henry

"Das geht volle Kanne auf die Omme", kündigte das singende und Gitarre spielende Energiebündel Clara Krum (19) den Titel "Scratch" vom gerade erschienenen Album "Scratches" an. "Auf unserem zweiten Album ist kein Lied, das nur die heile Welt beschreibt, alles kratzt ein bisschen an der Oberfläche", fassen ihr Bruder Jan-Philipp Krum (21), Christian Faßbender (21) an der Gitarre und Jan-Phillip Ley (24) am Bass zusammen.

Normalerweise sitzt Jan-Philipp Krum am Schlagzeug, doch da Bahtiyar Sutekin (21) mit seinem Synthesizer in Bornheim nicht dabei sein konnte, war das Konzert unplugged, und Krum gab auf seinem Cajon den Rhythmus vor. Für die Abiturientin Clara Krum war der Auftritt auch der vorerst letzte, denn sie wird in den nächsten Tagen für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Argentinien gehen. Anlass für ein musikalisches Lebewohl: Bei "A Dios Le Pido" ging die Sonne im Kloster und in den Herzen des Publikums auf.

Nicht ohne Grund hatten sich die beiden Theatermacher Gerhard Fehn und Cécile Kott Park 'n' Ride fürs Konzert gewünscht, denn sie kennen Clara Krum und ihren Bruder Jan-Philipp schon seit den Sandkastentagen ihrer Kinder und haben nicht nur ihr musikalisches Werden verfolgt. Mit diesem Konzert ging die erste Bornheimer Theatersaison zu Ende, und Fehn blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Zeit seit September 2012 zurück: "Wir können schon ein bisschen stolz sein, dass wir bei null angefangen haben mit einem großen Traum in der Tasche und es geschafft haben, einen permanenten Theaterbetrieb auf die Beine zu stellen." Doch leider haben die Bornheimer selbst das Theater in ihrer Stadt noch nicht für sich entdeckt, die Zuschauerzahlen lassen mitunter zu wünschen übrig. Bisweilen kommen Menschen aus Köln und Bonn zum Theater im früheren Kloster an der Secundastraße, weil dessen Programm in den umliegenden Städten als Geheimtipp gehandelt wird.

"Wir haben zwar seit Januar steigende Zahlen, doch es wäre schön, wenn sich das weiter in diese positive Richtung entwickelt", blickt Fehn voller Hoffnung nach vorn. Auf jeden Fall freuen er und seine Frau Cécile Kott sich, dass sich ihr Haus in Künstlerkreisen als kleines Theaterparadies einen Namen gemacht hat und Agenturen sich melden, um für ihre Künstler das ausgefallene Ambiente zu nutzen. Ganz besonders dankbar sind sie Künstlerkollegen wie Bernd Stelter, Jens Streifling, Günter Lamprecht, Claudia Am und Willi Wilden, die auf ihre Gagen verzichtet haben, um dem kleinen Theater auf die Beine zu helfen.

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