Seenotrettung im Mittelmeer Demo für Flüchtlinge: Bornheimer bilden Menschenkette

Bornheim · Der evangelische Arbeitskreis „FriedensDekade“ hat gegen den Umgang mit geflüchteten Menschen im Mittelmeerraum protestiert. Neben Kritik gab es auch konkrete Forderungen.

Kurz nach dem Beginn der Aktion begannen Teilnehmer, auf dem Peter-Fryns-Platz eine Menschenkette zu bilden.

Kurz nach dem Beginn der Aktion begannen Teilnehmer, auf dem Peter-Fryns-Platz eine Menschenkette zu bilden.

Foto: Petra Reuter

Ein Zeichen für mehr Menschlichkeit, mit Blick auf die tragischen Schicksale Geflüchteter auf den Mittelmeerrouten, setzten am Samstag 32 Männer und Frauen auf dem Bornheimer Peter-Fryns-Platz, zeitgleich mit ähnlichen Kundgebungen in Bonn und Brühl. Initiator der Aktion, nach 2021 die zweite ihrer Art, ist der Arbeitskreis „FriedensDekade“ der Evangelischen Kirchengemeinde um Kurt Schiwy, der damit auf die „tödlichste Grenze der Europäischen Union, das Mittelmeer“ aufmerksam machen will und die Schaffung sicherer Fluchtwege, die Bekämpfung von Fluchtursachen und einen humanen Umgang mit geflüchteten Menschen fordert.

Bildeten in Hersel noch 50 Teilnehmer eine Menschenkette, waren es beim Menschenring am Samstag wesentlich weniger Personen als ursprünglich erhofft. Dennoch zeigte sich Schiwy zufrieden mit der Resonanz. „Die Leute haben durch Ukrainekrieg und Energiekrise andere Prioritäten und die Flüchtlinge im Mittelmeer aus dem Blick verloren“, lautet die Bilanz des Brenigers. Ihm liegt das Schicksal der Flüchtlinge seit 2015 am Herzen, als der zweijährige kurdische Junge Alan Kurdi vor der türkischen Grenze ertrank. Seit 2017 ist er zweimal im Jahr zwischen zwei und vier Wochen als Helfer auf den Rettungsschiffen „Seewatch“ und „Lifeline“ unterwegs.

Kritik an italienischer Regierung

„Das Thema ist weiterhin brisant. Gerade kürzlich wurde ein Rettungsschiff mit 427 Flüchtlingen in Italien mit der Begründung festgesetzt, dass zu viele Menschen gerettet worden seien. Das ist doch unglaublich“, echauffierte sich der engagierte Flüchtlingshelfer. Staatliche Stellen müssten endlich ihre Jobs machen, fordert er. Dazu gehören für ihn unter anderem die Räumung der libyschen Auffanglager, in denen prekäre humanitäre Zustände herrschen, und stattdessen die Aufnahme Geflüchteter auf den Kanarischen Inseln und auf Sizilien. Anschließend müssten die Menschen gerechterer innerhalb der Europäischen Union verteilt werden.

„Seenotrettung ist wichtig, weil sonst Menschen ertrinken, die nicht ertrinken müssten. Globalisierung und Dürre treiben die Menschen in die Flucht“, steht für Heinz-Peter Schulz von der Partei „Die Linke“ fest. Auch für eine 26-jährige Roisdorferin war es „Ehrensache“ bei der Demo dabei zu sein: „Seenotrettung sollte selbstverständlich sein. Wenn es in Bornheim eine solche Veranstaltung gibt, muss man einfach hingehen“.

Kunst drückt die Hilflosigkeit aus

Wie auch schon am Rheinufer zeigte der Alfterer Bildhauer Rainer Kaps seine Kunstinstallation „Ich bin nicht da“. Die Betrachter konnten dabei durch menschliche Konturen, geformt aus Pappe und Holz, auf beiden Seiten unterschiedlich bemalt, hindurchsehen. Die Verschiedenheit der Farben symbolisiert die Unterschiedlichkeit der Menschen, fehlende Gliedmaßen die Handlungsunfähigkeit der Flüchtlinge.

„Die Installation hat verschiedene Ebenen. Physisch werden die Menschen an den Grenzen gehindert einzureisen. Selbst wenn sie körperlich da sind, sind sie seelisch nicht vorhanden“, erklärte der Bildhauer aus eigenem Erleben, hat er doch als Achtjähriger mit seinen Eltern 1960 die damalige DDR verlassen. Außer der Mini-Ausstellung sorgten Musik und Texte für Unterhaltung. So standen unter anderem der Roisdorfer Schriftsteller René Klammer, Wilko, ZAPP und Stradrapella auf der Bühne.

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